Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: neue Allianzen und andere Sommerphänomene.
Freundschaften sind doch was schönes. Schauen Sie sich nur die tiefe Bindung zwischen CSV und déi Lénk an, die sich ganz unerwartet entwickelt hat. Dass sich links und (sagen wir mal) Mitte-Rechts so annähern, hätten wir ja nicht gedacht.
Wie es soweit kommen konnte? Na, wie heißt es so schön: geteiltes Leid ist halbes Leid. Dass die Funken sprühen, war bei der Pressekonferenz von déi Lénk diese Woche jedenfalls spürbar. Die CSV ist ja auch endlich in der Opposition angekommen – also an dem Punkt, den déi Lénk wahrscheinlich nie verlassen werden und nur allzu gut kennen.
Und weil beide Parteien jetzt gegen Blau-Rot-Grün wettern, finden sie sich gegenseitig dann doch irgendwie ganz nett. Plötzlich nennt Viviane Reding David Wagner ganz liebevoll ihren „kommunistischen Freund“ und Wagner und Marc Baum sind auch ganz aus dem Häuschen, dass die CSV plötzlich ihre Vorschläge gar nicht mehr so schlecht findet. Beispiel Verfassung: Dass die CSV jetzt die Bevölkerung in die Debatte miteinbeziehen will, unterstützen déi Lénk voll und ganz. Auch wenn sie sich sicher sind, dass die Idee ja eigentlich von ihnen selber kommt – und die CSV quasi nur noch auf ihren Zug mit aufgesprungen ist.
Oder das heikle Thema Wohnungsbau: Déi Lénk wollen Spekulanten den Kampf ansagen, notfalls durch Enteignung. Und zeigen sich beeindruckt von der Kritik, die auch die CSV beim Thema Immobilien an der Regierung ausübt. Und laut Parteichef Frank Engel sollen die „Schwarzen“ sich ja ohnehin auf ihre christlich-sozialen Traditionen besinnen und zur Partei der „kleinen Leute“ werden. Ganz andere Töne als noch vor ein paar Jahren. Als hätte die CSV es von den Besten gelernt …
„Sushi geet ëmmer“
Mehr als freundschaftlich ist auch die Beziehung zwischen dem Medienhaus RTL und seinen Werbepartnern. Die geht soweit, dass Letztere den ganzen Sommer über auf RTL eine Plattform geboten wird. Nein, nicht anhand von bezahlter Werbung. Sondern in Form von redaktionellen Kurzinterviews – „Eis Annonceuren am Summer“ – so wie man das halt unter Freunden macht.
Jeder Werbepartner darf deshalb auf RTL zu ganz wichtigen Themen Stellung beziehen. Beispielsweise zum persönlichen Lieblingsessen, zur Lieblingsapp oder zum Traumauto. Und so erfährt der aufmerksame Leser, dass der eine Werbekunde Sushi liebt („Sushi geet bei mir ëmmer, ob Summer oder Wanter, Mettes oder Owes“) und ein anderer sich erst vor kurzem Nasenstöpsel gekauft hat, weil er soviel schnarcht.
Ganz spontan und uneigennützig erscheint dabei die Frage: „RTL ass fir mech…?“ Und die Antworten noch spontaner: „E Stéck doheem“, „E Stéck Lëtzebuerg“, „News, gutt Musek an eng gutt Stëmmung“. Einer der „Annonceuren“ hat es aber erkannt: „Dee Medium, mat deenen een am meeschte Leit erreecht.“ Und sei es nur durch Sommer(-loch)-Interviews mit „bekannte Lëtzebuerger Geschäftsleit a Responsabeler aus dem Marketing an der Kommunikatioun emol aus engem anere Bléckwénkel“.
Ein Sommer im Sandkasten
A propos Sommerloch: Falls Sie auch frei haben und – wie von Tourismusminister Lex Delles gewünscht – „Vakanz doheem“ machen, dann hätten wir noch einen Tipp. Sie brauchen gar nicht ans Meer zu fahren, wenn der Strand doch praktisch direkt vor der Haustür liegt. Schauen Sie sich nur den neuen City Beach in Luxemburg-Stadt an. Ein echter Traumstrand in grau-beige von vielleicht 300 Quadratmetern. Getauft wurde er auf den Namen „Theaterplage“.
Oder war das Ganze vielleicht doch eher als Sandkasten gedacht? Wenn wir uns die Fotos ansehen, sind wir uns ehrlich gesagt nicht mehr so sicher. Serge Wilmes dagegen schon. „Genéisst vun haut un a bis Ënn September d’Ambiance vun enger Plage. Mëtten an der Stad“, preist der Erste Schöffe und Beinahe-CSV-Parteichef die bahnbrechende Idee an.

Wer braucht schon eine Sommerpause?
Ob seine Parteikollegen auch einen Zwischenstopp bei der „Theaterplage“ einlegen? Wäre eine Überlegung wert. Nein, nicht wegen des Sandkastens. Doch die Christsozialen sind momentan ohnehin quer durchs Land unterwegs und auf der Suche nach Antworten auf die Frage, wo der Schuh denn bei den Bürgern drückt. Das Ganze nennt sich „CSV Nolauschtertour“.
Die Partei, angeführt von Martine Hansen, fährt in einem Van (nein, nicht im SÜVchen) von Ortschaft zu Ortschaft und schreibt Wünsche, Beschwerden und Vorschläge der Leute auf. Um es dann vielleicht irgendwann mal wieder besser zu machen als die aktuelle Regierung. Aber frühstens nach der Sommerpause.
