Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer freitags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Siegessichere Christsoziale und Politiker auf Taxifahrt.
Lange hat’s gedauert, am vergangenen Samstag war es dann soweit: Die CSV hat sich endlich getraut ihren vollständigen „Plang fir Letzebuerg“ (#p4l) vorzustellen – und hat mit ihrem Nationalkongress auch ihren Wahlkampf offiziell eingeläutet. Eines wurde bei der Tagung klar: Nach fünf sehr langen Jahren in der Opposition will die CSV nicht nur wieder in die Regierung wechseln, sondern mit Claude Wiseler auch den nächsten Premier stellen. Als solchen wurde Wiseler am vergangenen Wochenende sowieso bereits gefeiert. „Wir brauchen wieder einen Staatsminister mit einem klaren Kopf, einer ruhigen Hand und einem Kompass“, so Generalsekretär Laurent Zeimet im Parc Hotel in Dommeldingen.
Dass der gute Claude diese Tugenden bislang tadellos vorlebte, demonstrierte er am Mittwoch morgen im Schnellcheck bei Eldoradio. Auf die kecke Frage „Wat ass dat dommste, wat Dir bis elo gemaach hutt?“, konnte der CSV-Spitzenkandidat erst nach einigem Herumgedruckse antworten. Aber dann gab er doch zu, dass er ein Mal versucht hat „von zu Hause weg zu gehen, ohne dass er alles dabei hatte was er benötigte“. Ganz schön abenteuerlich!
Als Staatsminister wäre Wiseler mit solchen Sünden allerdings in guter Gesellschaft. Ähnlich faustdick hinter den Ohren hat es die britische Premierministerin Theresa May, die als Kind einmal einen Bauern auf die Palme trieb, weil sie durch sein Weizenfeld rannte.
Trotz solcher Eskapaden soll Claude Wiseler es also richten, er soll die CSV wieder in die Regierung bringen, einen Schlussstrich unter fünf Jahre „Gambia“ ziehen, und den CSV-Übervater Jean-Claude Juncker beerben. Gut, dass Wiseler immerhin einen Teil von Junckers Vornamen im eigenen Namen trägt. Sicher ein Zeichen! Das ist auch dem EU-Abgeordneten Christophe Hansen aufgefallen: „Heute ist es nicht mehr Jean-Claude, sondern Claude. Ich sage immer: Hauptsache ein Claude.“ Mit Claude scheint sich das Oppositionsproblem für die CSV endlich in Luft aufgelöst zu haben. Jetzt müssen nur noch die Wähler mitspielen – und Claude ihre Stimme geben.
Damit das klappt, hat Marc Spautz bereits eine ausgeklügelte Taktik in Petto. Allen anderen einfach keine Stimme geben. „Wenn Sie mit François Bausch joggen wollen, dann gehen Sie mit ihm joggen. Aber geben Sie ihm doch bitte keine Stimme!“ So einfach geht Stimmenfang bei den Christsozialen.
Etienne wählt Claude, wenn…
Eine Stimme könnte Claude Wiseler schon jetzt sicher sein. Die von Etienne Schneider. Allerdings nur unter einer ganz bestimmten Bedingung. Und die stellte Schneider am Mittwoch während einer Podiumsdiskussion von „Paperjam“. Der Wirtschaftsminister wollte von Claude Wiseler wissen, wie er denn die Steuern für Unternehmen senken, die Autobahnen auf drei Spuren ausbauen, die Tramstrecke erweitern, Geld in Forschung, Entwicklung und vieles mehr stecken und gleichzeitig den Staatshaushalt nachhaltig sanieren will. Wenn er ihm das sagen könnte, würde Wiseler sogar von ihm eine Stimme bekommen. Wiseler konnte es ihm leider nicht auf Anhieb sagen.
„Waltaxi“: Mitfahren darf auch, wer nichts weiß
Weder Claude Wiseler noch Etienne Schneider haben es bisher ins „Waltaxi“ von RTL geschafft. Dafür durfte Premier Xavier Bettel bereits im Beifahrersitz Platz nehmen. Die Taxifahrt ist für die Gäste kostenlos, dafür müssen sie aber politische und persönliche Fragen beantworten. Es gibt eben nichts wirklich umsonst.
Bisher haben sich neben Xavier Bettel auch Marc Baum und Roy Reding von RTL durch die Gegend kutschieren lassen. Dabei schlagen sich die Politiker bei ihren Antworten so kurz vor den Wahlen gar nicht mal so gut. Vielleicht wäre es doch besser gewesen zu zahlen statt zu reden? Wann ihre Parteien gegründet wurden? Darauf hatte nur Marc Baum die richtige Antwort parat. Hat Xavier Bettel das DP-Wahlprogramm gelesen? „Ich habe es gelesen und da stehen viele Sachen drin“, folgte als Antwort, die von einem nervösen Lacher überdeckt wurde. Und kann ADR-Mann Roy Reding überhaupt fehlerfrei Luxemburgisch schreiben? Kann er nicht. „Und es tut mir leid, dass ich noch keine Zeit gefunden habe, um es zu lernen.“ Na, wenigstens ist er ehrlich …
Einer wichtigen Frage musste auch Xavier Bettel sich noch stellen. Hat er einen Plan B für die Zeit nach den Wahlen? Er hoffe, wiedergewählt zu werden, sagte er. Aber auch: „Ech peche net u mengem Stull.“ Gut so, denn die CSV hat den schon fest für Claude Wiseler im Visier.