Menschen in Altenheimen müssen häufig medikamentös behandelt werden. Doch wer kümmert sich darum, dass sie auch die richtigen Präparate bekommen? Pillen können zwar individuell verpackt werden, müssen aber vor der Verabreichung gründlich kontrolliert werden.
Pflegebedürftige Menschen brauchen oft mehr, als nur reine Pflege. Sie brauchen häufig auch eine intensive medizinische oder medikamentöse Behandlung. In Alten- und Pflegeheimen werden Medikamente deshalb in der Regel individuell verabreicht und verpackt. Der Vorteil davon: Die Medikamente sind für jeden Patienten für morgens, mittags und abends genauestens dosiert.
Doch das individuelle Verpackungssystem nimmt viel Zeit in Anspruch. In Pflegeheimen dürfen sich lediglich ausgebildete Krankenpfleger aber nicht Pflegehelfer Medikamente dosieren und verabreichen. „Die Verantwortung bei den Krankenpflegern. Sie geben die Medikamente an die Bewohner aus und müssen sie auch immer kontrollieren“, sagt Netty Klein, Generalsekretärin von der Copas.
Das sagt auch Jean Reding, stellvertretender Leiter des Seniorenheims Maredoc in Steinsel. „Es gibt drei Phasen: Die Pfleger sortieren die Medikamente, eine zweite Person kontrolliert dann die Präparate und in einem dritten Schritt werden sie an die Bewohner vergeben.“ Verantwortlich ist demnach immer der Pfleger. „Und wie sagt man so schön: ‚Irren ist menschlich'“, sagt Reding.
Bei Maredoc sind 24 Pfleger angestellt. Jeder muss sich um die Sortierung und Vergabe der Medikamente kümmern. Wer, hängt immer von der Einteilung der Schichten ab.
Mehr Kontrollen, kleineres Risiko
Das Heim in Steinsel hat nun ein Pilotprojekt mit dem Verpackungszentrum Blister Concept in Foetz gestartet. Seit Anfang des Jahres werden dort die Medikamente für sechs Bewohner einzeln verpackt. Das alles funktioniert maschinell. „Somit wird das Risiko, dass Fehler passieren, natürlich vermindert“, sagt Reding. Nicht nur, weil alles maschinell verpackt wird, sondern auch, weil die Kontroll-Kette jetzt noch länger ist.
Das Haus gibt die Medikamenten-Bestellung an die Apotheke, die Apotheke gibt sie ans Verpackungszentrum. Sind die Medikamente verpackt, werden sie sowohl im Zentrum selbst, als auch vom Apotheker und von den Krankenpflegern im Seniorenheim noch einmal geprüft.
Sowohl Apotheker als auch die Betreiber des Blister Zentrums fordern, dass es für die Einzelverpackungen künftig ein Honorar geben soll. Eigentlich wurde es bereits im Mai gestimmt, nur umgesetzt ist es bisher noch nicht. Wie es heißt, stellen sich Sozialverischerungsministerium und CNS quer. Sie müssen den neuen Tarif für Einzelverpackungen erst noch genehmigen.
Menschliche Fehler umgehen
Die Einzelverpackungen seien aber eine wichtige Dienstleistung, so die Apotheker. Das System sei nicht nur einfacher, sondern auch sicherer, als wenn alles manuell verpackt wird. Menschliche Fehler bei der Vergabe könne man so umgehen.
Netty Klein von der Copas ist da skeptischer. Sie sagt, dass die Kontrolle durch die Krankenpfleger immer garantiert sein muss – egal, ob die Medikamente im Vorfeld bereits kontrolliert worden sind oder nicht. „Der Patient ist nicht unbedingt in der Lage, um festzustellen, ob er die richtigen Medikamente einnimmt oder nicht. Diese Verantwortung wird auch weiterhin beim Krankenpfleger liegen“, so die Expertin.