Während manche Kunststoffabfälle recycelt werden können, trifft das noch lange nicht auf alle zu. Je vielschichtiger, desto problematischer. Und Bio-Plastik bedeutet nicht, dass der Kunststoff umweltfreundlich ist. Ein Überblick.
In der Woche hat sich mal wieder jede Menge Plastikmüll angesammelt – von leeren Joghurtbechern, über Käseverpackungen bis hin zu etlichen Wasserflaschen. Ein Teil davon wird im blauen Sack verstaut, der in der Regel alle zwei Wochen abgeholt wird. Doch das trifft längst nicht auf alles zu. Kunststoffabfälle machen in Luxemburg immer noch rund 17 Prozent des Restmülls aus. Doch wieso gehören nur PET- und Polyethylen-Flaschen in den blauen Sack?
„Plastik ist nicht gleich Plastik“, erklärt Robert Schmit von der Umweltverwaltung. Sollen die Kunststoffabfälle recycelt werden und nicht über Umwege in die Umwelt sickern, dann muss die Qualität stimmen. Denn nur gewisse Sorten eignen sich tatsächlich zur Wiederverwertung – etwa die klassischen PET- und PTHD-Flaschen. Sie gehören zu denn sogenannten mono-materiellen Kunststoffen, die aus nur einer Plastiksorte bestehen. Während sie sich sehr einfach recyceln lassen, ist dies noch lange nicht für alle Plastiksorten der Fall.
Plastik wird immer komplexer
So bestehen insbesondere Lebensmittelbehälter aus vielschichtigem Plastik. Verschiedene Kunststoffarten mit ganz unterschiedlichen chemischen Zusammensetzungen kommen bei ihrer Herstellung zum Einsatz. Sie lassen sich entweder sehr schwer oder gar nicht verwerten. Dazu müssten die Recycling-Anlagen nämlich in der Lage sein, die verschiedenen Kunststoffschichten voneinander zu trennen – es ist ein technisch sehr schwieriges Unterfangen. „Oft kann man sie bloß verbrennen“, so Robert Schmit.
Wieso diese Kunststoffgemische dennoch zum Einsatz kommen, liegt daran, dass sie andere Eigenschaften haben als herkömmliche Mono-Kunststoffe. So können sie etwa die Haltbarkeitsdauer von Lebensmitteln verlängern. Aus diesem Grund werden die Gemische immer häufiger verwendet. „Das ist ein Riesenproblem“, moniert der Direktor der Umweltverwaltung.
Das Paradox des Bio-Plastiks
Ein noch größeres Problem aber sind die sogenannten Bio-Kunststoffe bzw. biologisch abbaubare Plastikarten. Ihr Name täuscht. „Bio“ bedeutet höchstens, dass eine Komponente des Materials aus einer biologischen Quelle, etwa Mais, gewonnen wird. „Das macht das Produkt aber noch lange nicht umweltfreundlich“, erklärt Jean-Pierre Schweitzer vom Europäischen Umweltbüro (EEB). „Sie haben die gleichen Eigenschaften wie herkömmliche Kunststoffarten.“
Noch problematischer sind aber die sogenannten biologisch abbaubaren Kunststoffe. „Der Name verleitet ja schon fast dazu, sie mit gutem Gewissen wegzuwerfen – sie zersetzen sich ja“, kritisiert der Umweltexperte. Die Krux ist jedoch, dass diese Kunststoffe sich nur unter ganz spezifischen Bedingungen zersetzen, wenn überhaupt. „Sie dürfen keinesfalls zusammen mit herkömmlichem Plastik weggeworfen werden. Sie ruinieren dessen Qualität, so dass er nicht mehr verwertet werden kann“, warnt Jean-Pierre Schweitzer.
Vor allem aber zersetzen sich die meisten dieser biologisch abbaubaren Kunststoffe nicht völlig. Übrig bleiben ganz feine Plastikpartikel, welche äußerst schädlich für die Umwelt sind. Sie formen sich etwa in den Meeren zu einer richtigen Plastiksuppe.
So sauber wie möglich
Um sicherzustellen, dass die gesammelten und sortierten Plastikabfälle auch tatsächlich recycelt werden können, wird in Luxemburg sehr stark auf die Qualität geachtet, betont Robert Schmit. Der Direktor der Umweltverwaltung erläutert am Beispiel Deutschlands, wieso das nötig ist. Dort werde nämlich alles Mögliche im „gelben Sack“ gesammelt, ganz gleich ob die Kunststoffe wiederverwertbar sind oder nicht.
Das Resultat: Deutschland exportiert einen Großteil seiner Abfälle in Drittländer. Bis jetzt war das bevorzugt China. In der Tat wurde bis vor kurzem weltweit rund 45 Prozent des Plastikabfalls nach China exportiert. Der Müll sickerte dann von dort aus in die Umwelt und in unsere Meere. Aus diesem Grund hat China Ende 2017 ein Importverbot für Plastikmüll eingeführt. Viele Länder sehen sich nun nach anderen Drittländern um, in die sie ihren Plastikmüll abschieben können. „Das ist die falsche Abfallpolitik“, so Schmit.
In Luxemburg können jene Kunststoffabfälle, die nicht in in die blaue Tüte dürfen – etwa Joghurtbecher und Plastikfolien – zum Beispiel in den „RE-Box“ Wertstoffinseln abgegeben werden. Andere Kunststoffe können zu den Recycling-Parks gebracht werden. Von dort aus gehen jene Materialien, die verbrannt werden können an die Verbrennungsanlage Sidor. Der Rest landet auf der Mülldeponie. Die Wärme, die aus der Verbrennung gewonnen wird, wird in Strom und Fernwärme umgewandelt, und hilft demnach, Luxemburger Haushalte mit Strom zu versorgen.