Noch haben Bitcoins und Co. den Ruch des Gesetzlosen. Doch Luxemburg ist ein Vorreiter der Regulierung von digitalen Währungen. Dazu gehört der Kampf gegen Geldwäsche. Anders als Bargeld erlauben die neuen Zahlungsmittel eine ständige Überwachung. Ein Unternehmen aus Esch bietet die nötige Software an.
Bitcoins würden eine Zukunft erlauben, in der die Privatsphäre aller gewahrt sei. Davon war der vorgebliche Erfinder der Kryptowährung Craig Wright überzeugt. Die Identität der Beteiligten sollte geschützt werden – anders als im traditionellen Finanzsystem. Das war ein wichtiger Punkt im ursprünglichen Manifest, das 2008 unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto veröffentlicht wurde.
Doch es kam anders. Die digitalen Währungen wurden populär und die Verbindungen zu bestehenden Finanzsystem nahmen zu. Anfangs entzogen sich diese alternativen Zahlungsmittel jeder staatlichen Kontrolle. Das änderte sich allmählich. Dazu gehörte, dass die Luxemburger Finanzaufsicht den beiden Börsen Bitstamp (2016) und Bitflyer Europe (2018) jeweils eine Lizenz als Zahlungsinstitut zugestand. Beide Firmen agieren quasi als Wechselstuben zwischen digitalen Währungen und Euros oder Dollars.
Für die Unternehmen bedeutete das eine Anerkennung und eine Respektabilität. Im Gegenzug müssen sie aber auch Pflichten erfüllen und nicht zuletzt das Anti-Geldwäsche-Gesetz von 2004 anwenden.
350 verdächtige Transaktionen gemeldet
Weil Luxemburg früher als andere Länder die Akteure der digitalen Währungen regulierte, bedeutet das auch einen Vorsprung im Kampf gegen Kriminelle, die Bitcoins und Co. nutzen. „Im Ausland melden die Dienstleister verdächtige Transaktionen der Polizei, wenn sie es wollen. Im Unterschied dazu sind die Luxemburger Akteure verpflichtet, uns solche Vorgänge zu melden, weil sie unter das Gesetz von 2004 fallen“, erklärt der Direktor der „Cellule du renseignement financier“ (CRF), Max Braun.
Die Unternehmen nehmen die Pflicht ernst: 2016 und 2017 meldeten sie insgesamt knapp 350 verdächtige Transaktionen. Das geht aus dem kürzlich veröffentlichtem Aktivitätsbericht der CRF hervor. Auftragsmorde, Drogenhandel, Fälschungen, Betrug: Die Gründe für die Meldungen geben einen Einblick in die dunklen Seiten der Menschen. Knapp 60 Prozent der verdächtigen Transaktionen wurden im Dark Web getätigt, ohne genaue Verbindung zu einem Verbrechen.
Da in anderen Ländern die Informationen nicht so einfach fließen, kann die CRF ihren Kollegen wertvolle Hinweise liefern. „Die Meldungen sind sehr wirksam. Es gibt Fälle, wo diese zu Haftstrafen im Ausland führten“, sagt Max Braun.
Luxemburger Software ermöglicht Kontrolle
„Was für uns sehr interessant ist, ist das Vorgehen der Unternehmen der Branche. Sie melden Transaktionen, weil sie Software nutzen, die auf künstliche Intelligenz setzt“, so Braun. Einer der wenigen Anbieter solcher Lösungen ist etwa das Luxemburger Unternehmen Scorechain, mit Sitz in Esch-Belval.
„Die digitalen Währungen Bitcoin und Ether basieren auf eine öffentliche Buchhaltung, der Blockchain“, erklärt der Präsident von Scorechain, Laurent Kratz. Er und sein Team haben eine Software entwickelt, die die Transaktionen zusammenfasst, die über eine gewisse Verknüpfung geflossen sind – etwa eine Börse wie Bitstamp. Die Zahlungen können so bis ins Dark Web nachverfolgt werden.
Für die CRF ist das sehr nützlich: „Die Software rechnet aus, wie exponiert ein Kunde gegenüber Geschäften im Dark Web ist. Bei manchen ist das sehr ausgeprägt, was oft auf Drogengeschäfte hinweist. Denn das sind Transaktionen, die regelmäßig stattfinden“, erläutert Direktor Max Braun.
Personen, die zweifelhafte Geschäfte tätigen, nutzen oft sogenannte Mixer, die es erlauben, Bitcoins weißzuwaschen. Doch auch die Mixer überwacht Scorechain, indem es deren Funktionsweise nachempfindet, so Kratz.
Allerdings betont er, dass Aktivitäten im Dark Web nur ein Prozent der Transaktionen ausmachten. Viel häufiger seien Betrugsmaschen oder Marktmanipulationen am Bitcoin-Kurs beispielsweise.
Kriminelle wenden sich von Bitcoins ab
Aktuell hat Scorechain 50 Kunden weltweit, davon einer in Luxemburg. Die Firma beschäftigt knapp zehn Mitarbeiter und wurde 2015 gegründet.
Doch das Unternehmen hofft auf eine Expansion: Die 5. Anti-Geldwäsche-Richtlinie der EU schreibt vor, dass alle, die Dienste mit digitalen Währungen anbieten, verdächtige Transaktionen melden müssen. Sie werden also Lösungen wie jene von Scorechain nutzen wollen.
Kriminellen ist die wachsende Überwachung nicht entgangen. Sie nutzen inzwischen digitale Währungen wie Dash oder Monero, deren Transaktionen nicht zurückverfolgt werden können.
Doch bleibt der gute alte Koffer mit Bargeld nicht die beste Alternative für Menschen mit krimineller Energie? Laurent Kratz zögert keine Sekunde: „Klar!“
Update: In einer ersten Version wurde Craig Wright als Erfinder des Bitcoins beschrieben. Er behauptet Satoshi Nakamoto zu sein, hat dies aber nie endgültig bewiesen.