Bücher, Tee, Schallplatten: Geschäfte, die sich auf Nischen spezialisiert haben, werden wieder beliebter. Der Überlebenskampf ist zwar hart, doch die Kundschaft sehnt sich nach ein bisschen Nostalgie. Und ist im besten Fall bereit, dafür zu zahlen. 

Bücher, also die richtigen aus Papier, bunt bedrucktes Geschenkpapier und jede Menge Grußkarten erwarten den Kunden im Bücherladen Alinéa in Luxemburg-Stadt. Als es 2017 hieß, der Buchladen würde schließen, beschäftigte das nicht nur die Presse, sondern auch die Politik, die nationale Literaturszene und eine aufgebrachte Kundschaft. Wieder ein Laden, der schließen muss. Wieder wird er wohl durch eine Kette ersetzt. Wieder ein Traditionsgeschäft, das es so nicht noch einmal geben wird.

Doch Alinéa überlebte. Der Inhaber entschied sich, es doch noch weiter zu versuchen. Manche gingen von einem PR-Coup aus, um wieder von sich reden zu machen. Andere freute es, dass nicht schon wieder ein Einzelhändler einfach das Handtuch schmeißt.

Ähnliches Phänomen beim „CD Buttek beim Palais“. Mehrmals kurz vor dem Aus, aber immer irgendwie überlebt – das ist sein Schicksal. Das große Geld lässt sich mit dem Einzelhandel heute nicht mehr machen. Dafür reicht ein Blick durch die Grand-Rue in Luxemburg-Stadt. Dort, wo früher kleine Familienbetriebe standen gibt es heute vor allem große Marken oder Ketten.

Einkaufen als Erlebnis

Ein Einzelhandel ist demnach Fluch und Segen zugleich. Die Inhaber sind Experten, der Kundenkontakt ist garantiert. Sie wissen in der Regel, was sie verkaufen und der Kunde weiß das zu schätzen. Eine treue Kundschaft ist dem traditionellen Einzelhandel in der Regel sicher. Problematisch wird es nur, wenn das angebotene Produkt plötzlich keine Abnehmer mehr findet. Wenn iTunes CDs ersetzt oder e-Books Bücher. Was passiert dann mit der Ware? Was passiert dann mit dem Laden?

Das Wirtschaftsmagazin Forbes schreibt, dass „immer mehr Kunden von ihren Emotionen geleitet einkaufen, statt von ihrem Geldbeutel“. Einkaufen soll entweder schnell gehen (online) oder zu einem Erlebnis werden. Vor allem für Millenials, also die Jahrgänge 1980er und 1990er, wie es im Artikel heißt. Ein Laden muss etwas besonderes sein, ein besonderes Gefühl vermitteln, ein besonderes Produkt verkaufen. Nicht das, was es anderswo auch in der gleichen Ausführung gibt. Geschweige denn online. Originell soll es sein.

Solche Läden gibt es entweder seit Jahrzehnten (wenn sie überlebt haben) oder tauchen heute wieder vereinzelt auf. Handgefertigter Schmuck, Tees in allen Farben und Geschmacksrichtungen oder Bücher – die homogene Auswahl wirkt beruhigend, lädt zum Stöbern und Probieren ein. Kleine Nischenläden vermitteln ein Gefühl der Nostalgie, der Entschleunigung. Es gibt nicht unzählige Produkte, bei denen das eine von dem anderen ablenkt. Wer in einen Kleinhandel eintritt, der weiß entweder was er will oder lässt sich dazu verleiten, etwas Neues zu entdecken – und zwar in Ruhe. Für alles andere gibt es Ketten oder Onlineshops.

Hohe Mieten bremsen kommerzielle Vielfalt aus

Das Problem ist dennoch oft das Geld. Die Mieten in Luxemburg-Stadt sind hoch. Wer sich dort eine Gewerbefläche leisten will, muss in der Regel mit bis zu 20.000 Euro pro Monat rechnen. Leisten können sich das fast nur noch große Franchise-Unternehmen. Den Nischenläden, die auf CDs oder Bücher spezialisiert sind, können solche Mieten kaum finanzieren. Die günstigeren Flächen, die die Stadt-Luxemburg für ausgewählte Inhaber anbietet, sind auf etwa 35 begrenzt.

Große Ketten dominieren somit. Und wer nur ein bestimmtes Produkt verkauft, ist notgedrungen auf eine treue Kundschaft angewiesen. Sie muss nicht nur in Nostalgie stöbern, sondern kaufen, damit sich auch regelmäßig die Miete am Ende des Monats zahlen lässt.