Der „Conseil Supérieur des Maladies Infectieuses“ empfiehlt nach einer ersten Dosis AstraZeneca die sogenannte Kreuzimpfung. Das Kabinett will sich am Donnerstag mit der Frage befassen. Für das digitale Impfzertifikat dürfte die Praxis keine negativen Folgen haben.

Die Santé hat die Empfehlung des Conseil Superieur des Maladies Infectieuses (CSMI) zur Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff veröffentlicht. Wie Reporter.lu vergangene Woche berichtete, fordert das Expertengremium eine Anpassung bei der Zweitimpfung. Konkret empfiehlt der CSMI, bei Personen unter 54 Jahren ohne Vorerkrankungen beim zweiten Impftermin auf einen mRNA-Impfstoff zurückzugreifen. Das Gremium spricht sich bei der Zweitimpfung für den Impfstoff von BioNTech-Pfizer aus, weil für diesen bereits Studien zu Kreuzimpfungen vorliegen.

Hintergrund für die Empfehlung des Expertengremiums sind neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu Kreuzimpfungen, also zu Impfungen mit zwei unterschiedlichen Impfstoffen. Die Einschätzung des CSMI verweist konkret auf drei Studien zur Sicherheit von Kreuzimpfungen: eine spanische, eine britische und eine deutsche. In keiner der drei Studien habe es unerwünschte Wechselwirkungen gegeben.

Auch bei der Immunreaktion seien erste Studien vielversprechend, so die Einschätzung des CSMI. Bei der spanischen CombiVacS-Studie, an der 663 Personen teilgenommen haben, hätten 100 Prozent der Probanden nach einer Kreuzimpfung messbare Antikörper im Blut gehabt. Eine vergleichsweise kleine Studie aus Deutschland mit 26 jungen Teilnehmern, hätte zudem nach einer Kreuzimpfung mit AstraZeneca und BioNTech-Pfizer, einen wirksamen Schutz gegen die Delta-Variante (B.1.617) sowie gegen die Beta-Variante (B.1.351) gezeigt. Die Ergebnisse der Studie deuten zudem darauf hin, dass bei der Kreuzimpfung eine stärkere Immunantwort als bei einer Impfung mit nur einem Impfstoff vorliegen würde.

Regierung berät am Donnerstag

Vor der Einschätzung des CSMI hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland bereits am 12. Mai zu einer Kreuzimpfung nach einer Erst-Dosis AstraZeneca geraten. Die Stiko hatte die Empfehlung mit dem Thrombose-Risiko bei Personen unter 60 Jahren begründet: „Hintergrund für diese heterologe Impfserie und den gewählten Zeitabstand ist das Auftreten von seltenen thromboembolischen Ereignissen nach Vaxzevria (Handelsname des AstraZeneca-Impfstoffs, Anm. d. Red.) und die beginnende Abnahme des von einer einmaligen Vaxzevria-Impfung ausgelösten Schutzes nach 12 Wochen.“

Ob die Regierung die Impfkampagne an die Empfehlung des CSMI anpasst, bleibt indes abzuwarten. Laut einer Sprecherin des Gesundheitsministeriums soll am Donnerstag im Regierungsrat über eine mögliche Anpassung beraten werden. Auch der für die Impfkampagne zuständige Haut-Commissaire à la Protection Nationale, Luc Feller, bestätigte im Gespräch mit „Radio 100,7“, dass Gespräche über eine mögliche Anpassung geführt würden. Eine Entscheidung ließ Luc Feller jedoch offen, da zudem noch eine Einschätzung zur Kreuzimpfung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) ausstehe.

Voraussichtlich keine Probleme mit Impfzertifikat

Für das digitale Impfzertifikat der EU und das Reisen dürfte eine Kreuzimpfung voraussichtlich kein Hindernis darstellen. Denn die EU ist beim Impfzertifikat kategorisch: „Jede geimpfte Person erhält ein Impf-Zertifikat. Der verwendete Impfstoff spielt dabei keine Rolle.“ Wie der WDR meldet, sei eine Kreuzimpfung laut einem EU-Sprecher dabei „ausdrücklich eingeschlossen.“ Dies, sofern die verwendeten Impfstoffe in der EU zugelassen sind.

Die Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca für Personen unter 54 Jahren und ohne Vorerkrankungen erfolgt in Luxemburg freiwillig, seit der CSMI für diese Personengruppe von einer Impfung mit AstraZeneca abgeraten hatte. Nach der Ankündigung durch die Regierung hatten sich in einer ersten Phase 40.000 Personen auf die freiwillige Liste für eine AstraZeneca-Impfung eingetragen. Davon haben laut einer Sprecherin des Gesundheitsministeriums bisher rund 27.000 Personen eine erste Impfung erhalten.


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