Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Ausländer und andere Sorgenkinder.
Es gibt ja Menschen, die immer etwas zu sagen haben. Dazu gehört auch die ehemalige EU-Abgeordnete Astrid Lulling. Sie redet leidenschaftlich gerne über Politik, die Gesellschaft, den Wein. Eigentlich ist das Thema egal, Hauptsache sie darf etwas sagen. Die „Carte Blanche“ bei RTL ist deshalb das perfekte Format für das Polit-Urgestein. Dort darf Lulling ganz ungefiltert ihre Meinung vertreten – und alle anderen dürfen zuhören.
Dieses Mal war es das leidige Thema des Ausländer-Wahlrechts. Lullings Meinung ergibt sich eigentlich schon aus dem reißerischen Titel ihres Kommentars: „Sollen Auslänner eist Land regéiren?“ Eine rein rhetorische Frage natürlich, die schon ein unterschwelliges Nein mit geballter patriotischer Faust in der Tasche als Antwort beinhaltet. Jeder, der im Großherzogtum wohnt, könne ja Luxemburger werden und dürfe dann wählen und sich politisch engagieren, so die Politikerin. Basta.
Das beste Argument gegen das Ausländerwahlrecht sei die doppelte Staatsbürgerschaft, sagt Lulling noch. Um im nächsten Atemzug zu betonen, dass sie früher, also ziemlich sehr viel früher, auch gegen die „duebel Nationalitéit“ war. Sie ist also gegen ihr eigenes Argument gegen das Ausländerwahlrecht. Klingt komisch, ist es auch.
Damit drängt sich die abschließende Frage auf: „Wat fir Interessie verfollegen déi eigentlech, déi elo erëm mat esou enger Fuerderung kommen, wéi den 1. Mee zu Réimech?“ Ja, welche denn? Wieder so eine rhetorische Frage, auf die eine Antwort jedoch wesentlich schwieriger ausfällt. Nicht so wie: Wat fir Interessie verfollegt eigentlech eng eeler Madamm, déi an hirer wuel verdéngter Polit-Pensioun e bëssi géint Auslänner stëppelt, wéi den 13. Mee op RTL?
Redings Beziehungsprobleme mit Polen
Von Astrid Lulling ist der Weg zu ihrer ewigen partei- und europapolitischen Rivalin Viviane Reding nicht weit. Der aktuelle Beziehungsstatus der EU? Extrem kompliziert. Die angespannte Situation zwischen der EU und Polen war für die Zuschauer der Talkshow „Maischberger“ am Mittwoch praktisch spürbar. In der Runde von Sandra Maischberger kriselte es nämlich heftig zwischen der früheren EU-Kommissarin und der polnischen Journalistin Aleksandra Rybinska. Beide stritten sich darum, wer der schlechtere Partner ist – und wer wem mehr misstraut.
Vivane Reding stellte klar, dass Polen sich an die Regeln halten müsse, damit die Beziehung mit der EU funktioniert. Doch der Vertrauensverlust ist gegenseitig. Polen zweifelt ebenso stark an der EU, fühlt sich falsch verstanden und „wie ein Kleinkind“ behandelt. „Demokratie traut man uns nicht zu“, sagte Rybinska. Eine verzwickte Situation…
„Man behandelt uns wie Kleinkinder!“
Warum die #EU in Polen ein zunehmendes Image-Problem hat, erklärt die polnische Journalistin @ARybinska.#Europawahl2019 #Europa #Polen #Ungarn #Tschechien #maischberger @DasErste pic.twitter.com/QnXQimcj4G— Maischberger (@maischberger) May 15, 2019
Beziehungsprobleme kennt ja jeder, hier scheint es sich aber um die besonders schlimmen und viel zitierten „unüberbrückbaren Differenzen“ zu handeln. Nach Großbritannien scheint also die nächste große EU-Trennung ins Haus zu stehen. Denn wie jeder Küchenpsychologe weiß: Eine Beziehung, die nicht auf Vertrauen beruht, kann auf Dauer nur im Scherbenhaufen enden.
Der Deeg im CSV-Wahlkampf …
Indes ist die CSV damit beschäftigt, so viele Nachfolger von Lulling und Reding am kommenden Sonntag ins Europäische Parlament zu bekommen. Das wollen die Christsozialen ausgerechnet mit einer Liste von eher unbekannten Politikern erreichen. Die Strategie setzt aber auf die Schwergewichte der Partei – namentlich Frank Engel und Felix Eischen. Ihre politischen Ziele teilen sie aber am liebsten nicht mit den Wählern, sondern gehen eher unkonventionell auf (Wähler-)Fang.
„Abee gutt.“ Wer jetzt nicht mit voller Überzeugung für das Programm der CSV am Sonntag vor dem Angeln wählen geht, dem ist auch nicht zu helfen.