In Luxemburg dürfen homo- und bisexuelle Männer bis dato kein Blut spenden. Andere Länder sind da offener. Doch auch in den einzelnen EU-Staaten gibt es bei den Bestimmungen starke Unterschiede. Hier ein Überblick.
Lange Zeit waren homosexuelle Männer pauschal von der Blutspende ausgeschlossen. Nicht nur in Luxemburg, sondern in den meisten EU-Ländern. Sie gelten wegen einer höheren Gefahr für HIV-Infektionen als Risikogruppe. Eine Wende kam nicht nur durch medizinische Erkenntnisse und wirksame Testmethoden auf das Virus.
Für viele Staaten war auch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes aus dem Jahr 2015 ausschlaggebend, um Schwulen und bisexuellen Männern den Zugang zur Blutspende zu ermöglichen.Dieser entschied zwar, dass das Spendenverbot zulässig sei. Ein pauschales Verbot sei aber nur dann rechtens, wenn es eine gute Alternative gäbe – beispielsweise gute Testmethoden für Blutspenden oder eine genaue Befragung des Spender zu riskantem Sexualverhalten.
An diesem Urteil haben sich Luxemburgs Nachbarländer orientiert – und die Bestimmungen zur Blutspende gelockert:
Deutschland:
Im August 2017 wurde in Deutschland die Regelung aufgehoben, dass homosexuelle Männer aufgrund eines Risikos nicht für die Blutspende infrage kommen. Ob man zur Blutspende zugelassen wird, überprüft ein Arzt mithilfe eines Fragebogens. Unter anderem wird der Mann gefragt, wann er das letzte Mal Geschlechtsverkehr mit einem Mann hatte. War es in einem Zeitraum, der kürzer als 12 Monate war, darf er kein Blut spenden.
Denn schwule und bisexuelle Männer dürfen in Deutschland nur dann Blut spenden, wenn sie ein Jahr lang auf Sex verzichtet haben. Was in Luxemburg ein Schritt hin zu mehr Offenheit bedeuten würde, wird in Deutschland weiterhin als Diskriminierung angesehen. Denn HIV ist nicht erst nach einem Jahr im Blut nachweisbar, sondern nach drei Monaten.
Viele Organisationen empfinden die zwölf-monatige Frist deshalb als zu lang. Das würde Menschen, die Spenden aber nicht 12 Monate auf Geschlechtsverkehr verzichten wollen, dazu anleiten, bei der Befragung durch den Arzt zu lügen.
In Großbritannien dürfen Männer, die Sex mit Gleichgeschlechtlichen haben, deshalb nach vier Monaten Blut spenden.
Frankreich:
Auch in Frankreich müssen Männer, die gleichgeschlechtlichen Sex haben, bis dato zwölf Monate auf Geschlechtsverkehr verzichten, wenn sie Blut spenden wollen. Die französischen Nachbarn sind aber schon einen Schritt weiter als Deutschland und wollen diese Frist ab Februar 2020 verkürzen.
In Frankreich dürfen homo- und bisexuelle Männer seit 2016 Blut spenden. Jetzt wird die Frist, in der sie davor keinen Sex haben dürfen auf vier Monaten – wie bei Heterosexuellen mit unterschiedlichen Geschlechtspartnern – verkürzt. In Frankreich war ihnen die Blutspende aus Angst einer HIV-Infektion, seit 1983 verboten.
Belgien:
In Belgien durften Homosexuelle von 1985 bis 2017 kein Blut spenden. Auch hier war das hohe Risiko einer HIV-Infektion die Ursache für die Ausgrenzung. Die Gesetzgebung wurde 2017 geändert – auch hier gelten seitdem dennoch klare Regeln für homo- und bisexuelle Männer, die Blut spenden wollen.
Zum Einen gilt auch hier der Verzicht auf Geschlechtsverkehr von zwölf Monaten. Zum anderen wird zum höchstmöglichen Schutz Empfängers ausschließlich das Plasma des Blutes verwendet. Bei der Plasmaspende wird dem Spender Blut entnommen und häufig in einem speziellen Gerät sofort in seine einzelnen Bestandteile zerlegt.
Die beiden Kriterien der Zwölf-Monats-Frist und des Plasmas wurden vom Conseil supérieur de la santé belge vorgeschlagen, um homo- und bisexuellen Männern den Zugang zur Spende zu ermöglichen.
Das Problem bei den Befragungen, die im Vorfeld der Spende stattfinden, ist dabei in allen Ländern das gleiche: Es basiert auf Vertrauen. Wie aus Medienberichten hervorgeht, machen manche Männer allerdings falsche Angaben zu ihrem Sexleben. Wenn es nicht auffliegt, dürfen sie dann zwar spenden, riskieren damit aber vielleicht auch die Gesundheit eines anderen.