Etienne Schneider und Jeannot Krecké treten nun doch von ihren Posten in Verwaltungsräten von russischen Unternehmen zurück. Damit reagieren die beiden ehemaligen LSAP-Minister auf anhaltende Kritik an ihren Verbindungen zu Russland vor dem Hintergrund von dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Am Sonntagabend teilten sie ihre Entscheidung in einem gemeinsamen Schreiben mit.
In den Tagen zuvor hatten sie noch an ihren Verwaltungsratssitzen festgehalten, Jeannot Krecké an seinem bei der „East-West United Bank“ (EWUB) und Etienne Schneider an jenem bei deren Hauptanteilseigner „Sistema“. Jeannot Krecké hatte diesbezüglich dem „Tageblatt“ gesagt, die EWUB sei eine luxemburgische und keine russische Bank. Auch die EWUB hatte in einer Pressmitteilung betont, sie sei „eine luxemburgische Bank, die 1974 gegründet wurde“.
Etienne Schneider seinerseits hatte gegenüber „RTL“ erklärt, die beiden Unternehmen stünden nicht auf einer Sanktionsliste und betont, es ginge hier auch nicht um Geschäfte mit Russland. Vielmehr würden er und Jeannot Krecké versuchen, dafür zu sorgen, dass „eine Luxemburger Bank“ weiterbestehen könne und deren 100 Mitarbeiter ihre Arbeitsstelle nicht verlieren würden, so Etienne Schneider.
Diese Argumentation wird denn auch in der Mitteilung vom Sonntag aufgegriffen: „Trotz vieler Kritik haben Jeannot Krecké und ich bis heute Abend versucht, unserer Verantwortung in den Gremien der East-West United Bank und ihres Eigentümers, der Investmentgesellschaft Sistema, zum Wohle vieler betroffener Mitarbeiter und ihrer Familien gerecht zu werden“, so Etienne Schneider in dem Schreiben.
„Wir hoffen, dass unsere Stabilisierungsbemühungen der letzten Tage Früchte tragen werden. Wir können jetzt nicht mehr tun und haben deshalb unseren Hauptaktionär heute darüber informiert, dass wir unsere Funktionen an den jeweiligen Verwaltungsrat abgeben. Wir hoffen, dass der inakzeptable und grausame Krieg bald endet und die Menschen wieder Frieden finden“, schließen die beiden Ex-Minister ihre Mitteilung ab.
Etienne Schneider und Jeannot Krecké waren für ihr anfängliches Verhalten heftig kritisiert worden. Unter anderem die Jugendorganisationen der LSAP und CSV, die JSL und die CSJ, hatten gefordert, dass sie sich, wie es viele Ex-Politiker im Ausland taten, aus den Verwaltungsräten russischer Firmen zurückziehen. Auch der LSAP-Fraktionsvorsitzende Yves Cruchten hatte sich geäußert. Es sei „nicht der Moment, mit Russland Geschäfte zu machen“, wird Yves Cruchten vom „Luxemburger Wort“ zitiert. (GS)
