Die Delegierten des LSAP-Kongresses haben den Weg für eine Doppelspitze mit großer Mehrheit freigemacht, sowohl was die Parteiführung betrifft als auch in Hinblick auf kommende Wahlen. Die LSAP will so die Frauen innerhalb der Partei stärken. Vor allem für Paulette Lenert bietet die Statutenreform neue Möglichkeiten.

„Heute lösen wir das Versprechen ein, das wir uns vor einem Jahr gegeben haben“, sagte Parteipräsident Yves Cruchten. Die LSAP habe die Parität in ihrem Exekutivorgan bereits zuvor beschlossen, doch der Vorsitz und die Spitzenkandidatur waren davon ausgenommen, da sie nur von einer Person besetzt werden konnten. „Nach den Parlamentswahlen hatten wir zehn Mandate, die ausschließlich an Männer gingen“, erinnerte sich Tom Jungen. Erst durch die Regierungsbeteiligung und Rücktritte konnte die Parität erreicht werden, so der Generalsekretär. Mit der Reform würden nun die Weichen gelegt, damit dies in Zukunft zur Regel statt zur Ausnahme werde, so Tom Jungen.

Der außerordentliche Kongress am Montagabend in Walferdingen fand vor dem Hintergrund einer laufenden Personaldiskussion in der Partei statt. Mögliche Nachfolger für die Minister Dan Kersch und Romain Schneider, die auf eine künftige Regierungsbeteiligung verzichten und auch schon zuvor zurücktreten könnten, sollen noch nicht feststehen. Mit der Statutenänderung macht die Partei aber den Weg frei für eine andere Ministerin: Paulette Lenert könnte auf dem nächsten Kongress im Frühjahr zur neuen Co-Vorsitzenden gewählt werden und sich damit auch in Stellung für eine Spitzenkandidatur bei den Wahlen 2023 bringen. Lenert selbst hat sich bislang noch nicht klar zu ihren politischen Plänen geäußert.

Bisher war der Posten des Parteivorsitzenden Nicht-Regierungsmitgliedern vorbehalten. Mit der Einführung einer Doppelspitze darf nun aber auch ein Mitglied der Regierung Teil des Parteivorsitzes sein. Auch aus diesem Grund musste sich Yves Cruchten wohl kaum Sorgen machen, die Reform würde nicht von den Mitgliedern angenommen werden. Von den 202 Delegierten stimmten 198 für eine Änderung der Statuten. Es gab drei Enthaltungen und eine Gegenstimme. (PR)