2015 wurde der Gesetzestext zum medizinischen Kontrolldienst der Sozialversicherung (CMSS) überarbeitet. Seitdem sollte der Dienst nicht nur mehr Entscheidungsgewalt bekommen, sondern auch mehr Ärzte. Doch passendes Personal zu finden, erweist sich als schwierig.
2015 trat das überarbeitete Gesetz zum medizinischen Kontrolldienst der Sozialversicherung in Kraft. In einem Vierjahresplan stand, dass die damals 25 Ärzte des Contrôle Médical Verstärkung bekommen sollten – von 13 neuen Medizinern. Heute, vier Jahre später, ist die Zahl von 38 Ärzten fast erreicht. Beim Contrôle Médical arbeiten mittlerweile 35 Ärzte. Damals war auch von fünf Psychologen die Rede, die das Team des medizinischen Kontrolldienstes ergänzen sollten. Heute arbeiten dort drei.
Die Zahl der Ärzte wird die vorgesehene sogar überschreiten. « Bis Ende des Jahres werden noch vier Ärzte einstellen », so Dr. Gérard Holbach, Leiter des Contrôle Médical. Doch mehr Personal ist auch notwendig. Denn es gibt auch mehr Patienten, die zur Kontrolle der Sozialversicherung gerufen werden. Die Zahl der Krankschreibungen ist von 2017 auf 2018 von 665.000 auf 769.000 gestiegen und die Zahl derjenigen Patienten, die zum Kontroll-Arzt einberufen werden, von 31.463 auf 43.733.
Job des Kontrollarztes unattraktiv
Doch Personal zu finden ist alles andere als einfach. Nicht nur hat der Contrôle Médical der Sozialversicherung ein schlechtes Image. Der Arzt muss auch bereit sein, seine Praxis, seine freischaffende Arbeit und seine bisherigen Patienten aufzugeben. Denn wer Kontroll-Arzt wird, behandelt die Fälle, die gerade bei der Kontrollstelle behandelt werden müssen. Wer als Arzt eine Spezialisierung hatte, gibt die praktisch mit seiner neuen Aufgabe auf.
Außerdem ist der Job auch unter Ärzten nicht gut angesehen. Die Gewerkschaft der Ärzte und Zahnärzte AMMD kritisiert die Arbeit des Contrôle Médical regelmäßig.
Und auch für die Leitung des Contrôle Médical ist es laut Dr. Holbach auch schwierig passendes, gut ausgebildetes Personal zu finden. Die meisten Ärzte, die sich dazu entscheiden Kontroll-Arzt zu werden, sind schon älter. « Oft wollen sie sich den Stress, den sie als Freischaffende haben nicht mehr antun », so Dr. Gérard Holbach. Die letzten Jahre ihrer Karriere entscheiden sie sich dann, zum Staat zu wechseln. Das Problem dabei: Sie bleiben gegebenenfalls nur ein paar Jahre bis zur Rente. Danach beginnt die Suche wieder nach neuem Personal.
« Für uns ist es dennoch wichtig, dass die Leute, die wir einstellen, Erfahrung haben », so Dr. Holbach. Alleine durch ihre Erfahrung könnten die Ärzte viele unterschiedliche Fälle betreuen oder untersuchen.
Sprache als Problem bei der Suche nach Kandidaten
« Es ist schwierig, Luxemburger zu finden, die den Job machen wollen. Es gibt immer weniger Interessenten, die die Sprache sprechen », sagt der Leiter des Contrôle Médical. Inhouse würden zwar Luxemburgisch-Kurse angeboten werden, doch die Sprache würde auch immer mehr zum Problem. Auch der Contrôle Médicale müsse bei der Suche aufs Ausland ausweichen – der Ärztemangel ist auch bei staatlichen Jobs demnach ein Problem.
Eine Vereinigung, die sich sicher ist, dass dem Contrôle Médical Ärzte fehlen, ist die « Patientenvertriedung ». Und nicht nur das. « Sie brauchen vor allem mehr qualifizierte Ärzte », sagt Michèle Wennmacher. Dann würde sich der Umgang mit den Patienten bessern. « Und dann versetzt der Termin beim Kontroll-Arzt den Patienten vielleicht nicht schon im Vorfeld in Angst. »