Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Vive, Vive und immer wieder Vive.

Henri hat noch lange nicht fertig. 20 Jahre auf dem Thron und Luxemburgs Monarch hat noch viel vor. „Die Monarchie bietet Stabilität“, sagte der Großherzog dem „Luxemburger Wort“ in einem dreiseitigen Interview. Ob er denn im Zuge der Debatten über die Reform der Monarchie an Abdankung gedacht habe? „Nein. Nein, wirklich nicht“, so die stabilisierende Antwort des Staatschefs. Und zwar weil: „In einer Krise kann man nicht abdanken. (…) Das wäre so, als würde man die Waffen strecken.“ Hasta Siempre, Comandante!

Damit dürfte den Feierlichkeiten des 30. und 40. Thronjubiläums nichts mehr im Weg stehen. Wer sich darüber wohl am meisten freut, ist das „Wort“ selbst. Neben dem Large Scale Interview mit dem kampfeslustigen Großherzog gab es am Mittwoch auch noch einen höchst staats- und monarchietragenden Leitartikel sowie, sage und schreibe, 24 Seiten Sonderbeilage über „20 Jahre Großherzog Henri“. Natürlich, wie es sich gehört, mit solider journalistisch-kritischer Ausrichtung, wie die Titel der prachtvoll bilderbestückten Traktate belegen: „Beliebt und volksnah“, „Viel gereist“, „Von ganzem Herzen“, „Hart, aber herzlich“, „Henri und die Lokomotive“ oder auch „Schirm, Charme und Kapuze“.

Vive d’Annoncen!

Damit sich auch das ganze Land von Herzen mitfreuen konnte, verteilte das „Wort“ sein „Vive Henri Extrablatt“ übrigens an alle Haushalte des Landes. 309.000 lobpreisende Anbiederungen an die stabilisierende konstitutionelle Monarchie – wer hat das wohl bezahlt, mögen sich manche nestbeschmutzende Dissidenten jetzt fragen. 309.000 gute Argumente für die in der Pandemie abtrünnig gewordenen Anzeigenkunden, würden die pragmatischen Zeitungsmacher wohl antworten.

Screenshot: Wort.lu

Ein Tag nach der großherzoglichen „Toutes boîtes“-Aktion kam es vor dem Sitz der Zeitung „für Wahrheit und Recht“ jedoch zu rebellischen, ja fast revolutionären Szenen. Ein Kleinteil der Belegschaft demonstrierte hier zwar nicht für eine Republik, dafür aber gegen den angekündigten Sozialplan im Unternehmen.

Worum es dabei geht, hat ein kritisch-kryptischer „Gazettchen“-Schreiber Anfang der Woche im „Wort“ erklärt: „80 Schafe einer 330-köpfigen Herde“, das seien „rund 24 Prozent, also knapp ein Viertel der Herde“. „Reißt ein Wolf diese Anzahl von Tieren, also fast jedes vierte Schaf, bleiben nur noch 250 übrig.“ Alle einzelnen „Schafe“ stünden dabei für Schicksale. Aber: „Nur der Wolf ist am Ende satt.“

Vive de Premier!

Noch lange nicht satt ist auch der Premier. Im Handumdrehen hat Xavier Bettel das Staatsoberhaupt vollends entmachtet. Und auch die starke Frau am Hof soll künftig nicht mehr die sein, an die Sie jetzt denken. Die Hofmarschallin soll es richten und dem Staatsministerium regelmäßig rapportieren, ob sich die Großherzogs an die neuen Abmachungen aus dem Waringo-Bericht halten.

Screenshot: Twitter.com

Dabei machte es der Regierungschef zur Sicherheit wie ein guter Monarch: Ohne Gesetz und ohne öffentliche Debatte im Parlament, sondern per „Erlass“ hat Bettel die Schaffung der neuen „Maison du Grand-Duc“ durchgesetzt. Die Volksvertreter wurden vorher kurz informiert und – Sacré Xavier! – der Großherzog muss seine eigene Entmachtung am Ende auch noch selbst unterschreiben.

