Beim „Amnesty Mediepräis“ wurden in diesem Jahr erstmals Beiträge in mehreren Kategorien ausgezeichnet. Der Preis für den besten Artikel ging dabei an Luc Caregari, Journalist bei Reporter.lu. Nominiert war auch die Redaktionskollegin Janina Strötgen.

Mit dem „Amnesty Mediepräis“ kürt die Organisation „Amnesty International Luxembourg“ seit 2016 jedes Jahr journalistische Veröffentlichungen, die zur Debatte um das Thema Menschenrechte beitragen. Insgesamt wurden in diesem Jahr 32 Beiträge eingereicht, wovon acht mit einer Nominierung zurückbehalten wurden. Anders als in den Vorjahren wurde diesmal nicht ein einziger Sieger gekürt, sondern es wurden Beiträge in drei verschiedenen Kategorien ausgezeichnet: Artikel, Multimedia und Audiovisuel.

Mit dem Artikel “Ausbeutung hinter legaler Fassade“ ging in der Kategorie Artikel dabei ein Beitrag von Reporter.lu als Sieger hervor. Der Artikel des Journalisten Luc Caregari handelt von Menschenhandel sowie Zwangsarbeit und beschrieb den Leidensweg eines jungen Nepalesen, der jahrelang wie ein Sklave ausgebeutet wurde. Die Recherche führte bis ins Luxemburger Restaurant-Milieu.

Grenzüberschreitender Journalismus

Bei der Recherche arbeitete Luc Caregari mit der nepalesischen Journalistin Namrata Sharma zusammen. Ihr Bericht erschien gleichzeitig in der englischsprachigen „Nepali Times“. Jurymitglied Petz Bartz hob diese Zusammenarbeit hervor: „Es ist eine bemerkenswerte Arbeit des internationalen und grenzüberschreitenden Journalismus, die nicht einmal die Pandemie zum Schweigen bringen konnte“, so der „RTL“-Journalist und Gewinner des Medienpreises bei der vorherigen Ausgabe.

In der Kategorie Artikel war in diesem Jahr mit “Häusliche Gewalt: Wenn das Bleiberecht im Ermessen des Ministers liegt“ eine weitere Veröffentlichung von Reporter.lu nominiert. In dem Beitrag beleuchtete die Journalistin Janina Strötgen das Schicksal einer albanischen Migrantin, die sich verzweifelt um eine Aufenthaltsgenehmigung in Luxemburg bemühte, weil sie sich in ihrer Heimat den Gewaltausbrüchen und Bedrohungen ihres Ex-Mannes ausgesetzt sah. Der Fall zeigte, dass Frauen, die aufgrund von häuslicher Gewalt fliehen, in Luxemburg nicht ausreichend geschützt sind.

Von häuslicher Gewalt handelte auch der dritte nominierte Beitrag in der Kategorie Artikel: „As mulheres que o paraíso maltrata“ von „Contacto“-Journalist Ricardo J. Rodrigues.

Sexueller Missbrauch mehrfach Thema

Das Storytelling-Team des „Luxemburger Wort“ ging in der Kategorie Multimedia als Sieger hervor. Die Reportage „Vom Opfer zur Täterin“ von Sibila Lind, Jean-Michel Hennebert, Dominique Nauroy und Christophe Olinger behandelt den Fall einer Frau aus Brasilien, die Opfer sexueller Belästigung wird, deren Anzeige aber aufgrund ihres ungeklärten Aufenthaltsstatus in Luxemburg sozusagen zum Bumerang wird.

Mit „La crise du logement au prisme de trois portraits“ von Jean-Michel Hennebert, Sibila Lind, Dominique Nauroy, Christophe Olinger, Sarah Cames, Rosa Clemente und Jörg Tschürtz war das „Luxemburger Wort“ auch ein zweites Mal in dieser Kategorie nominiert. Ebenfalls nominiert war die Journalistin Camille Frati vom „Lëtzebuerger Journal“ für den Artikel „Une avocate dans la Jungle de Calais“.

Gleich zwei Auszeichnungen gingen an „RTL“. In der Kategorie Audiovisuel wurde der Radiobeitrag „D’Pandemie huet vill Migranten ouni Pabeieren an eng prekär Situatioun bruecht“ von Diana Hoffmann ausgezeichnet. Caroline Mart, deren TV-Beitrag in derselben Kategorie nominiert war, wurde mit einer „Mention spéciale“ bedacht. Dies für ihre „Kloertext“-Sendung zum Thema „Sexuelle Mëssbrauch a seng Konsequenzen“, in der unter anderem zwei junge Frauen ihre schlimmen Erlebnisse schilderten.

Im vergangenen Jahr war der Medienpreis nicht vergeben worden. Im Vorjahr war der „RTL“-Journalist Petz Bartz für seine Reportage „Blockéiert um Balkan“ ausgezeichnet worden. Die weiteren Preisträger der vergangenen Jahre waren: Paula Telo Alves und Sibila Lind (2019, „Contacto“), Armand Back (2018, „Tageblatt“), Laurence Bervard (2017, „Luxemburger Wort“, heute Reporter.lu), Frédéric Braun (2016, „Le Quotidien“).


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