Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Spiel, Spaß, Spannung mit Kriegsdrohnen und sonstige rosige Aussichten.
Was war denn diese Woche bei der LSAP los? Eigentlich lief doch grade alles gar nicht mal so schlecht. Die größte Oppositionspartei, die seit einem Jahr mit sich selbst beschäftigt ist, eine Gesundheitsministerin mit Spitzenwerten und ein Wahlkampf der Schwesterpartei im Nachbarland, der (aus bis zu Redaktionsschluss unerklärlichen Gründen) fruchtet. Sprich, ideale Bedingungen für ein bisschen Tumult und Planungsunsicherheit, dachte sich wohl Dan Kersch.
Der Vizepremier mit den durchdachtesten Ideen (#Coronasteuer) hat es wieder geschafft, die Politwelt zu überraschen. Er hat einfach keine Lust mehr auf diese nervigen Journalistenfragen und Kritik von „Parteifreunden“ und zieht einen Schlussstrich unter seine Ministerkarriere. Also irgendwann, aber Hauptsache jetzt schon mal ankündigen und die Spekulationen befeuern. Dass Kersch damit als Lame Dan, pardon, Duck, bis zu den nächsten Wahlen eigentlich nicht mehr ganz ernstzunehmen ist, dürfte ihm herzlich egal sein.
#DéiMamPaulette
Somit verlässt nach dem „letzten Kommunisten“ Jean-Claude Juncker nun auch noch der letzte Sozialist demnächst die Regierung. Die LSAP-Technokraten haben es offenbar alle gehörig satt, ständig in der Regierung zu sitzen. Ist ja auch anstrengend. Immer wieder wird man für das Aussitzen von Problemen kritisiert. So auch Romain „Schniggi“ Schneider, dem es nun endgültig reicht. Die Kritik der Bauernzentrale an seiner Landwirtschaftspolitik sei „infekt“, so der Noch-Minister. Bald winkt denn auch ihm die selbstgewählte politische Rente. Nicht zu vernachlässigender Vorteil: Als Politpensionär hat man noch mehr Zeit, lässige Fotos auf Instagram zu posten.

Aus überaus gut unterrichteten Parteikreisen heißt es nun, dass die LSAP-Minister so lange zurücktreten werden, bis auch Jean Asselborn verstanden hat, dass er an der Reihe ist. Nicht umsonst war es mit Etienne Schneider ein Sozialist, der die Begrenzung auf zwei Mandate für Minister ins Spiel brachte und es den anderen denn auch gleich vormachte, wie man sein Leben zurück bekommt. Abzuwarten bleibt allerdings, ob für Schniggi, Erdodan, und wie sie alle heißen, noch genügend Platz in den lukrativen Verwaltungsräten dieser Welt ist.
Asselborn, der 72-jährige Jetsetter und Autokratenschreck, kann jedenfalls nicht so leicht loslassen. Er hat in den deutschen Medien mal wieder so viele Interviews gegeben, dass er offenbar noch nicht mal mitbekommen hat, was in seiner Partei derzeit los ist, verriet er dem „Lëtzebuerger Land“. Auch wir finden: Es gibt nun wirklich wichtigere Dinge als die freiwillige Selbstauflösung einer 17-Prozent-Partei. Zumindest so lange, bis Paulette Nationale endlich die Spitzenkandidatin-Katze aus dem Sack lässt und die LSAP endlich zur Premierpartei macht. #DéiMamPaulette
#OuterSpace
Ganz anders steht es jedoch um die politische Karriere von Sven Clement. Er stellt bekanntlich die unangenehmen Fragen an die Regierung, obwohl er nachweislich alles schon weiß. So zumindest die Selbstdarstellung des jungen Politstars. Recht unangenehm war wohl auch den Beamten des Mobilitäts- und des Wirtschaftsministeriums die Frage des cleversten Abgeordneten, seit es Protestparteien gibt. Clement wollte sich über „Unidentified Aerial Phenomena“ erkundigen, also, ob es solche Phänomene wie etwa UFO-Sichtungen in Luxemburg gibt. Ganz wichtig auch das kritische Nachhaken, ob das Risiko einer Kollision mit solch einem Objekt einen Einfluss auf die Regulierung des luxemburgischen Flugverkehrs habe.
Wir finden: Eine durchaus berechtigte Frage. Und hätten da noch ein paar Vorschläge: Gilt eigentlich die Rechts-Vorfahrt-Regel auch für Außerirdische? Sollen Verkehrsdelikte vor Ort oder vor einem intergalaktischen Gericht verhandelt werden? Und stimmt es, wie es aus verschwörerischen Piraten-Kreisen verlautet, dass der ewige „Spaceminister“ Etienne Schneider Vorsitzender dieses Gerichts werden soll? Sven Clement (oder zur Not auch sein Sidekick Marc Goergen) sollten da dringend mal nachhaken!
Leider wiesen die Ministerien die brennenden Fragen des smarten CDD-Abgeordneten aber ab. Dem Luftfahrtamt sei nicht bekannt, dass solche „Phänomene“ in Luxemburg beobachtet wurden. Auch hätten sie keinen Einfluss auf die Gesetzgebung. Dabei gibt es längst Anzeichen, dass das der Fall ist. Denn der Oppositionspolitiker, „der zu jedem Thema offenbar alles besser zu wissen scheint als alle anderen“ (dixit Dan „Noch-Vizepremier“ Kersch), hat wahrscheinlich auch dieses Mal recht.
Oder ist der Piraten-Abgeordnete nicht etwa selbst in Kontakt mit Außerirdischen? Wie sonst lässt sich erklären, dass er in Zusammenhang mit dem neuen staatlichen Vertrag mit RTL in einem Interview mit dem „Tageblatt“ diesen Satz gesagt hat: „Unsere Regierung wurde so schnell über den Tisch gezogen, dass sie die Reibungshitze als Nestwärme empfunden hat.“ Der Vergleich ist so abwegig und nicht von dieser Welt, dass wohl nur eine höhere Intelligenzform dem Piraten das ins Ohr geflüstert haben kann.
#WarGames
Apropos fliegende Objekte. Sichtlich Spaß hatten Kriegsminister François Bausch und Flugbrückenbauer Xavier Bettel bei einer Militärübung „um Bierg“. Wenn es nach den ökoliberalen Scherzkeksen geht, ist Krieg anscheinend etwas ganz Tolles und Amüsantes. Einmal eine der Drohnen steuern, die sonst nur bei Hightech-Militärs in der ganzen Welt zum Einsatz kommen: unbezahlbar!

