In Europa steigt die Anzahl an neu infizierten Coronavirus-Patienten täglich. Luxemburg sei gut vorbereitet, so das Gesundheitsministerium. In der Praxis unterlaufen dennoch fahrlässige Fehler. Zudem hat die Panik zu unnötigen Belastungen des Systems geführt.

Vor wenigen Tagen meldete sich eine Frau beim Notruf. Sie hatte Fieber und Atemnot und befand sich etwa zwei Wochen zuvor in Südkorea. Es bestand ein Anfangsverdacht auf Coronavirus – zwei Mitarbeiter der Notrufzentrale wussten allerdings nicht, wohin sie die Patientin weiterleiten sollten. Später begab sich die Frau mit ihrem Auto zum CHL, ging durch den Haupteingang und meldete sich an der Rezeption – im Fall einer Infektion ein fahrlässiger Vorgang.

Der Fall sei den Behörden bekannt, sagte Jean-Claude Schmit, Leiter der „Direction de la Santé“ im Gesundheitsministerium am Mittwoch. In Hunderten von Fällen hätten die Mitarbeiter der „Inspection de la Santé“, des Notrufs und des Krankenhauses richtig gehandelt. „Dass einmal etwas nicht zu Hundert Prozent funktioniert, ist vielleicht nicht zu entschuldigen, aber es ist zu verstehen“, so Jean-Claude Schmit.

Das Ministerium stehe in stetigem Kontakt mit dem Corps grand-ducal d’incendie et de secours (CGDIS), das auch für den Notruf zuständig ist, so der Direktor der „Santé“ weiter. Zudem sei die Vorgehensweise bei einem Verdachtsfall seit Anfang Februar die gleiche; lediglich die Liste der Länder, die als Risikogebiet gelten, wurde erweitert.

Jean-Claude Schmit kann sich deshalb vorstellen, dass Mitarbeiter des Notrufs die Regeln vielleicht nicht richtig verstanden hätten. Der geschilderte Fall verlief glimpflich. Die Frau verbrachte den Nachmittag in der zuständigen Abteilung. Eine Infektion mit dem Coronavirus (Covid-19) konnte ausgeschlossen werden. Die Patientin wurde noch am Abend aus dem CHL entlassen.

Verstärkte Informationskampagnen

Allerdings sieht das Ministerium keinen Bedarf, um zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen. Alle Dienste seien gut informiert. Bereits seit einem Monat bereitet sich das Ministerium auf den möglichen Fall einer Infizierung in Luxemburg vor. Die Krisenzelle des Hochkommissariats für nationale Sicherheit spielte den Ernstfall durch. Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) zeigte sich dadurch ganz beruhigt. Das Team sei gut eingespielt gewesen und es gab keine Überraschungen, so die Ministerin. Es gehe jetzt darum, zu „versuchen, einen klaren Kopf zu bewahren.“

Seit dem Beginn des Ausbruchs setzt das Gesundheitsministerium auf Informationskampagnen. Menschen, die in den letzten zwei Wochen in einer Risikozone waren, sollen sich vorerst selbst überwachen und regelmäßig die eigene Temperatur überprüfen. Sollten in dem Zeitraum Grippesymptome auftreten, ist man gebeten, sich an die „Inspection de la Santé“ zu wenden. Das Ministerium hat außerdem eine Website eingerichtet, mit einer aktualisierten Liste jener Länder, die als riskante Gebiete eingestuft werden.

Auf der Webseite ist auch zu lesen, dass man im Fall eines Verdachts dem Patienten einen Mundschutz aufsetzen sollte. In mehreren Apotheken sind diese jedoch ausverkauft.

Beunruhigung führt zu Überlastung

Die Berichterstattung der letzten Wochen hat dazu geführt, dass die Telefonleitungen überlastet und die Masken zu Luxuswaren wurden. Laut Jean-Claude Schmit seien die Mitarbeiter der „Inspection de la Santé“ ohne Pause am Telefon. Es komme auch vor, dass alle Leitungen besetzt sind „dann müsse man warten“, so der Direktor der „Santé“.

Beim Notruf berichtet man von ähnlichen Zuständen. Seit der Pressekonferenz vom Montag hätten sich mehrere Menschen beim Notruf 112 gemeldet, um zu fragen, ob die Schulen schließen würden. Solche Anrufe sind keine Notfälle und führen zu einer unnötigen Belastung des Systems.

(Noch) Keine Engpässe bei Atemmasken

Auch bei den chirurgischen Masken kommt es bereits zu Engpässen. Der Hauptzulieferer der Krankenhäuser „Hospilux“ schreibt auf seiner Webseite, dass aktuell keine Mundschutzmasken mehr zum Verkauf stehen. Auf Nachfrage von REPORTER heißt es, man wisse nicht, wann wieder neue Masken erhältlich sind.

Notlagen in den Krankenhäusern müsse man laut offizieller Seite jedoch nicht befürchten. Ministerin Paulette Lenert beteuert, dass der Lagerbestand überprüft wurde und die Krankenhäuser gut ausgestattet seien. Zudem beteiligt Luxemburg sich an einer gemeinsamen europäischen Ausschreibung. Die gekauften Masken werden dann je nach Bedarf an die beteiligten Länder verteilt.

Auch Dr. Emile Bock, Koordinator der Notaufnahmen der „Hôpitaux Robert Schuman“, beteuert, dass es auf dem Kirchberg zurzeit kein Problem mit den Maskenvorräten gibt. Die Pressestelle des „Centre Hospitalier de Luxembourg“ (CHL) pflichtet dem bei. Allerdings warnt Emile Bock: „Falls es tatsächlich zu einer Epidemie kommen sollte, könnte es zu Engpässen kommen.“

Höhepunkt der Grippesaison

In dem Stadium ist man zurzeit jedoch nicht. Zudem stellt sich die Frage, inwiefern die Angst vor dem Coronavirus berechtigt ist. In den USA gehen Epidemiologen davon aus, dass er kaum zu stoppen ist, er aber in den wenigsten Fällen zu einer schweren Krankheit ausartet.

In der ersten Pressekonferenz des Ministeriums am Montag unterstrich auch die „Direction de la Santé“, dass in etwa zwei Prozent der Fälle das Coronavirus tödlich sei. Zum Vergleich: Die saisonale Grippe führt zwar nur in 0,1 Prozent zum Tod des Patienten. Jedoch infizieren sich bei weitem mehr Menschen mit der üblichen Grippe. Die Weltgesundheitsorganisation rechnet, dass etwa 650.000 Menschen jährlich an ihr sterben. Etwa 2.700 Menschen sind dagegen bisher am Coronavirus in China gestorben. Außerhalb von China sind es weniger als 50 Menschen.

Wegen der Ähnlichkeit der Viruserkrankungen befolge das Ministerium auch den üblichen Krisenplan „Grippe et Pandémie“. Schutzmasken werden dabei ohnehin nicht empfohlen. Nur im Falle von positiv getesteten Patienten werden sogenannte FFP2-Masken für effektiven Atemschutz vorgeschrieben. Diese sind im üblichen Handel jedoch nur schwer erhältlich. Stattdessen solle man regelmäßig die Hände waschen und weitere hygienische Vorgaben beachten, um eine Ansteckung zu vermeiden.