Impfstoff ist verfügbar, doch die Kampagne gerät langsam ins Stocken. Die Regierung versucht mit einem „Impfbus“ vor allem junge Menschen zu überzeugen. Die Kampagne soll somit flexibler gestaltet werden und dort greifen, wo es noch Nachholbedarf gibt.
„Die Impfung hat einen klaren Einfluss nicht nur auf die Infektion, sondern auch auf den Krankheitsverlauf“, sagt Paulette Lenert (LSAP) gleich zu Beginn einer Pressekonferenz am Mittwoch. Lediglich zwei von 20 Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden, seien vollständig geimpft gewesen, so die Gesundheitsministerin. Obwohl bereits 67,5 Prozent der Bevölkerung von über zwölf Jahren einen kompletten Impfschutz hat, ist ihr Anteil unter den Infizierten gering. Nur jeder fünfte Infizierte erhielt zuvor eine Impfung. Umso wichtiger sei es nun, die Impfquote weiter zu erhöhen. „Jede Impfung zählt“, so Paulette Lenert.
Über den Sommer passte das Ministerium die Impfkampagne an. Die Krankenhausmitarbeiter und Angestellten der Alters- und Pflegeheime erhielten eine weitere Einladung für eine Impfung, die am Arbeitsplatz durchgeführt werden kann. Insgesamt konnten dadurch rund 600 weitere Menschen von einer Impfung überzeugt werden. Die Kampagne in den Heimen ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Die Regierung setzt somit weiterhin auf Freiwilligkeit und nicht auf eine Impfplicht für das Personal. Allerdings gehen die Krankenhäuser bereits einen Schritt weiter.
Am Mittwoch erklärte Romain Nati im Gespräch mit„Radio 100,7“ das „Centre Hospitalier de Luxembourg“ werde nur noch geimpfte Menschen einstellen. „Wenn ich einen Vertrag unterzeichnen muss und ich bin der Überzeugung, dass ich damit riskiere, einem Patienten zu schaden, dann kann ich das nicht tun“, sagt der Direktor des Krankenhauses. Während der Pressekonferenz erklärte Paulette Lenert, sie unterstütze diese Entscheidung, doch es handele sich hierbei nicht um eine offizielle Empfehlung des Ministeriums.
Impfbus für junge Menschen
Indes soll der Impfbus, der in den letzten Wochen in den Alters- und Pflegeheimen tourte, nun für Großveranstaltungen eingesetzt werden. Zusammen mit der Möglichkeit, sich bei einem Hausarzt impfen zu lassen, will das Ministerium somit für ein niedrigschwelliges Impfangebot sorgen.
Je nach Alter liege die Impfbereitschaft zwischen 48,2 und 87,4 Prozent, so die Gesundheitsministerin. Vor allem in den jüngeren Altersgruppen sei sie im Vergleich gering. Ein mobiles Impfzentrum soll deshalb dort zum Einsatz kommen, wo sich vor allem jüngere Menschen treffen. Am vergangenen Wochenende konnten dadurch bereits 110 Impfdosen auf dem „e-Lake“ Festival verabreicht werden. Der Impfbus soll nun an zwölf weiteren Orten, wie etwa während des Konzerts des Rappers „Sido“ am Donnerstagabend auf dem Glacis, zum Einsatz kommen. Der Direktor der „Santé“, Jean-Claude Schmit, beteiligt sich auch an der Kampagne und wird vor Ort Interessierte informieren und Dosen verabreichen.
Währenddessen haben bereits zwölf Ärzte begonnen, in ihrer Praxis Impfungen durchzuführen. Insgesamt sollen bis zum 16. August 189 praktische Ärzte Impfungen anbieten. Diese werden damit nach und nach die Impfzentren ersetzen. Bereits am Samstag schließen die Zentren in der Luxexpo, Bad Mondorf und Ettelbrück. Am 21. August folgt das Zentrum der „Air Rescue“ und am 11. September in Esch-Alzette. Vom 30. August bis zum 13. September hat die Bevölkerung eine letzte Möglichkeit, sich ohne Einladung oder Termin in der Victor Hugo Halle impfen zu lassen, bevor auch dieses Zentrum seine Türen schließt.
Keine flächendeckende dritte Impfung
Trotz neuer Varianten hält das Ministerium an der Entscheidung fest, keine dritte Impfdosis für die Gesamtbevölkerung zu empfehlen. Allerdings werde es für verschiedene Bevölkerungsgruppen womöglich Ausnahmen geben. „Menschen, die besonders gefährdet sind, können laut dem Conseil Supérieur des Maladies Infectieuses (CSMI) eine dritte Impfung erhalten“, erklärte Jean-Claude Schmit während der Pressekonferenz. Diese könnten von ihrem Hausarzt auf eine Liste eingeschrieben werden.
In den kommenden Tagen soll der CSMI sich auch zur Möglichkeit äußern, älteren Bürgern ein Angebot für eine dritte Impfung zu machen. Diese Entscheidung steht weiterhin aus. Sollte sich zeigen, dass der Anteil der infizierten Menschen, die mit dem Impfstoff von „Johnson & Johnson“ geimpft wurden, besonders hoch ist, könnte auch für sie eine weitere Dosis empfohlen werden, so Jean-Claude Schmit.