Über 60.000 Luxemburger leben im Ausland und dürfen bei den Parlamentswahlen mit abstimmen. Dazu zählen auch knapp 14.000 Luxemburger, die die Nationalität erhielten, weil einer ihrer Vorfahren im Land lebte. Gerade diese Gruppe will die DP nun über Facebook ansprechen. 

Manchmal reichen wenige Stimmen, um eine Wahl zu entscheiden. Das weiß niemand besser als Xavier Bettel. 2011 erhielt er bei den Kommunalwahlen lediglich 500 Stimmen mehr als Paul Helminger und löste so seinen Parteigenossen als Bürgermeister der Stadt Luxemburg ab. Und der Ausgang der Parlamentswahlen im Oktober ist so offen wie selten zuvor.

Die DP nimmt dies zum Anlass, nach wenig genutzten Wählerreservoirs Ausschau zu halten. Von Albanien bis Vatikanstadt: Die Liberalen schalten seit Anfang August europaweite Anzeigen auf Facebook, die sich an Auslandsluxemburger richten. Unter „Seiteninfos & Werbung“ gibt Facebook seit Kurzem Einblick in „gesponsorte Posts“, die eine Partei oder Organisation beim sozialen Netzwerk schaltet.

In Erklärvideos auf Französisch und Englisch geht die DP ganz pädagogisch die einzelnen Etappen der Stimmabgabe durch. Ganz uneigennützig ist das natürlich nicht. „Unsere Empfehlung: Schwärzen Sie den Kreis über der DP-Liste.“ So stelle der Wähler sicher, dass Luxemburg von einer „kompetenten, seriösen und anerkannten Partei“ geführt werde.

10.000 „neue“ Luxemburger zusätzlich gegenüber 2013

Vor allem wird betont, dass Luxemburger im Ausland spätestens bis zum 4. September die Briefwahl beantragen müssen. Außerdem erklären die Videos, dass jene Luxemburger, die nie im Land gelebt haben und auch nicht hierzulande geboren sind, im Bezirk Zentrum wählen.

Dieses Detail ist ein Hinweis, dass es der DP auch um jene Luxemburger geht, die seit 2010 die Nationalität erhielten, weil einer ihrer Vorfahren vor 1900 bereits Luxemburger war. Laut den Zahlen des Justizministeriums haben zwischen 2010 und 2017 insgesamt 13.886 Personen über die sogenannte „recouvrement“-Prozedur die Luxemburger Nationalität erhalten. Die Mehrheit wohnt in Belgien und Frankreich. Insgesamt wohnen über 60.000 Luxemburger offiziell im Ausland.

Das Phänomen hat sich in den letzten Jahren deutlich verstärkt. Zum Vergleich: Bei den Wahlen 2013 gab es erst knapp 4.000 „neue“ Luxemburger, die hätten wählen können. Diese Wählergruppe könnte durchaus einen Einfluss haben, wenn sie ausreichend mobilisiert wird, da sie ja alle im Bezirk Zentrum wählen. Dort wurden 2013 insgesamt knapp 60.500 Stimmzettel abgeben.

Auslandsluxemburger erreichen, die in Zukunft wieder ins Land kommen

Der DP-Generalsekretär Claude Lamberty sagt auf Nachfrage von REPORTER, dass die Partei nicht groß auf diese „neue“ Luxemburger abziele. „Uns geht es um Luxemburger, die hier im Land gelebt haben, nun im Ausland sind, aber auch in Zukunft zurück nach Luxemburg kommen wollen“, so der Wahlkampfmanager. Es sei wichtig hervorzuheben, dass die Auslandsluxemburger durchaus das Wahlrecht hätten.

Trotzdem hat die DP die Videos nur auf Französisch und Englisch veröffentlicht. Auslandsluxemburger, die schon einmal im Land gelebt haben, würden ja dennoch Luxemburgisch zumindest verstehen. Aufgrund des komplexen Facebook-Werbemechanismus ist es von außen nicht ersichtlich, wie viel Mittel die DP investiert.

Die DP habe sich kein Ziel gesetzt, wie viele Stimmen die Partei unter den Auslandsluxemburgern erreichen wolle, so Lamberty. Es habe aber regelmäßig Fragen bezüglich des Wahlrechtes für Auslandsluxemburger und die Briefwahl gegeben. Und so habe die DP möglich viele potentielle Wähler erreichen wollen.

2013 gaben 16.731 Luxemburger ihre Stimme per Briefwahl ab, was 7,65 Prozent aller Wähler entsprach. Beim Referendum 2015 waren es 18.837 Wähler, sprich 8,76 Prozent. Im Oktober wird der Anteil voraussichtlich deutlich höher liegen, weil die Briefwahl seit diesem Jahr jedem Wähler offen steht, der eine entsprechende Anfrage stellt. Zuvor musste ein Wähler über 75 Jahre alt sein, im Ausland wohnen oder spezifische Gründe angeben, um via Post seine Stimmen abzugeben.