Die Ausstellung „Gleef dat net“ im „City Museum“ beschäftigte den Gemeinderat der Hauptstadt. Geschlossen brandmarkte die Opposition die Einmischung von Bürgermeisterin Lydie Polfer in die Museumsautonomie. Lydie Polfer wehrte sich vehement gegen die Kritik.
Es war gleichzeitig der letzte Tagesordnungspunkt der Sitzung und der letzte vor der Sommerpause für den Gemeinderat in Luxemburg-Stadt. Und er sollte es in sich haben. Denn in einer gemeinsamen Motion forderten die Räte Claudie Reyland (Déi Gréng), Guy Foetz (Déi Lénk) und Tom Krieps (LSAP) nicht weniger als den Respekt der Meinungsfreiheit für die Kulturinstitutionen der Hauptstadt. Etwas also, das in einer Demokratie selbstverständlich scheint.
Hintergrund für die Motion waren Recherchen von Reporter.lu. Konkret geht es dabei um die Ausstellung „Gleef dat net…!“ im Luxembourg City Museum, die sich mit Verschwörungstheorien auseinandersetzt. Ein Teil der Expo sollte die im Zuge der Bommeleeër-Affäre kursierenden Verschwörungstheorien thematisieren. Eine Entscheidung, gegen die sich die Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP), strikt gewehrt hatte. Und so fehlt das Kapitel in der jetzigen Version der Ausstellung.
Im Gespräch mit Reporter.lu gab Lydie Polfer zu verstehen, dass sie deutlich gegen das Thema „Bommeleeër“ in einem städtischen Museum sei. Die Begründung: Es sei allein Sache der Justiz, Mutmaßungen von Wahrheit zu trennen. Es ist ein Vorgehen, das bei der Opposition im Gemeinderat der Hauptstadt auf Unverständnis stieß.
So fragte etwa Rätin Claudie Reyland: „Ist der Schöffenrat der Meinung, dass die Bürgermeisterin vorab Ausstellungen, Theaterstücke oder Konzerte autorisieren muss? Und wenn ja, wieso?“ Einstimmig forderte die Opposition deswegen die Aufhebung des Vetos der Bürgermeisterin und die alleinige Entscheidungsgewalt darüber, was im Museum gezeigt wird und was nicht, für Museumsdirektor Guy Thewes.
Eine einvernehmliche Entscheidung
Den Vorwurf der Einflussnahme auf das Programm von öffentlichen Kultureinrichtungen wies Lydie Polfer in der Gemeinderatssitzung am Freitag zunächst kategorisch zurück: „Ich finde es eine schreckliche Zumutung, was hier gemacht wird. Ich bin jetzt in meinem 25. Amtsjahr als Bürgermeisterin. Ich habe vieles ans Laufen gebracht, zum Beispiel das City Museum. Nie, nie in 25 Jahren bin ich bei einer Kulturinstitution wegen künstlerischen Entscheidungen interveniert.“
Ihre Entscheidung gegen das Thema „Bommeleeër“ im Museum dementiert Lydie Polfer in der Debatte um die Motion jedoch nicht. Diese sei, laut der Bürgermeisterin, im Einvernehmen mit Museumsdirektor Guy Thewes getroffen worden. Wie schon im Gespräch mit Reporter.lu begründete Lydie Polfer die Entscheidung mit dem laufenden Gerichtsverfahren.
Im Laufe der Planung der Ausstellung sei bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft im Juli 2019 Anklage gegen neun hochrangige Polizisten erhoben habe, so die Bürgermeisterin. „In einer Demokratie ist die Trennung von Wahrheit oder Lüge die Rolle der Justiz. Deshalb haben wir entschieden, den Bommeleeër nicht in der Ausstellung zu thematisieren,“ erklärte Lydie Polfer am Freitag.
„Öl aufs Feuer von Verschwörungstheorien“
Erklärungsversuche, die die Opposition im Gemeinderat nicht zufrieden stellten. Guy Foetz von Déi Lénk störte sich an der Gegenüberstellung zwischen Kultur und Justiz: „Eine Ausstellung hat doch keinen Einfluss auf die Arbeit der Justiz.“ Eine wissenschaftliche, fundierte Aufarbeitung durch eine Kulturinstitution sei doch möglich, auch wenn ein Prozess stattfinde, so das Gemeinderatsmitglied. Eine Lesart, die auch Claudie Reyland vertrat. Schließlich entspreche es der Rolle von Museen, zum kritischen Denken anzuregen, und nicht, sich an Verschwörungstheorien zu beteiligen, so die Grünen-Rätin.
Noch weiter ging Tom Krieps (LSAP): „Die Entscheidung, das Thema nicht zu behandeln, ist Öl auf das Feuer von Verschwörungstheorien.“ Für ihn stehe die Debatte sinnbildlich für das Verhältnis zwischen Schöffen- und Gemeinderat, die sich in ihren grundlegenden Sichtweisen immer weiter voneinander entfernen würden, so das Gemeinderatsmitglied.
In der anschließenden Abstimmung wurde die Motion mit den Stimmen der Mehrheitsparteien CSV und DP abgelehnt. In naher Zukunft dürfte das Thema „Bommeleeër“ also kaum seinen Weg in das City Museum finden. Denn, wann der neue Prozess beginnt, ist unklar.
Lesen Sie mehr zum Thema
