In Luxemburg gibt es rund 14.500 private Waffenbesitzer. Knapp die Hälfte davon sind Sportschützen. Polizei und Justizministerium verlassen sich in punkto Sicherheit weitgehend auf das Verantwortungsbewusstsein der Schützen. Kontrollen werden nur vereinzelt durchgeführt.
Feuerwaffen sind kein Kinderspielzeug. Das bekommen auch erfahrene Schützen wie Jos Di Lazzaro hin und wieder am eigenen Leib zu spüren. « Als ich den Abzug drückte, knallte es, und der ganze Gewehrlauf flog mir um die Ohren », erinnert sich der joviale 79-Jährige.
Der Präsident des Hesperinger Sportschützenvereins hatte aus Versehen die falsche Munition benutzt: « Ich hatte zuhause zwei Dosen mit Schießpulver nebeneinander stehen und habe meine Patronen aus Versehen mit dem falschen Pulver gefüllt. » Die Szene ereignete sich vor ein paar Jahren. « Ech hat Chance, well d’Gewier war komplett freckt », so Di Lazzaro, der mit einer Prellung am Arm davon kam.
Wir ordern jedoch nie Polizeikontrollen auf Schießständen an, das fällt nicht in unseren Aufgabenbereich. »Zuständiger Beamter im Justizministerium
Mehr als 20 Jahre steht der pensionierte Fliesenleger schon an der Spitze der « Société de Tir aux armes sportives de Hesperange ». Er sagt, ernsthafte Unfälle habe es in dieser Zeit nicht an seinem Schießstand gegeben. “Die Sicherheit steht bei uns an erster Stelle,” betont er und lädt zum Rundgang über seinen Schießstand ein: « Sie können sich hier ruhig alles ansehen. Es gibt hier keine Rambos, wir haben nichts zu verbergen. »
Schießclubs tragen große Verantwortung
Di Lazzaros « Société de Tir » ist mit rund 1.300 Mitgliedern einer der größten Schießclubs im Land. In Luxemburg gibt es rund 7.800 offiziell angemeldete Sportschützen, die sich auf 22 Schießclubs verteilen. Den Clubs kommt in punkto Sicherheit eine große Verantwortung zu, denn sie sind selbst dafür verantwortlich interne Sicherheitsregeln festzulegen. Gesetzlich vorgeschriebene Verhaltensregeln für Schießstände gibt es nicht.

Die Hesperinger Clubregeln schreiben zum Beispiel vor, dass nicht ohne Aufsicht geschossen werden darf. Deshalb gibt es hauseigene « Schießkommissare ». « Das sind erfahrene Mitglieder, die darauf achten, dass niemand sich in Gefahr begibt », erklärt der Vereinspräsident. Will jemand in den Bereich zwischen Zielscheiben und Schussposten, gibt der Kommissar das Kommando « Feier Stop ». Über dem Schießstand leuchtet dann eine rote Warnlampe auf. « Dann weiß jeder, dass nicht mehr geschossen werden darf », so Di Lazzaro.
Die genauen Regeln können je nach Verein variieren. Aus dem Justizministerium heißt es, man arbeite in Sicherheitsfragen gut mit den Verantwortlichen der Schießclubs zusammen. « Wir weisen die Clubs regelmäßig darauf hin, an welche Regeln man sich halten muss, damit man seinen Waffenschein nicht verliert », so ein zuständiger Beamter im Gespräch mit REPORTER. « Wir ordern jedoch nie Polizeikontrollen auf Schießständen an, das fällt nicht in unseren Aufgabenbereich. »
Statistik über Kontrollen fehlt
Ende 2017 waren insgesamt 92.608 Schusswaffen registriert. Die Zahl ist wesentlich höher als die der 14.553 hierzulande gemeldeten Waffenbesitzer. Mit einem Waffenschein kann man in Luxemburg nämlich beliebig viele Waffen besitzen. Eine Obergrenze sieht das Gesetz nicht vor, egal ob Jäger, Sammler oder Sportschütze. Vor fünf Jahren hatte der damalige Justizminister François Biltgen Besorgnis über diese Regelung geäußert und eine Reform ins Gespräch gebracht. Das Vorhaben des CSV-Ministers verlief schlussendlich im Sand.
Private Waffenbesitzer müssen ihre Waffen zu Hause aufbewahren, auf Schießständen gibt es daher keine Waffenlager. Beim Justizministerium heißt es auf Nachfrage, man beantrage stichprobenartig Kontrollen, um zu überprüfen, ob Waffenhalter die vorgeschriebenen Sicherheitsbedingungen bei sich zu Hause einhalten. Vor allem Leute, die besonders viele Waffen besitzen, müssten mit solchen Kontrollen rechnen. Wie oft Inspektionen durchgeführt werden, ist jedoch nicht überprüfbar, denn weder die Polizei noch das Ministerium führen Statistik darüber.

Die meisten Waffenscheine hierzulande werden an Sportschützen ausgestellt. Um sich zu bewerben, muss man eine Mitgliedskarte in einem Schießverein besitzen und einen Auszug aus dem Strafregister vorlegen. Wer den anschließenden Ehrbarkeitscheck des Ministeriums besteht, erhält den Waffenschein. Anders als Jäger müssen Sportschützen dafür kein Examen bestehen. Für die Ausbildung der neuen Mitglieder sind die Vereine verantwortlich.
In Hesperingen müssen angehende Schützen die clubinterne « Schießschule » durchlaufen. « Einmal im Monat gibt es eine Versammlung für neue Mitglieder », erklärt der Vereinspräsident Di Lazzaro: « Hier werden die internen Regeln erklärt. Wem die nicht passen, der kann sofort wieder gehen. » Vorgekommen sei das in seiner Amtszeit aber noch nie.
Viele Sportschützen sind Hobbyschützen
Nach der theoretischen Einführung dürfen die Neulinge den Schießstand zunächst nur in Begleitung erfahrener Schützen betreten. Sie geben Tipps und achten darauf, dass die Clubregeln eingehalten werden. « Am Anfang musste ich ein spezielles Abzeichen tragen. Da war drauf vermerkt, dass ich neu dabei bin », erinnert sich Paul.
Wir versuchen, die Vereine zu bewegen, möglichst viele ihrer Mitglieder zu lizenzieren. Doch nicht alle ziehen mit. »Marianne Meiers, Sekretärin des Sportschützenverbands
Wie lange die Einführungsphase dauert, liegt im Ermessen der jeweiligen Begleitperson. « Bei mir waren es zwei Wochenenden. Dann bekam ich grünes Licht, den Stand auch ohne einen persönlichen Aufpasser zu betreten », so Paul. Der 36-Jährige ist mittlerweile seit zwei Jahren Hobbyschütze in Hesperingen. « Mich fasziniert vor allem die technische und physikalische Komponente am Schießen », so der Physiklehrer. An sportlichen Wettkämpfen nimmt er nicht teil. Dafür fehle ihm die Zeit.
Ein Einzelfall ist das nicht, denn unter den 7.800 in Luxemburg gemeldeten Sportschützen gibt es viele reine Hobbyschützen. Der nationale Sportschützenverband (FLTAS) führt aktuell 4.200 lizenzierte Sportler. Für Wettbewerbe eingeschrieben haben sich seit Anfang des Jahres aber lediglich etwa 1000 Schützen. « Wir versuchen seit Jahren, die Vereine dazu zu bewegen, möglichst viele ihrer Mitglieder zu lizenzieren », so die FLTAS-Sekretärin Marianne Meiers. « Doch nicht alle ziehen mit. »