Die globale Aufmerksamkeit ist auf den Krieg in der Ukraine sowie auf die Rivalität zwischen den USA, Russland und China gerichtet. Doch auch im Rest der Welt sterben und flüchten immer mehr Menschen durch Konflikte, die zunehmend komplexer und langwieriger werden.
Kampfjets dröhnen über Khartum. Bomben erschüttern die sudanesische Hauptstadt. Viele Zivilisten suchen Zuflucht vor dem, was der Beginn eines Bürgerkrieges sein könnte, und fragen sich: „Warum?“
Es ist verlockend und auch richtig, Einzelpersonen die Schuld dafür zu geben. Ein Konflikt kann erst dann ausbrechen, wenn jemand zu schießen beginnt, und im Sudan gibt es diesbezüglich zwei auffällige Protagonisten. Der Armeechef kämpft gegen einen Milizenboss um die Kontrolle über das drittgrößte Land in Afrika. General Abdel Fattah al-Burhan, Sudans faktischer Herrscher, leitet eine Militärjunta, die die versprochene Machtübergabe an eine Zivilregierung immer wieder hinauszögert. Muhammad Hamdan Dagalo – besser bekannt als „Hemedti“ – seinerseits führt Paramilitärs an, die sogenannten „Rapid Support Forces“ (RSF), die unter einem früheren Namen einen Völkermord in Darfur begangen haben.
Beide Seiten besitzen die Art von Ehrgeiz, die in Ländern mit mangelnder Gewaltenteilung häufig zu Blutvergießen führt. Sie streben nach unbeschränkter Macht und den damit verbundenen Vorteilen. Die Armee besitzt bereits ein riesiges, zwielichtiges Geschäftsimperium; Hemedti hat Berichten zufolge mit Goldminen und dem Verkauf von militärischen Dienstleistungen ins Ausland ein Vermögen gemacht. Keiner von beiden scheint bereit, die Macht zu teilen. Jeder nennt den anderen einen „Verbrecher“.
Doch das Unglück des Sudan ist nicht nur die Schuld dieser beiden Männer. Seit der Unabhängigkeit 1956 war das Land die meiste Zeit von Bürgerkriegen geplagt. Es handelt sich dabei um ein Symptom eines globalen Problems, nämlich die zunehmende Hartnäckigkeit von Konflikten.
Arme Länder werden noch ärmer
Während die Aufmerksamkeit auf die Rivalität zwischen den Großmächten USA, Russland und China gerichtet ist, kommt es im Rest der Welt zu immer schlimmeren Konflikten. Die Zahl der Menschen, die zur Flucht gezwungen wurden, hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf etwa 100 Millionen verdoppelt. Obwohl die globale Armut zurückgeht, stieg die Zahl der verzweifelten Menschen, die Soforthilfe benötigen, seit 2020 auf 340 Millionen an und damit ebenfalls um das Doppelte. Etwa 80 Prozent der Flüchtlingsbewegungen sind auf Konflikte zurückzuführen …
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