Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Jedes Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Ein süffiger Neustart der Wirtschaft und die Opposition der nationalen Einheit.
Das Bier steht kalt, die Terrassen sind offen, die Menschen draußen. Wäre das Wetter schlechter, könnte man fast glauben, alles wäre wieder beim Alten. Auch für die Abgeordneten wird es endlich Zeit für ein Bierchen nach diesen anstrengenden Monaten. Dabei gilt laut Yves Cruchten: lieber ein Humpen zu viel als einer zu wenig. Die fehlenden Einnahmen der Gastronomen müssen ja schließlich wettgemacht werden. Nach ein paar gemeinsamen Kneipen-Gängen ist dann sicherlich auch die Stimmung zwischen der Opposition und dem Chamber-Präsidenten besser.

Dass Alkohol die Lösung ist, hat übrigens auch das „Tageblatt“ festgestellt. Laut der exklusiven Recherche mit dem treffenden Titel „Alkohol rettet Luxemburgs Wettbewerbsfähigkeit in der Großregion“ ist Kaffee und Alkohol in Luxemburg anscheinend billiger als im nahen Ausland. Übrigens gilt das auch weiterhin für Tabak. Sprich: die perfekten Zutaten für eine gelungene, jetzt ja wieder ansatzweise erlaubte, Party.
Wem das aber noch nicht reicht, dem wird von der Luxair geholfen. Für läppische 198 Euro Hin- und Rückflug kann man „das Ende des Lockdowns in Stockholm feiern“, sagte der Chief Party Officer der nationalen Airline, Laurent Jossart bei „Radio 100,7“. Klingt absolut, ja unfassbar vernünftig. Die Corona-Party-People müssen allerdings bedenken: Alkohol ist in Schweden deutlich teurer als in Luxemburg.
Neue Slogans braucht die Wirtschaft
Auch wenn in Kneipen wieder Bier fließt, gilt das noch lange nicht für das Geld. Die Regierung hat deshalb weitere Hilfsmaßnahmen unter dem Namen „Neistart Lëtzebuerg“ vorgestellt. Wir verstehen jetzt auch endlich, was Bill Gates mit diesem Virus zu tun hat: Einmal entdeckt, soll man für eine erfolgreiche Bekämpfung zur Sicherheit das System herunterfahren und dann wieder neustarten. Das funktioniert sowohl für Rechner mit Windows als auch für ganze Staaten.
Besser wäre da nur noch ein „Reboot“. Bedeutet zwar das gleiche, klingt aber um einiges hipper. Das dachte sich auch das Wirtschaftsministerium, in dem man offenbar überzeugt ist, den wirtschaftlichen Abschwung allein mit originellen Slogans bekämpfen zu können. Man beachte: Es muss kurz und „catchy“ sein, am besten auf Englisch und unbedingt mit einem Hashtag versehen werden. Et voilà, schon hat man die Lösungen für alle Probleme. Beispiele gefällig: Ist im Restaurant ein Abstand von 1,5 Meter zwischen den Tischen, dann ist es #SafeToServe. Wollen Sie Ihr Unternehmen besser auf die Zukunft vorbereiten, dann machen sie mit bei #Fit4Resilience.
Die Betreiber von Hotels, Restaurants und Cafés brauchen allerdings noch eine Nachhilfestunde von Minister Franz Fayot. Mit #KommtBeiEis wollen sie ernsthaft um neue und alte Kunden werben. #Boring. Wir hätten da noch ein paar bessere Vorschläge: #DoItLikeCruchten für alle politischen Humpenjangs, #DontThinkDrink für alle Passagiere des Luxair-Flugs nach Stockholm, #2Small2Fail für Kleinunternehmen oder #MoneyForNothing für den nächsten Satellitenkauf der Regierung.
Opposition der Nationalen Einheit
Trotz feschen Hashtags gehen in diesen turbulenten Zeiten aber gerne Themen mal unter. Haben Sie zum Beispiel bemerkt, dass es nur noch zwei Oppositionsparteien gibt? CSV und Déi Lénk machen jetzt gemeinsame Sache, durch die Größe der Fraktion (und den Wählerwillen) behält die CSV allerdings die Schirmherrschaft der Opposition der nationalen Einheit.
Blo-Rout-Gréng deet sech schwéier konsequent aus der Finanzéierung vun Atomenergie erauszeklammen!
Posted by CSV on Thursday, 28 May 2020
Der frisch gebackene CSV-Abgeordnete David Wagner hat diese Woche im Namen der neuen Anti-Atom-Opposition eine Motion gegen die Subventionierung von Atomstrom eingereicht. Seine Mutterpartei hat dazu gleich das passende Video auf Facebook hochgeladen. Die Partei bekräftigt die neue Allianz, indem sonst niemand von den alteingesessenen Abgeordneten im Video das Wort ergreift. Wir freuen uns über dieses harmonische Miteinander, vielleicht klappt es dann auch beim nächsten Mal zu zweit mit der Regierungsbildung.