Spätestens seit sie Bürgermeisterin von Echternach wurde, gilt Carole Hartmann als Nachwuchshoffnung der DP. Selbst Konkurrenten loben ihren Fleiß und ihre Durchsetzungskraft. Ihr konsequenter Einsatz für liberale Werte hat aber auch eine Kehrseite. Ein Porträt.
Sie steigt auf die Bühne und lächelt zuversichtlich. Von den rund 400 Zuschauern hallt ihr ein lauter Applaus entgegen. Nervös wirkt Carole Hartmann bei ihrer Eröffnungsrede auf dem DP-Kongress nicht. Sie spricht, als ob sie diesen Job schon ewig machen würde. Sie überzeugt mit dem, was sie sagt, und mit dem, wie sie es sagt. Ohne Geschrei oder aufgesetztes Pathos, wie die zuhörenden Parteimitglieder es etwa von ihrem Leader Xavier Bettel gewohnt sind, der nach ihr spricht.
Carole Hartmann weiß, was sie will. So auch am 11. Juni, als die Resultate der Gemeindewahlen in Echternach eintreffen und sie mehr Stimmen erhält als der damalige CSV-Bürgermeister Yves Wengler. „Die DP hat diese Wahlen ganz klar gewonnen und wird nun Koalitionsgespräche führen“, sagt sie mit ruhiger, aber fester Stimme. Ihren Machtanspruch erhebt sie mit strahlendem Gesicht, aber in sachlichem Ton. Neben der älteren Fraktion von Spitzenkandidaten wirkt sie in der Tat wie ein erfrischender Neuanfang.
Ob Mitstreiter oder Konkurrenten: Allen ist in diesem Moment sofort klar, dass die 36-Jährige neue Bürgermeisterin wird. Wer sie kennt, weiß: Sie lässt keinen Platz für Ungewissheit. Wenn auch unauffällig: Carole Hartmann nutzt jede Chance, jeden Vorteil, jeden Punktsieg für sich und ihre Karriere.
Zielstrebig und unerschrocken
Ihren Aufritt passt Carole Hartmann stets der Gelegenheit an. An einem Arbeitstag im Rathaus erscheint die neue Bürgermeisterin von Echternach in Jeans und Sneakers – bei den ersten Regentropfen zieht sie sich die Kapuze ihres sportlichen Regenmantels über den Kopf. Einen Regenschirm hat sie nicht dabei. Den braucht sie auch nicht. Die DP-Generalsekretärin mag es am liebsten ohne Schnickschnack.
Das deckt sich zumindest mit ihrer Außenwirkung. In Echternach kennen sie zwar viele Menschen, doch nur wenige Passanten würden Carole Hartmann auf Anhieb als eine der größten Nachwuchshoffnungen der Premier-Partei wahrnehmen. Genau diese große Zukunft bescheinigen ihr aber quasi alle politischen Weggefährten.
Das, was ich sage, gefällt sicherlich nicht immer jedem. Aber es geht ja nicht darum, jedem zu gefallen.“Carole Hartmann
Carole Hartmann ist keine Politikerin, die mit der Faust auf den Tisch schlägt. Und doch ist sie nicht der Prototyp einer jungen Abgeordneten. Sie empfindet nicht die achtungsvolle Scheu, die manche junge Politiker davor zurückhält, im Parlament anzuecken oder ihre Meinung mit Nachdruck zu vertreten. Im Gegenteil: Sie hat sich schnell einen Namen gemacht als jemand, der selbst die Geduld von alteingesessenen Parlamentariern auf die Probe stellt. Unter den Abgeordneten der Mehrheitsparteien ist sie damit eine rare Spezies.
Ein unscheinbarer Störfaktor
Auf die Probe stellte sie etwa Dan Kersch (LSAP). Als im zuständigen parlamentarischen Ausschuss über die Einführung zweier neuer Sonderurlaube für Arbeitnehmer diskutiert wird, ist Carole Hartmann mit dem Gesetzentwurf nicht zufrieden …
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