„Das Risiko der Weiterverbreitung ist in der Gesamtbevölkerung noch niedrig“, sagte Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) bei ihrer ersten Pressekonferenz zu den Affenpocken. Die Wahrscheinlichkeit einer Weiterverbreitung in bestimmten Personengruppen sei dagegen hoch. Sie berief sich dabei auf die Einschätzung des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC).
„Wir haben zu diesem Zeitpunkt 46 bestätigte Fälle im Land, wo bisher aber glücklicherweise noch kein schlimmer Verlauf dabei war“, so Paulette Lenert am Freitag. Derzeit treten 99 Prozent der international bestätigten Fälle bei Männern auf und etwa 98 Prozent der Erkrankten haben angegeben, sexuellen Kontakt mit Männern gehabt zu haben.
Die Übertragung findet durch engen Körperkontakt statt und ist nicht auf eine Personengruppe beschränkt. So wurde in Luxemburg bereits ein erster Fall von Affenpocken bei einem Kind festgestellt, das sich nach einem Kontakt in der Familie infiziert hatte. „Es ist keine rein sexuell übertragbare Krankheit. Das ist wichtig“, betonte Paulette Lenert am Freitag und warnte vor der Stigmatisierung von verschiedenen Gemeinschaften. Doch auch die Kommunikation des Gesundheitsministeriums wurde deswegen bereits kritisiert. Mittlerweile gibt es eine Informationsseite zum Thema und eine telefonische Helpline.
Um Personen mit höherem Ansteckungsrisiko zu schützen, hat der „Conseil supérieur des maladies infectieuses“ (CSMI) Kriterien zur prioritären Verteilung des Impfstoffs festgelegt. Seit dem 16. August können die Personen, die den Kriterien entsprechen, im „Centre Hospitalier de Luxembourg“ (CHL) geimpft werden. Bis Freitag hatten sich bereits 133 Personen impfen lassen, insgesamt 383 Personen hatten einen Impftermin genommen, so der Direktor der Gesundheitsbehörde, Dr. Jean-Claude Schmit. Momentan stehen 1.440 Impfdosen zur Verfügung.
Die Erkrankung mit Affenpocken verläuft oft mild und die meisten Betroffenen erholen sich binnen zwei bis vier Wochen. Erkrankte haben zu Beginn oft Fieber, Muskelschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Nach einigen Tagen treten Hautausschläge auf, die unterschiedlich stark ausfallen und teils sogar überhaupt nicht bemerkt werden. Nur sehr selten wurden schwerere Verläufe mit Komplikationen wie etwa bakteriellen Superinfektionen oder Augenschäden dokumentiert. Bei dem aktuellen Ausbruch hätten international 5,8 Prozent der Erkrankungen zu einer Hospitalisierung geführt, präzisierte der Direktor der Gesundheitsbehörde.
Am 23. Juli hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Affenpocken zu einer „Notlage mit internationaler Tragweite“ erklärt. In 29 Ländern in Europa wurden bis zum 18. August 16.162 bestätigte Fälle gemeldet, so die aktuellen Zahlen des ECDC. (FK)