Einer langen Regentschaft des Königs Xavier I. steht damit nichts mehr im Weg. Fraglich bleibt nur, ob das „Wort“ zu gegebener Zeit dann eine Beilage zu „20 Jahre Premier Xavier“ an alle Haushalte verschicken wird. Wir finden: Alles zu seiner Zeit. Und zur Not tut es dann auch eine Toutes-boîtes-E-Mail samt PDF-Beilage, verschickt vom bald enddigitalen DP-„Journal“.

Screenshot: Facebook

Vive de Militärfliger!

Damit Henri sich in seinem bewaffneten Kampf für seine Regentschaft jetzt aber nicht langweilt, bekam er gleich eine Luxemburger Luftwaffe geschenkt. Also keine ganze Flotte, aber immerhin einen Airbus. Und auf den Transportflieger musste er auch nur ein Drittel seiner Zeit auf dem Thron warten.

Jetzt, wo es endlich so weit war, ist ein Grüner, ja ein republikanischer Pazifist Verteidigungsminister! Aber ein Glück, Fränz „Realo“ Bausch weiß selbst nicht mehr, welche Prinzipien er oder seine Partei mal hatten. Und seinen jungen Rekrutinnen hat er auch nicht erklärt, dass ein Selfie in einem Militärflieger nicht so gut zum grünen Image passt. Naja, khaki ist doch auch immer noch grün!

„Déi Emissiounen, wat seet d’Carole dozou“, sagte Bauschs Vorgänger Etienne Schneider als er wieder einmal mit einem großen Knall hunderte Millionen an Steuergeld in Weltall verglühen ließ. Aber Klimaqueen Carole ist inzwischen entspannter. Das Luxemburger Herbstwetter – Klimawandel hin oder her – machte dem geplanten militärischen Schauflug über dem Land den Garaus.

Vive d’Gerechtegkeet!

Luc Frieden hat währenddessen auf „RTL-Radio“ der Steuerdebatte den Garaus gemacht. „Wir haben in Luxemburg ein extrem gerechtes Steuersystem“, sagte der Ex-Finanzminister, der früher sowohl die Vermögensteuer abgeschafft als auch die extrem gerechten „Stock options“ eingeführt hatte.

Nebenbei erklärte der Präsident der Handelskammer mit extrem starken Argumenten, warum eine Erbschaftsteuer in Luxemburg keinen Sinn ergibt: „Alle Generationen konnten ein bisschen auf das aufbauen, was die Vorfahren aufgebaut haben.“ Mit „allen Generationen“ meint er natürlich vor allem die Luxemburger. Und darunter besonders die, die bereits seit Jahrzehnten Land oder Häuser besitzen.

Übrigens warnte Luc Frieden davor, neue Steuern einzuführen, ohne sich im Klaren zu sein, welche Folgen das haben könnte. Das ist fast so, als würde man Steuervorteile wie „Stock options“ einführen, ohne zu prüfen, wie viel Geld der Staat damit verlieren könnte. Wir finden: Schwamm drüber, ist ja schon ein paar Legislaturperioden her.

Vive d’Maggy!

Apropos Gespenster aus alter Zeit. Beim wichtigsten Exportschlager Luxemburgs nach Quetschekraut und Kachkéis ist immer Action angesagt. Gemeint ist die vielbeschäftigte Miss Dubai, Maggy Nagel. Wie wir diese Woche erfahren konnten, lässt sich die „elder stateswoman“ nicht von einer Pandemie von ihrem komplett unnützen Auftrag abhalten. In einer herzerwärmenden Twitter-Botschaft wandte sie sich diese Woche an die ganze Welt, die sie in der „togetherness of humanity“ regelrecht „connecten“ möchte.

Immerhin muss Maggy nicht mehr die Luxemburger Wohnungskrise lösen, sondern darf wortwörtlich Millionen in den Sand setzen. Etienne Schneider ist bestimmt neidisch. Und auch Luc Frieden findet das alles bestimmt extrem sinnvoll. Vive eist Land!