Im Trinkwasser werden zunehmend Abbaustoffe von Pestiziden gefunden. In welcher Konzentration diese gefährlich sind und nach welchen Rückständen überhaupt gesucht wird, ist eine politische Entscheidung. Viele bedenkliche Substanzen fallen durchs Raster.

„Unser Wasser ist das am besten überwachte Lebensmittel. 99 Prozent der Proben sind regelkonform“, betonte Umweltministerin Joëlle Welfring (Déi Gréng) vergangenen Dezember im Parlament. Anlass war die Abstimmung über das neue Trinkwassergesetz, das dieses Jahr in Kraft trat. Seitdem wird das Leitungswasser noch stärker kontrolliert, um eine hohe Qualität zu gewährleisten.

„Unser Leitungswasser ist sicher“, lautet die Botschaft, die der Öffentlichkeit immer wieder vermittelt wird. Bei der Debatte um das Trinkwassergesetz zweifelte keiner der Abgeordneten daran. „Wir können uns glücklich schätzen, dass die Qualität des Luxemburger Leitungswassers so hoch ist“, betonte Gusty Graas (DP).

Im Ausland sind die Bedenken größer. Das französische Trinkwasser sei in hohem Maße kontaminiert, titelte im April beispielsweise „Le Monde“. Schuld daran ist ein Mittel gegen Pilzbefall. Obwohl das Pflanzenschutzmittel „Bravo“ seit 2019 in der EU verboten ist, erlebt sein Abbaustoff (genannt Metabolit) „Chlorothalonil R471811“ seit 2020 ein Comeback. „In den meisten Fällen ist es so: Wenn man nach der Substanz sucht, findet man sie auch“, wird ein Beamter der französischen Wasserbehörde in „Le Monde“ zitiert. Wer sucht, der findet. Gilt auch in Luxemburg?

Politischer Grenzwert

In der Tat wird in Luxemburgs Leitungswasser regelmäßig der Abbaustoff dieses Fungizids nachgewiesen, mitunter in hohen Konzentrationen. Laut Analysen des Wasserwirtschaftsamtes wurde der Richtwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter (ein zehnmillionstel Gramm) dieses Jahr in acht Gemeinden überschritten. Teils lagen die Messwerte bis zu drei Mal so hoch. Auch das SEBES-Trinkwasser aus dem Stausee enthielt 2023 in allen bisherigen Proben Chlorothalonil, wenn auch in Konzentrationen unter 0,1 Mikrogramm.

Wir reden von Konzentrationen, die in einem so niedrigen Bereich liegen, dass man nicht recht weiß, wie problematisch sie sind. »Julien Farlin, Wasserwirtschaftsamt

Die Werte seien nicht gesundheitsschädlich und man gehe nach dem Vorsorgeprinzip vor, beschwichtigte das Umweltministerium im April auf „Radio 100,7“. Doch bis heute mangelt es an wissenschaftlichen Daten, um die Gefahr solcher Abbaustoffe einzuschätzen. Chlorothalonil ist zudem nur ein Metabolit von vielen. In Luxemburg wird nur ein Bruchteil der problematischen Stoffe überhaupt gemessen …