Was bedeutet Vogelsterben konkret? Ab wann gilt eine Vogelart als erloschen oder vom Aussterben bedroht? Welche Arten sind betroffen? Ein Überblick über die aktuelle „rote Liste“ des luxemburgichen Vogelbestandes.

Europaweit sind viele Vogelarten bedroht, manche gar schon ausgestorben. Das belegen die neusten Zahlen des „European Bird Census Council“. Besonders dramatisch ist die Lage für die Feld- und Wiesenvögel. In Luxemburg liefert die entsprechenden Daten die „Centrale Ornithologique“. Sie beobachtet Vogelbestände und organisiert Monitorings.

Die alle fünf Jahre aktualisierte rote Liste der luxemburgischen Vögel ist sozusagen das Protokoll des Artensterbens. Bereits 2014 waren 13 Arten als erloschen kategorisiert (Kategorie 0). Arten gelten als erloschen, wenn seit zehn Jahren keine regelmäßigen Brutbestände und seit fünf Jahren überhaupt keine mehr zu verzeichnen waren. Seit 2014 umfasst die rote Liste 13 Vogelarten.

  • Das Braunkehlchen: Das „Brongbrëschtchen“ ist ein Singvogel dessen Lebensraum, die offene Landschaft stark unter der Verarmung der Kulturlandschaft gelitten hat. Das Verschwinden des Bestandes wird direkt mit der Intensivierung der Landwirtschaft in Verbindung gebracht. Wie der Name es vermuten lässt, ist das Braunkehlchen ein Verwandter des Rotkehlchens und bevorzugt Insekten und Larven als Nahrungsquelle. Mit der Veränderung der Landschaften in großflächige, mit Insektiziden behandelte Äcker und gemähte Wiesen sind auch diese mehr und mehr versiegt. Das Braunkehlchen überwintert im subtropischen Afrika.
  • Der Ziegenmelker gehört zur Familien der Nachtschwalben, die in der Dämmerung auf Nahrungssuche gehen. Der Name kommt von der Legende, dass dieser Vogel die Ziegen melken würde, da er auf der Weide und nah am Boden auf die Suche nach Insekten geht. Tagsüber ruht er sich getarnt auf der Weide aus. Im Sommer 2018 wurde der Vogel in einem Schutzgebiet in Deutschland gesichtet. Der deutsche Naturschutzverband bezeichnete dies als Sensation, denn die letzte Sichtung war bereits Jahrzehnte her. In Luxemburg ist er 2014 als ausgestorben eingestuft worden, 2009 war die Art noch als vom Aussterben bedroht kategorisiert worden.
  • Die Bekassine, umgangssprachlich wegen ihres lauten Balztanzes „Meckervogel“ genannt, lebt in Feuchtwiesen und Mooren. Der Schnepfenvogel ist auch in unserem Nachbarland Deutschland in vielen Gegenden ausgestorben, dies hängt mit dem Biotopenschwund und somit mit dem Verlust des Lebensraumes zusammen. Die Bekassine ist gut an ihrem langen Schnabel wiederzuerkennen und so groß wie eine Taube. In ganz Europa gehen die Bestände dieser Art dramatisch zurück, hierzulande ist die Bekassine Mitte der 1980er Jahre als ausgestorben erklärt worden.
  • Der Gelbspötter: letzter Brutnachweis 1994.
  • Der Grauammer: letzter Brutnachweis 2001.
  • Der Rotkopfwürger: letzte Brutbestände wurden 1988 nachgewiesen.
  • Der Brachpieper: seit Mitte der 1980er gilt dieser Vogel als erloschen
  • Das Birkhuhn: Ein Vogel, der seit 1971 keine regelmäßigen Bestände mehr in Luxemburg hat. In Europa gilt er als bedroht, weltweit ist das Birkhuhn nicht in Gefahr. Der Lebensraum ist der Waldgrenzbereich.
  • Der Wiedenhopf: letzter Brutnachweis 1971.
  • Die Haubenlerche letzter Nachweis eines Brutpaares 1973.
  • Der Schwarzstirnwürger: Dieser Raubvogel wurde bereits um 1900 als ausgestorben gemeldet.
  • Das Blaukehlchen: Dieser Verwandte des Braunkehlchens ist bereits Anfang des 20. Jahrhunderts erloschen.
  • Die Zaunammer: Der Bestand ist um 1940 erloschen.

