Mindestens einmal die Woche erhalten Schüler im Rahmen des Schulobst-Programms gratis Obst und Gemüse. Ökologische Kriterien spielen bei der Auswahl der Lieferanten jedoch keine Rolle, kritisiert der „Mouvement écologique“.
Das Landwirtschaftsministerium stecke in „veralteten Denkmustern“ fest und zeige „mit Ruhe und normativem Starrsinn auf, dass Veränderungen nicht nötig sind.“ So lautete vor wenigen Tagen die Kritik des „Mouvement écologique“ an Landwirtschaftsminister Romain Schneider (LSAP). Der Grund: Das Schulobstprogramm, das im neuen Schuljahr wieder anläuft, setze nicht auf ökologische Kriterien.
Im Rahmen des von der EU subventionierten Programms erhalten Schüler von Grund-und Sekundärschulen mindestens einmal wöchentlich kostenlos Obst und Gemüse. Das Ziel: Schüler sollen den „Genuss von Obst und Gemüse kennenlernen“, an „gesundes Essen herangeführt werden“ und „eine ganze Menge Wissen über Obst und Gemüse mit auf den Weg bekommen“.
438 Tonnen Obst und Gemüse wurden allein im Schuljahr 2017/18 verteilt. Im neuen Schuljahr rechnen die Behörden sogar mit rund 570 Tonnen. Dabei sollten „regionale Märkte“, „fairer Handel“, „kurze Lieferketten“ und „Umweltvorteile“ als Prioritäten für die Initiative gelten. So sieht es jedenfalls die Strategie zum Programm vor, die Luxemburg 2017 nach Brüssel schickte.
In der Ausschreibung für den diesjährigen Vertrag seien diese Kriterien jedoch nicht aufgelistet, bedauert der „Mouvement écologique“: Regionalität, Nachhaltigkeit oder biologischer Anbau würden kaum bis gar nicht beachtet. Entscheidend für die Vergabe des Vertrags sei vor allem der Preis, kritisiert die Umweltschutzorganisation.
Keine Priorität für Nachhaltigkeit
Ferner würde die Ausschreibung regionale Produzenten benachteiligen, wirft der „Mouvement“ dem Landwirtschaftsministerium vor: „Die 572.992 kg müssen natürlich von einem einzigen Lieferanten stammen! Wo käme man auch hin, wenn man regionalen Initiativen und Produzenten, welche niemals diese Mengen liefern können, die Chance geben würde, sich zu bewerben?“
Weiter kritisiert der „Mouvement“, dass das Landwirtschaftsministerium Themen wie Lebensmittelverschwendung und Abfallproduktion nur stiefmütterlich behandele und die Produkte gewisse Schönheitskriterien erfüllen müssen. So würden die „Schüler von Kleinem an mit genormten, fehlerfreien, ggf. vom Weltmarkt produziertem konventionellen Obst aufgezogen und geprägt“, kritisiert die Umweltorganisation. Statt gesunden, regional produzierten Produkten erhielten sie mit Pestiziden belastete Produkte.
Minister weist Kritik zurück
Landwirtschaftsminister Romain Schneider lässt diese Kritik nicht gelten. Er verweist in einer Stellungnahme darauf, dass die Ausschreibung für das durch die EU subventionierte Programm den europäischen Wettbewerbsregeln unterstehe. Das Obst-und Gemüseangebot könne demnach nicht nur auf nationale Produkte begrenzt werden. Bei 360 Schulen benötige man zudem einen hochspezialisierten Lieferanten, um den logistischen Kraftakt zu meistern und die gewünschten Quantitäten allwöchentlich zur Verfügung zu stellen.
Zudem betont das Landwirtschaftsministerium, dass sich drei der fünf Lieferumfänge insbesondere an nationale Produzenten richten, da sie die Lieferung von Obst, Karotten und Birnen betreffen. Man würde zwar auf Regionalität achten. Doch, so warnt das Ministerium, können hiesige Produzenten die benötigte Quantität nicht aufbringen. Schneider verweist denn auch darauf, dass im Schuljahr 2017/18 rund 26 Prozent der Äpfel aus Luxemburg stammten. Der Bioanteil des Schulobstes betrug in dem Jahr insgesamt 35 Prozent.