Und wie die Luxemburger Friedenskämpfer den Ministern nebenbei versicherten, kommen die feschen unbemannten Luftfahrzeuge natürlich nur zu „Aufklärungszwecken“ zum Einsatz. Kriegsunterstützung powered by SES in Betzdorf, gezielte Tötungen mit möglichen „Kollateralschäden“ sind absolut, total und ohne Zweifel ausgeschlossen! Großes blau-grünes Indianerehrenwort!

#Respekt
Das ganze Kriegsgespiele stimmte manchen aber wohl doch etwas nachdenklich. Am Freitag fragte ein Journalist bei „RTL“ Carole Dieschbourg: „Wat ass mir wichteg?“ Etwas überrascht wiederholte die Ministerin die Frage: „Wat ass mir wichteg?!?“ Wer allerdings einen philosophischen Exkurs über den Sinn des Lebens und eines Ministermandats erhoffte, wurde bitter enttäuscht. „Was ist wichtiger: Klimaschutz oder wiedergewählt zu werden?“, legte der Moderator nach. Was folgte: Die obligatorische Antwort, dass natürlich der Klimaschutz wichtiger sei. Die erhoffte philosophische Debatte blieb leider aus. Dafür gab es aber ein wahres Floskelfeuerwerk der Ministerin über die Gründe, warum Klimaschutz zwar wichtig, aber nicht so leicht, und schon gar nicht in Luxemburg, umsetzbar sei.
Einen weiteren überzeugten Klimaschützer lud der Sender allerdings am Vortag ein. Der ACL habe sich jetzt „ganz klar als Mobilitéitsclub geoutet„, sagte der Direktor des Lieblingsvereins jedes guten Luxemburgers. Wie sehr sich die Autolobby inzwischen für alternative Verkehrsmittel einsetzt, erkenne man daran, dass ihr Direktor im letzten Monat zum ersten Mal Bus gefahren ist. „Das war eine neue Erfahrung“, sagte Jean-Claude Juchem. 2.500 Schülerinnen und Schüler haben dafür am Freitag extra eine Parade für ihn organisiert. #GoodJob
Oder wie Maybe-Bundeskanzler Olaf Scholz sagen würde: Respekt! Wir halten es bei all den angekündigten Minister-Rücktritten, gelungenen Minister-Photo-Ops und der baldigen, endgültigen politischen „Rentrée“ aber eher mit der Gefühlslage von Noch-Kanzlerin Angela Merkel vor der anstehenden Bundestagswahl. In diesem Sinn: ein schönes Wochenende!
