Abgeordneter, Parteichef, Spitzenkandidat: Fred Keup gewann in der ADR schnell an Einfluss. Heute bestimmt er maßgeblich den zunehmend radikalen Kurs der Partei. In seiner Vorstellung soll alles so werden, wie es früher einmal gewesen sein soll. Ein Porträt.

Mittwochabend, halb neun. Auf der für einen Dorfverein imposanten Tribüne des „FC Kielen“ riecht es nach Grillwurst und mittelmäßigem Männerparfüm. Die erste Männermannschaft spielt gegen den „FC Syra Mensdorf“. Der Verein könnte an diesem Abend die Führung in Luxemburgs dritthöchster Fußballliga übernehmen. Die selbst ernannte „Nummer 1 im Westen“ wäre dann auch die Nummer eins in der Tabelle. Rund 150 Zuschauer sind gekommen. Es gibt Flaschenbier für drei Euro und ein phasenweise unterhaltsames Spiel. Fred Keup befindet sich auf seinem Stammplatz in der letzten Reihe: ein Stehplatz.

Seit neun Jahren ist der ADR-Politiker Präsident des Kehlener Fußballclubs. Davor war er Sekretär, doch Mitglied ist er bereits, seit er sechs Jahre alt ist. Lange hat er auch selbst für den Verein gespielt, als „riets Bande“, auf Deutsch: Rechtsaußen. Hier kennt ihn jeder. Spieler informieren ihn über den Fortschritt ihres Kreuzbandrisses, andere necken ihren Präsidenten mit seinen TV-Auftritten. Fred Keup ist hier in seinem Element. Er geht bei jedem Spielzug mit. Bei Toren platzt der Jubel aus ihm raus, bei Schludrigkeiten seiner Mannschaft jammert er elendig. Bei Fehlern des Gegners überkommt ihn eine fast spitzbübische Schadenfreude.

Was das mit Politik zu tun hat? Für Fred Keup selbst nur wenig. „Das hier hat eigentlich nichts mit meiner Partei zu tun. Den Politiker lasse ich zu Hause, auch wenn natürlich alle wissen, dass ich politisch aktiv bin“, sagt der ADR-Spitzenkandidat. Doch sein Verhältnis zum Verein sagt viel über seine politischen Prioritäten aus. Und darüber, wie er zu dem Politiker geworden ist, der er heute ist. Fragt man Fred Keup etwa, was ihn auszeichne, antwortet er fast ohne Denkpause: „Ich bin ein sehr treuer Mensch.“

Rechte Nostalgie als Programm

Dazu gehört auch, dass er es mag, dass er sich auf die Welt verlassen kann. Dass alles beim Alten bleibt. Fred Keup wächst als Sohn eines Lehrerpaars auf. Sein Großvater war bereits Schiedsrichter und seit Kindestagen spielte sich sein Leben auf dem Fußballplatz ab. Der Verein war bereits früh eine verlässliche Konstante im Leben. Geschwister hat Fred Keup keine und auf die Frage, ob er es bedauert habe, Einzelkind gewesen zu sein, antwortet er: Ja, er habe sich manchmal allein gefühlt. Doch er habe ja immer den Fußball gehabt. Darauf habe er sich verlassen können, so der 43-Jährige.

Diese Haltung spiegelt sich aber auch in seinen politischen Überzeugungen wider. Er will sich auf seine Nation genau so verlassen können wie auf seinen Fußballverein. Im Zweifel heißt das: Alles soll wieder so werden, wie es in der Vorstellung von Fred Keup früher einmal war. Im Gespräch mit Reporter.lu in der Parteizentrale einige Tage zuvor klingt das dann so: „Ohne jetzt zum kompletten Nostalgiker zu werden, vor zehn, 20, 30 Jahren war Luxemburg besser. Die Lebensqualität war besser. Es war angenehmer. Wir hatten mehr Sicherheit. Wir hatten mehr Freiheit. Und wir hatten etwas, was für mich ganz wichtig ist: Geborgenheit.“

Geborgenheit: Es ist ein Begriff, der im Gespräch mit Fred Keup immer wieder fällt. Doch kann man das einfach so politisch verordnen? Der Parteivorsitzende meint, irgendwie schon. Und wie? Fred Keup hat dafür eine Art reaktionäre Weltformel …