In der Kategorie 1 werden zudem jene Arten aufgelistet, die vom Aussterben bedroht sind. Sieben Arten befinden sich in Luxemburg derzeit auf der „roten Liste“ in dieser Kategorie. Es sind Vögel, die unverändert bedroht sind und Arten, deren Bestände um 50 Prozent abgenommen haben.

  • Der Wachtelkönig gehört zur Familie der Rallenvögel und ist in Deutschland in der Kategorie 2 als stark gefährdet eingestuft. Der Lebensraum sind vor allem extensiv genutzte Grünlandflächen sowie mit Stauden versehene Flussauen und Bachniederungen. Die Wiesenralle, wie der Zugvogel auch noch genannt wird, brütet von Mai bis Juli.
  • Der Kiebitz fällt durch seine „Frisur“ auf, eine markante Federholle auf dem Kopf macht ihn unverkennbar. Der aus der Familie der Regenpfeifer stammende Vogel hat außerdem ein auffälliges schwarz-weißes Gefieder. Sein Lebensraum sind die Feuchtwiesen und er ernährt sich hauptsächlich von Insekten, Samen und Früchten. Der Kiebitz war von 1920 bis in die 1960er Jahre als Brutbestand in Luxemburg verschwunden, 2008 wurden noch 20 Brutpaare gezählt und er befand sich in der Kategorie 2. 2014 verzeichnet die „rote Liste“ nur noch fünf bis zehn Paare. Der Kiebitz ist somit vom Aussterben bedroht.
  • Der Steinschmätzer: Von dieser Art sind lediglich ein bis zwei Brutpaare in Luxemburg heimisch. Der Steinschmätzer fühlt sich in offenem, steinigen Gelände wohl und ist in unseren Gegenden auch gerne auf der Durchreise in den Süden anzutreffen.
  • Der Schilfrohrsänger: Bei dieser Gattung handelt es sich um einen Singvogel, der genau wie der Steinmätzer als Brutvogel sehr selten in Luxemburg geworden ist. Feuchtwiesen und Moore sind sein bevorzugter Lebensraum. Der Schilfrohrsänger ist ein Zugvogel, der seine winterliche Reise bis in die südliche Sahara antritt.
  • Das Rebhuhn: 2008 wurden die Brutpaare auf 80 geschätzt, 2014 lagen die Schätzungen zwischen 30 und 60 Paaren. Das Rebhuhn braucht offenes Ackerland, das zwar strukturiert, etwa durch Hecken, aber nicht zu dicht sein soll. Die Ernährung des Wiesenvogels ist vor allem vegetarisch.
  • Der Wiesenpieper: 20-40 Brutpaare wurden vor 2014 in Luxemburg gezählt. Der gestreifte Singvogel lebt in offenen Graslandschaften, teilweise auch in feuchteren Gebieten und auf Bergweiden. Der Wiesenpieper lässt sich vor allem auf Zäunen und Sträuchern nieder, in Baumkronen ist er kaum anzutreffen.
  • Der Raubwürger: Die Bestände dieses Raubvogels sind seit den 1980er Jahren um 94 Prozent zurückgegangen. Der „Grousse Groe Neimärder“ bevorzugt halb offene Landschaften, gerne auch hüglige Äcker und Wiesen. Wichtige Nahrungsquelle sind Mäuse, die der Raubwürger aus einer Warte heraus jagt, Kleinvögel und andere Wirbeltiere gehören auch zum Speiseplan.

Die „rote Liste“ umfasst noch weitere Kategorien: Die Kategorie 2 bezeichnet die stark gefährdeten Arten, Kategorie 3 die gefährdeten Arten und Kategorie 4 versteht sich als Frühwarnungsliste. Desweiteren gibt es eine Kategorie, die Arten mit geographischer Restriktion umfasst sowie Arten mit ungenügender Datenlage. Dieses Jahr wird die luxemburgische Liste überarbeitet, mit neuen Daten versehen, Im Herbst soll die neue Fassung veröffentlicht werden.