Schlanke Figur, lange Haare, ein hübsches Lächeln: Das Bild von Frauen auf Social-Media-Kanälen ist uniform. Das belegt eine Studie der deutschen Stiftung MaLisa. Sie zeigt: Gerade heute verfallen Frauen wieder in alte Rollenbilder. Schuld daran ist das Netz.
Eigentlich hat sich nicht viel geändert seit den 1950er Jahren. Das Bild der Frau war damals genauso klar definiert wie es heute (wieder) der Fall ist. Sie blieb zu Hause, war perfekt angezogen, perfekt als Köchin und perfekt im Haushalt. Dafür gab es Lob und ein Küsschen auf die Wange.
Heute muss sie vielleicht nicht mehr die perfekte Köchin oder Haushälterin sein – dafür aber immer noch so perfekt, so glatt, so klischeehaft. Zumindest in sozialen Netzwerken. Instagram, Facebook und Youtube könnten vielfältig sein, sind sie aber nicht. Was man dort findet, ist oft digitaler Mainstream.
Anstatt die Plattformen als Chance zu nehmen, um die eigene Persönlichkeit darzustellen, wirken dort viele junge Frauen gleich: Sie lächeln, sehen immer glücklich aus und machen alles scheinbar ohne Anstrengung.
Jede will wie alle anderen sein. Mit dem Ergebnis, dass auch alle Bilder irgendwie gleich aussehen.“
Frauen lieben Mode und Beauty, Männer Humor und Politik
Zu diesem Schluss kam eine Studie der deutschen Stiftung MaLisa, die von Schauspielerin Maria Furtwängler und ihrer Tochter Elisabeth in Auftrag gegeben worden ist. Untersucht wurde die Darstellung der Mädchen und Frauen auf Youtube, Instagram und in Musikvideos. Heraus kam einerseits, dass es auf den Plattformen nicht nur weniger Protagonistinnen als Protagonisten gibt (das Verhältnis ist 1:2).
Die Frauen, die sich dort präsentieren, entsprechen auch einem eigentlich längst veralteten Frauenbild. Die Studie zeigt: Erfolgreich sind vor allem diejenigen, die einer bestimmten Norm entsprechen. „Sie sind dünn, langhaarig und beschäftigen sich hauptsächlich mit den Themen Mode, Ernährung und Beauty“, heißt es im Text. Männer würden sich hingegen eher mit den Themen Unterhaltung, Musik, Spielen, Comedy und Politik beschäftigen.
Außerdem zeigen sich die meisten Frauen in ihrem privaten Umfeld, 71 Prozent filmen oder fotografieren sich demnach zu Hause. Und offenbar wird von den Followern und Zuschauern genau dieses Bild gewünscht: „Sie (Die Befragten) berichten von engen Zuschauererwartungen und damit verbunden kritischen, mitunter bösartigen Kommentaren, sobald sie den normierten Erwartungen widersprechen.“ Wer dieser Norm demnach nicht entspricht, muss mit Widerstand rechnen. Doch wer sich öffentlich in sozialen Netzwerken präsentiert, erhofft sich eher Likes statt Kritik. Also lieber der Norm anpassen?
Mit fünf Posen zum Social-Media-Erfolg?
Dass sich hinter den Videos, Fotos und Blog-Einträgen vielleicht starke Selfmade-Frauen verbergen, wollen nur die wenigsten zeigen – und nur die wenigsten sehen. Denn laut den Umfrage-Ergebnissen, muss bei der Frau im Netz irgendwie immer alles gleich aussehen. Jede will wie alle anderen sein. Mit dem Ergebnis, dass auch alle Bilder irgendwie gleich aussehen.
Die Autoren der Studie listen fünf typische Posen auf, die Frauen besonders häufig auf den Social-Media-Kanälen posten: Es geht von „das zur Seite ausgestellte Bein“, über „ein angewinkelter Arm und die Hand wie beiläufig im Haar“ bis hin zu „Der vermeintlich zufällige Blick über die Schulter“. Dass sich solche Kategorien festlegen lassen, zeigt, wie einseitig die Bilder im Netz sind.
Sie versuchen einer Norm zu entsprechen. Die Posen, die Looks, das Make-up – alles wirkt wie eine Uniform, die zum Erfolg – also zu mehr Klicks und Likes – verhelfen soll.
„Es ist nichts dagegen zu sagen, dass wir hübsch sein wollen“, sagt Maria Furtwängler zu den Ergebnissen im Gespräch mit dem Spiegel. „Gleichzeitig kann und muss das Konzept von hübsch oder schön jedoch Vielfalt zulassen.“
Vielfalt muss ihren Platz aber erst noch in den sozialen Medien finden – vor allem unter den Frauen. Wenn die Gesellschaft aber nicht an uniformen Rollenbildern festhalten würde, wäre dieser Sprung in Richtung Vielfalt vielleicht schon längst geschehen.