Christophe Hansen gilt als überzeugter Europapolitiker. Auch wenn seine Karriere sich bisher vor allem in Brüssel abspielte, will der CSV-Kandidat in der nationalen Politik mitmischen. Seine Ambitionen sind ebenso groß wie seine inhaltliche Flexibilität und Angriffslust.
Es wirkt, als habe Christophe Hansen sein Outfit abgestimmt. Salbeigrünes Leinenhemd, dazu passende Shorts, weiße Sneakers. Neben ihm steht eine ausgewachsene Monstera, die tiefgrünen Blätter der Zierpflanze ragen ihm über die Schulter. Hinter ihm eine blaugrüne Wand. Grün, wie der Anstrich, den er sich und seiner Politik zeitweise verpasst.
Christophe Hansen wartet in einem angesagten Café am Kanal in Molenbeek. In dem Stadtteil leben vor allem Einwanderer aus der Arbeiterschicht. Heute gentrifiziert sich das Viertel zunehmend. In den backsteinroten Industriegebäuden entstehen moderne Wohnungen, in den Cafés kostet der Cappuccino vier Euro. Luxemburger Verhältnisse.
Es ist kein Zufall, dass sich Christophe Hansen gerade hier verabredet. Der CSV-Politiker hat in Molenbeek seinen Wohnsitz. Eine untypische Wahl für einen EU-Parlamentarier. Die meisten Europaabgeordneten leben im Hotel oder in modernen Wohnungen unweit des EU-Parlaments. Dort, wo sich außerhalb der Arbeitszeit kaum jemand hin verirrt, wo Restaurants und Cafés am Wochenende schließen. Doch Christophe Hansen entspricht nicht dem Stereotyp eines Eurokraten, der von Dienstag bis Donnerstag in Brüssel weilt und dessen Leben ansonsten woanders verläuft.
Eine Brüsseler Karriere
Brüssel ist Christophe Hansens Lebensmittelpunkt. Bis vor zwei Jahren sprach alles dafür, dass das auch so bleibt. Seine ganze Karriere spielte sich hier ab: Assistent im Europabüro der langjährigen CSV-Abgeordneten Astrid Lulling. Eine kurze Tätigkeit in der Luxemburger EU-Vertretung, gefolgt von einer Anstellung bei der Handelskammer, ebenfalls in Brüssel. 2018 rückte er für Viviane Reding ins EU-Parlament nach, 2019 wurde er wiedergewählt.
Im Parlament hält er bis heute einen informellen Rekord: Den des Parlamentariers, der am schnellsten einen Änderungsantrag eingebracht hat. Während neue Abgeordnete oftmals Wochen brauchen, um die Gepflogenheiten und Abläufe der Institution zu verstehen, gehörte Christophe Hansen 2018 sofort zu den Eingeweihten. „Ich habe mich über den Sommer vorbereitet und kannte die Dossiers. Ich habe Änderungen eingebracht, da war ich im System noch nicht einmal freigeschaltet.“ Taxonomy“, „Trilogue“, „AT4AM“: Seine Sprache ist die der Brüsseler Blase. Anglizismen, Abkürzungen, Begriffe, die nur Eingeweihte kennen. Sein ortstypischer Dialekt scheint nur im „nik“ durch.
Letztlich könnte ein nationalpolitischer Skandal der Grund sein, dass sich Christophe Hansen von Brüssel abwendet. Im Nachgang der CSV-Freundeskreis-Affäre um den ehemaligen Parteipräsidenten Frank Engel betrat er erstmals die nationalpolitische Bühne. 2021 wurde der heute 41-Jährige Co-Generalsekretär der CSV, nun tritt er bei den Parlamentswahlen als Spitzenkandidat im Norden an. „In der Politik darf man nicht zu viel vorausplanen. Man muss die Gelegenheiten beim Schopf packen …
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