Die „Université de Lorraine“ befasst sich mit dem Plagiatsbefund um Xavier Bettels Abschlussarbeit, über den Reporter.lu am Mittwoch exklusiv berichtet hatte. Das teilte die Kommunikationsabteilung der Forschungseinrichtung am Mittwochabend mit.
Man habe über die Presse erfahren, dass der Inhalt der Abschlussarbeit von Xavier Bettel im Rahmen seines „Diplôme d’études approfondies“ (DEA) aus dem Jahr 1999 eine „Fehlleistung hinsichtlich der wissenschaftlichen Integrität“ („manquement à l’intégrité scientifique“) darstellen könnte, heißt es in der Pressemitteilung der „Université de Lorraine“ vom Mittwochabend. Zwar sei die Universitätsleitung derzeit nicht in der Lage, diese Enthüllung zu kommentieren. Dies würde eine nähere Prüfung jener Vorkommnisse voraussetzen, die mittlerweile 20 Jahre zurückliegen.
Zudem handele es sich um Vorgänge, die vor der Fusion der „Université de Lorraine“ am Campus in Nancy stattgefunden hätten. Ebenso bemerkt die Pressemitteilung, dass ein „mémoire de DEA“ nur ein Element des damaligen Diplomstudiengangs sei und dass die Arbeit nicht mit einer „thèse d’université“ vergleichbar sei. Zudem seien die Forschungseinrichtungen der Universität vor mehr als 20 Jahren nicht mit Anti-Plagiat-Softwareprogrammen ausgestattet gewesen.
Dennoch stellt die Universitätsleitung fest, dass sie die Presserecherchen von Reporter.lu und generell eventuelle Verstöße gegen ihre wissenschaftlichen Standards ernst nehme. Deshalb werde eine interne Untersuchung über den Inhalt der besagten Abschlussarbeit des Luxemburger Premiers eingeleitet. Zu weiteren Details dieser Untersuchung äußert sich die Universität in ihrer Pressemitteilung nicht. Über eventuelle Sanktionen der Universitätsleitung wolle man am Ende und im Lichte der Schlussfolgerungen der internen Untersuchung entscheiden.
Xavier Bettel hatte sich in einer Stellungnahme in den Medien folgendermaßen geäußert: „Vor über 20 Jahren habe ich im Rahmen eines weiterführenden Studiums (Diplôme d’Études Approfondies) meine DEA-Abschlussarbeit verfasst, die von der Université Nancy-II evaluiert und anerkannt wurde. Meiner Erinnerung nach habe ich dies damals nach bestem Wissen und Gewissen getan. Aus heutiger Sicht erkenne ich, dass man es hätte anders machen sollen, ja vielleicht anders machen müssen.“
Der Hintergrund: Reporter.lu hatte exklusiv über die Plagiatsaffäre um Premier Xavier Bettel (DP) berichtet. Der akute Plagiatsverdacht, wonach 54 von 56 Seiten der Abschlussarbeit des heutigen Luxemburger Premierministers ungekennzeichnete Fremdtextübernahmen enthielten, wurde von mehreren unabhängigen Forschern bestätigt. Die ganze Story finden Sie hier: Der Copy-and-Paste-Premier