Alle sechs Jahre versucht die Opposition in Düdelingen, die Alleinherrschaft der Sozialisten zu beenden. Dieses Mal stehen die Chancen nicht so schlecht. Denn während die LSAP ihre Macht verwaltet, haben sich ihre Konkurrenten inhaltlich angenähert und vermehrt.

In der Hauptstraße, am Seitenschiff der Sankt-Martin-Kirche im Zentrum Düdelingens, dröhnen portugiesische Schlager aus einer kleinen Box. Ein halbes Dutzend Arbeiter werken im Akkord, denn die Baustelle des „Shared Space“ muss für den Folgetag fertiggestellt sein. Dann wird Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) mit seinen Genossen, und zumindest mit Teilen der Opposition, feierlich das Tricolore-Bändchen zerschneiden. So wie es in Vorwahlzeiten eben üblich ist.

„Manche meiner Parteikollegen sagen, dass jedes Jahr gewählt werden soll. Dann müsste viel mehr eingeweiht werden und es würde hier schneller vorangehen“, meint Michèle Kayser-Wengler im Gespräch mit Reporter.lu. Die CSV-Spitzenkandidatin hat von ihrer Kinderarzt-Praxis im vierten Stock die beste Sicht auf die Baustelle. Der „Shared Space“ in der Hauptstraße und am Kirchplatz steht symbolisch für die Verhältnisse in der Düdelinger Gemeindepolitik: Die Opposition wollte eine reine Fußgängerzone, die Mehrheit nicht unbedingt – herauskam eine Fußgängerzone mit Autoverkehr.

„Ich verstehe, dass es den Sozialisten schwerfällt, nach 75 Jahren ungeteilter Macht normal mit den Menschen zu reden“, erklärt Michèle Kayser-Wengler. Die Hauptprobleme seien ein Mangel an Transparenz, eine gewisse Überheblichkeit und eine Bürgerbeteiligung, die mehr Entertainment sei als Partizipation. „Partizipatainment“ nennt die Oppositionspolitikerin das.

Kritik an Führungsstil der Sozialisten

Würde sie einen Anruf von Dan Biancalana entgegennehmen, wenn die LSAP die absolute Mehrheit verlieren und es für die CSV für eine Dreierkoalition mit den Grünen und der DP reichen würde? „Ja, wir sind nicht wie sie und sind offen für den Dialog“, entgegnet die CSV-Spitzenkandidatin. Eine Koalition mit den Sozialisten will sie nicht kategorisch ausschließen. Es hänge ja auch vom Wählerwillen und von den Gemeinsamkeiten ab.

Der sozialistischen Gemeindeführung wirft sie vor allem vor, Gelegenheiten verschlafen zu haben. Sei es beim Wohnungsbau, bei dem vonseiten der LSAP immer das neue Viertel „Neischmelz“ hervorgehoben wird – aber das wird vom „Fonds de Logement“ gebaut. Dort sollen über 1.500 Wohnungen für etwa 3.000 Leute entstehen – der größte Teil werden erschwingliche Mietwohnungen sein. „Es ist bei den eigenen Initiativen, wo es hapert“, so Michèle Kayser-Wengler.

Ich wünsche eigentlich niemandem eine absolute Mehrheit. Gegenseitige Kontrolle ist wichtig in der Politik.“Semiray Ahmedova, Déi Gréng

Und wenn die LSAP Initiativen ergreift, ist sie nicht immer transparent. Im vergangenen Oktober etwa hat die Opposition aus der Presse erfahren müssen, dass die Stadt ein ihr gehörendes Wohnhaus in private Hände gegeben hatte …