Auf „LiveJasmin“ bieten Menschen pornografische Inhalte gegen Geld an. Die Plattform wird von der Luxemburger Firma „Docler“ betrieben. Sie ist auch in Uganda verfügbar, wo Pornografie hart bestraft wird. Das Unternehmen sieht sich nicht in der Verantwortung.
Überrascht wirkt sie nicht. Es ist vielmehr blanke Angst, die der jungen Frau ins Gesicht geschrieben steht, als die ugandische Polizei die Tür ihrer Wohnung in Kampala aufbricht. Die Beamten erwischen sie vor ihrem Laptop beim Chatten. Ihr Vergehen ist das Benutzen einer Internet-Plattform, von der aus sie sexuelle Inhalte gegen Bezahlung angeboten hat. Sie wird von vier bewaffneten Männern weggeführt. Dann bricht das Video ab, das Reporter.lu von einer Quelle zugespielt wurde.
Das Brisante daran: Die Plattform, auf der die junge Frau nachweislich erotische Dienste anbot, heißt „LiveJasmin“ und wird von Luxemburg aus betrieben. LiveJasmin gehört zu der im Großherzogtum ansässigen „Docler Holding“ und wird von der hiesigen Aufsichtsbehörde des audiovisuellen Sektors ALIA überwacht.
Ebenso lukrativ wie gefährlich
In Uganda leben laut Schätzungen 18 von 47 Millionen Menschen in extremer Armut. Es gibt wenig Perspektiven, zumal für junge Menschen in den Städten. Das Anbieten von Pornografie im Internet ist eine lukrative Methode, um Geld zu verdienen – aber auch eine Gefahr für diese Menschen. Denn der seit 1986 von Präsident Yoweri Kaguta Museveni autokratisch geführte Staat ist weltweit eines der Länder mit den schärfsten Gesetzen, was Sexualität und vor allem Homosexualität angeht. Bei Pornografie gelten harte Strafen. Auf Homosexualität steht eine lebenslange Strafe. Bei „schwerer Homosexualität“ droht sogar die Todesstrafe.
Die ugandische Polizei geht denn auch regelmäßig gegen Menschen vor, die Streaming-Anbieter wie LiveJasmin nutzen, wie die Sicherheitsbehörden selbst regelmäßig auf ihren Webseiten medienwirksam mitteilen. Eine Anfrage von Reporter.lu zur Anzahl dieser Festnahmen, den Ermittlungsmethoden und den Konsequenzen ließ ihre Pressestelle in Kampala hingegen unbeantwortet.
Ja, LiveJasmin ist unsere Cash Cow. Aber wir benutzen dieses Geld, um ganz andere Produkte zu entwickeln.“PR-Abteilung der „Docler Holding“
Dass es solche Vorfälle gibt, bestätigt auch ein ugandischer Journalisten gegenüber Reporter.lu. Da er aus Sicherheitsgründen seine Heimat verlassen musste, will er anonym bleiben. „Das Gesetz, welches das Produzieren, Besitzen und Konsumieren von Pornografie unter Strafe stellt, wurde kürzlich noch verschärft. Aber für viele ist dies ein Business, in dem sie schnell zu Geld kommen“, berichtet der Journalist. Ihm seien etliche Fälle bekannt, in denen junge Menschen von der Polizei in diesem Kontext verhaftet wurden …
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