Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Raufereien um den Spielplatz und fallende Plexiglas-Mauern.

Kinder, Kinder … war das ein trauriges Dasein. Auf Rutschen wurde nicht mehr gerutscht, auf Schaukeln nicht mehr geschaukelt, im Sandkasten nicht mehr auf andere mit Sand geschmissen. Spielplätze sind stattdessen optisch zu Tatorten mutiert. Mit Absperrband und Barrikaden wurden sie abgeriegelt, damit auch ja kein Knirps es auch nur wagt, ein Füßchen darauf zu setzen.

Nur auf einem Spielplatz ist Halligalli angesagt. Denn seit die Chamber ins Cercle Cité gezogen ist, sind manche kleinen Parlamentarier-Racker völlig außer Rand und Band. Verletzt wurde bisher zwar (noch) niemand. Doch Spielplatz-Wärter Fernand Etgen hat seine Rasselbande kaum noch unter Kontrolle.

Klein gegen Groß

Tagelang musste sich nun die Regierung mit den kleinen Nörglern der Opposition auseinandersetzen. Es ging um DAS Streitthema der Politik: Dürfen Spielplätze wieder öffnen – ja oder nein? Die Regierung wies immer wieder darauf hin, wie brandgefährlich die Lage immer noch ist. Die kleinen Oppositionsrebellen wollten diese Erklärung aber nicht akzeptieren.

Doch statt schmollend in der der Ecke zu sitzen, protestierten sie lautstark auf Social Media. Die Mini-Piraten fordern dort die Öffnung der Spielplätze (natürlich inklusive aussagekräftigem Ausrufezeichen) und die pubertäre CSV versuchte sich – ganz erwachsen – mit einer Motion in der Chamber.

Beeindrucken ließen sich die „Erwachsenen“ davon nur wenig. Sie versuchten die nörgelnde Meute total nüchtern und unaufgeregt mit Zahlen und Fakten Schachmatt zu setzen. So 100-prozentig funktionierte das allerdings nicht. Georges Engel beispielsweise, seinerseits LSAP-Klassensprecher, begründete die Entscheidung der Regierung folgendermaßen: „Bis elo hu mir eis u wessenschaftlech Zuele gehal, an dat soll och esou bleiwen.“

Klingt sehr bedacht – gibt aber trotzdem eine Sechs. Denn auf die Quelle dieser Zahlen angesprochen, postete Engel auf seinem Twitter-Account lediglich den Link zur Covid-19-Seite der Regierung. Was diese Zahlen nun mit den geschlossenen Spielplätzen zu tun haben, ist wohl weder Eltern noch Kindern klar.

Ätsch, Erster!

Die Regierung wollte natürlich schon die ganze Zeit die Spielplätze öffnen – also auch außerhalb des Cercle. Der erste Artikel der geplanten Covid-Gesetze ist damit obsolet. Aber nicht nur das kühle Bier vom Fass im Café, sondern auch das Spielen im Freien ist ein Grundrecht – niemand versteht das besser als die Spaßpartei DP. Logisch, dass zwei DP-Minister die frohe Kunde unters Volk brachten. Paulette, die besonnene Mutter der Nation, musste dagegen zuhause bleiben.

Wir warten unterdessen auf die Verfassungsänderung, die Spielplätze zur alleinigen Kompetenz des Premiers macht. Xavier Bettel kennt sich damit schließlich wie mit keinem anderen Thema aus: Seine politische Karriere startete bekanntlich mit einer Spielplatz-Demo. Nun schließt sich also der liberale Kreis …

„… ist das sofort, unverzüglich“

Überhaupt sind es ziemlich historische Zeiten: Am Mittwoch fielen die Plexiglas-Mauern (zum Teil) in den Restaurants. Aber wie das bei Mauerfällen so ist, war nicht ganz klar, ab wann. Xav hatte alles etwas durcheinander gebracht. Nach guter Schabowski-Manier hörte man ihn schon sagen: „Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich…“

Schließlich fand RTL mit investigativem Nachhaken heraus: Die 10-Personen-Regel in Restaurants galt bereits ab Mittwoch Abend, die Maskenpflicht ab 21 Personen erst ab Freitag. Und dann auch nur, wenn sie kein Event daraus machen, indem sie mit ihren zufällig getroffenen Freunden auf die „Kinnegswiss“ gehen. Alles klar, Herr Kommissar?