Die Kontroverse um das „CIGR Syrdall“ hat zu ersten politischen Konsequenzen geführt. Die Gemeinde Contern zieht sich aus der Beschäftigungsinitiative zurück. Die Untersuchungen der Justiz zu möglichen Missständen in der Initiative dauern unterdessen an.
Am Mittwoch stimmte der Gemeinderat von Contern einstimmig dafür, sich aus der Beschäftigungsinitiative „CIGR Syrdall“ zurückzuziehen. Hintergrund der Entscheidung ist der Verdacht auf mögliche Missstände in jener Initiative, die sich vor allem um die Einstellung und Weiterbildung von Arbeitsuchenden kümmert. REPORTER berichtete im vergangenen Oktober über die Kontroverse. Weitere Berichte in unterschiedlichen Medien folgten seitdem.
Konkret geht es einerseits um mögliche Veruntreuung sowie andere Unregelmäßigkeiten im Finanz- und Personalmanagement des „CIGR Syrdall“. Andererseits stehen Vorwürfe von Mobbing und sexueller Belästigung im Raum. Nach Anzeigen der Gemeinde Contern sowie des Arbeitsministeriums ermittelt seit Ende Oktober die Staatsanwaltschaft in beiden Fällen. Im vergangenen November kam es in diesem Zusammenhang zu einer Hausdurchsuchung bei der Initiative, wie das „Luxemburger Wort“ berichtete.
Der Rückzug der Gemeinde Contern ist die erste politische Konsequenz der ganzen Kontroverse. An der Beschäftigungsinitiative sind außer Contern die Gemeinden Niederanven, Junglinster, Sandweiler und Schüttringen beteiligt. Die Initiative wird mehrheitlich (3,64 von rund 4,5 Millionen Euro in 2019) vom Arbeitsministerium finanziert. Das restliche Budget stammt von den beteiligten Gemeinden. Durch den für den 1. September 2020 angekündigten Rückzug Conterns werden dem „CIGR Syrdall“ demnach rund 360.000 Euro im Jahresbudget fehlen.
„Nicht konform mit unseren Statuten“
Contern ist zudem nicht die erste Gemeinde, die solche Konsequenzen zieht. 15 Jahre lang hatte sich auch Schüttringen aus der Initiative zurückgezogen. Der Grund dafür war laut dem früheren Bürgermeister der Gemeinde, Jean-Paul Kauffmann, dass es beim CIGR „einige Unregelmäßigkeiten beim Management der Finanzen gab“. Die Leitung der Initiative habe mehrmals Geld ausgegeben, ohne dafür ordentliche Rechenschaft ablegen zu müssen, hieß bereits damals der Vorwurf.
Neben dem „Coordinateur général“ des „CIGR Syrdall“, gegen den sich die persönlichen Vorwürfe mehrerer ehemaliger Mitarbeiter richten, steht auch der Präsident des Vereins, Mike Hagen (LSAP), in der Schusslinie. Dieser hatte im Oktober im Gespräch mit REPORTER alle Anschuldigungen von sich gewiesen. Gleichzeitig räumte Hagen aber auch eine mangelnde Professionalisierung der Funktionsweise der Initiative ein. „Wir sind aktuell sicherlich nicht immer und in allen Punkten konform mit unseren Statuten“, so der Präsident damals.
Ein laufendes Audit soll an dieser Stelle weitere Erkenntnisse hervorbringen.
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