Trotz Pandemie konnte die Vereinigung „Omega 90“ auch im Jahr 2021 die Palliativpflege ihrer Patienten durchgehend gewährleisten. 133 Personen wurden dabei in den 15 Einzelzimmern des „Haus Omega“ gepflegt, eine steigende Tendenz verglichen mit den 102 Patienten im Vorjahr. Dies geht aus der Jahresbilanz für 2021 hervor, die die Organisation am Montag vorstellte. Die Anzahl an Angehörigen, die von 77 ehrenamtlichen Mitarbeitern im Zuge von insgesamt 4.292 Beratungen betreut wurden, blieb mit 775 im Vergleich zu 2020 stabil.
Direktor Fabian Weiser stellte bei der Vorstellung des Jahresberichts allgemein fest, dass „die Leute immer später ankommen“ und in höherem Alter ins Haus einziehen. Denn die Pflege zu Hause verbessere sich zunehmend, wie er die Entwicklung erklärte. Wohl habe aber auch Angst eine Rolle gespielt: Viele Betroffenen hätten nämlich nicht gewusst, dass die Besuche im Haus Omega auch in den Pandemiejahren ohne Einschränkungen beibehalten wurden. „Es war uns wichtig, die Besuche nicht einzuschränken“, so der Direktor.
Um mehr Aufmerksamkeit auf das Recht auf palliative Versorgung zu lenken, organisierte die Vereinigung 2021 zum zweiten Mal ihre „Assises Soins Palliatifs“ – eine Gesprächsrunde, die es Expertinnen und Experten sowie sonstigen Interessierten ermöglicht, über die Themen Tod- und Trauerbetreuung zu diskutieren.
Auch Kinder wurden sensibilisiert: Seit zehn Jahren schon bietet die Organisation Sensibilisierungsateliers im Zyklus drei der Grundschule an; kürzlich wurde das Angebot auf den vierten Zyklus ausgeweitet. Dabei stand die zuständige Omega-90-Mitarbeiterin in 36 Klassen rund 500 Elf- und Zwölfjährigen Rede und Antwort. Das Interesse sei sehr positiv und die Mitarbeiterin wünsche sich, dass „das Angebot weiter ausgebaut wird“, sagte Fabian Weiser.
Die wenigsten Menschen seien über ihr Recht auf Palliativversorgung informiert, bedauerte Direktorin Nicole Weis-Liefgen. Dabei sei dies ein „erster Schritt, um ein menschenwürdiges Lebensende zu finden“. Die Organisation will dies nun mit einer neuen Werbekampagne fördern. Zudem richtet sie einen Appell an die Regierung: Spezifische Richtlinien zur Bestimmung des palliativen Stadiums eines Patienten müssten rechtlich eingeführt werden. „Vorrangig“ sei außerdem die obligatorische Weiterbildung von Ärzten und Pflegepersonal.
Eine Liste der Forderungen und Empfehlungen, die „ziemlich einfach umzusetzen sind, doch einen großen Impakt haben würden“, wurde mit Blick auf die kommenden Wahlen denn auch jeder politischen Partei übermittelt, sagte Nicole Weis-Liefgen. Bis jetzt habe aber bloß eine einzige Partei daran Interesse gezeigt. (ME)