Für viele Wirtschaftszweige ist der Klimawandel noch ein abstraktes Zukunftsszenario. In der Versicherungsbranche ist das anders: Sie spürt die Folgen des Klimawandels bereits ganz konkret. Die Schäden durch Wetterextreme nehmen nachweisbar zu.

2018 mussten die Versicherungen weltweit Schäden durch Naturkatastrophen in Höhe von 76 Milliarden US-Dollar übernehmen. Zusammen mit 2017 waren es 219 Milliarden – ein absoluter Rekord für eine Periode von zwei Jahren, berichtet der Rückversicherer Swiss Re. Gefährlich sind dabei weniger die Großereignisse wie etwa Hurrikane, sondern die kleineren, aber häufigeren Wetterextreme. Wie etwa der Tornado am vergangenen Wochenende. Und diese Extreme nehmen durch den Klimawandel zu, betonen die Versicherungsexperten.

Europa fällt dabei nicht aus dem Bild. Der Rückversicherer Munich Re betont, dass die Schäden durch schwere Gewitter in Nordeuropa signifikant gestiegen sind. „Studien zeigen, dass in Teilen Europas, darunter Südwestdeutschland, schwere Gewitter mit Hagel bereits zugenommen haben und es auch zunehmend zu schweren Hagelschlägen kommt“, so die Experten. 2017 und 2018 waren die Schäden durch schwere Gewitter zwar geringer als in den Jahren zuvor, doch der Trend zeigt eindeutig nach oben.

3,2 Milliarden Euro an Schäden in Frankreich

Dürre, Überschwemmungen, Stürme: Solche extreme Wetterlagen kosteten die Versicherer in Frankreich seit 2015 jedes Jahr im Schnitt 3,2 Milliarden Euro, berichtet „Alternatives économiques“. Zwischen 1990 und 2010 lag der Schnitt dagegen bei nur zwei Milliarden.

Naturkatastrophen werden bis 2040 Schäden in Höhe von 92 Milliarden Euro verursachen, so eine Schätzung der französischen Versicherer. Allerdings ist der Klimawandel nur einer der Gründe. Die Studie schätzt dessen Wirkung auf etwa 30 Prozent. Gewichtiger ist dagegen, dass der Wert der Häuser und Infrastrukturen steigt.

Schadenpotential steigt

Paradoxerweise nimmt der Schaden durch jene Infrastruktur zu, die die Klimakatastrophe verhindern soll. „Gepaart mit höherer Schadenanfälligkeit von Gebäuden durch empfindliche Wärmedämmungen, Solaranlagen oder aufwendige Metallfassaden ergeben sich steigende Schadenpotentiale“, betonen die Experten der Munich Re.

Das zweite Problem: Die Gefahren durch Wetterextreme werden drastisch unterschätzt. Swiss Re geht davon aus, dass Schäden in Höhe von 280 Milliarden Euro 2017 und 2018 nicht von Versicherungen gedeckt waren. Der Grund: Die Verbraucher seien einerseits nicht genügend über die Risiken sensibilisiert. Andrerseits seien aber auch die Versicherungen zurückhaltend, weitere Risiken abzudecken.

Versicherungen können ihren Beitrag leisten

Das Problem sei vor allem, dass die Wetterextreme Risiken darstellen, die Versicherungen nur schwer einschätzen können, so Swiss Re. Oft sind die Vorkommnisse sehr lokal und von Variablen bestimmt, die sich aufgrund des Klimawandels schnell ändern.

Immer wieder taucht in den Berichten aber ein wichtiger Punkt auf: Die Versicherungen sollten ihre Aktiva in Infrastrukturen investieren, die die Menschen vor den Folgen des Klimawandels schützen. Im Fachjargon heißt das Resilienz. Und so könnten die Schäden begrenzt werden.