Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Regierungsgespräche und Investigatives aus dem Sommerloch.
Viele Luxemburger weilen wohl noch an der Belscher Plaasch oder an der Côte – und das mit gutem Recht. Zu Hause ist nämlich – Covid hin oder her – nicht sehr viel los. Nicht nur das Parlament und viele Verwaltungen sind in der Sommerpause, auch die Teststrategie des europaweit gefürchteten „Risikolandes“ wurde deutlich heruntergefahren. Und komischerweise gingen dadurch in den vergangenen Tagen auch die Infektionszahlen zurück. „Nach e klengen Effort an Lëtzebuerg ass keen Risikoland méi! Mat gudd hallef esouvill Tester wéi déi lescht 3-4 Wochen packen mer dat!“, schrieb ein gewisser Alex Bodry scharfzüngig auf Twitter.
Ob „mer dat packen“, hängt dann aber leider nicht nur vom Testen ab, sondern auch von der Partylaune der Luxemburger. Im Bambësch trafen Polizisten laut eigenem Bericht am Wochenende „150 bis 190 Personen“ an, die sich weder an die Distanzpflicht hielten noch eine Maske trugen. Richtig übel wurde es aber erst nach der Auflösung der beschaulichen Feier im schattigen Grünen: Denn laut Polizeibericht mussten die Beamten „Beleidigungen nicht einsichtiger Besucher in Kauf nehmen“.
Im Vergleich mit anderen nicht einsichtigen Partygängern hält sich der Corona-Frust in Luxemburg dann aber noch in Grenzen. In Blankenberge kam es am Strand zu einer Massenschlägerei, in vielen anderen Städten protestieren regelmäßig die Corona-Leugner. Da bleiben wir doch lieber komplett am Bësch und in der Geborgenheit unseres vertrauten Risikolandes.
Schwer beschäftigte Regierung
Wieviel Party nach dem Sommer noch möglich sein wird, muss sich aber erst noch zeigen. Wenn die meisten Luxemburger zur „Rentrée“ wieder zurück aus dem Urlaub sind, geht auch das politische Treiben wieder los. Aber wer jetzt denkt, auch die Regierungsmitglieder würden irgendwo am Strand auf der faulen Haut liegen, der hat sich getäuscht. Am Freitag kam das Kabinett wie gewohnt zu einer Sitzung zusammen – und die Tagesordnung hatte es wahrlich in sich, wie das später verschickte Kommunique offenbart.
Wie es aus überaus gut unterrichteten Kreisen heißt, haben sich nach diesem raschen „Point“ dann aber schon einige MinisterInnen in die Ferien verabschiedet. Es sei jedem gegönnt, denn neben dem Corona-Risikoland wurde jetzt auch noch wegen der Dauerhitze „Alarmstufe Rot“ ausgerufen. Allerdings hilft hier im Zweifel natürlich wieder das Motto des Jahres 2020: „Bléif doheem!“
Die Niederungen des Sommerlochs
Sei es die Hitze oder die Sehnsucht nach ein bisschen Normalität: Auch die Medien schalteten diese Woche in den Sommerloch-Modus. Auch Redakteure haben Recht auf Auszeit. Und jene, die am Newsdesk ausharren müssen, müssen sich wegen ausbleibender Aktualität wohl oder übel etwas einfallen lassen. Seien es locker-flockige Infotainment-Artikel à la „Wort“ wie „Was gegen Wespen hilft“ oder „Das kleine Bier-ABC“. Oder aber atemberaubende internationale „Meldungen“ bei RTL wie „Onzertrennlech? Skelett vum Mann am Gepäck, Fra um Münchener Flughafen gestoppt“ oder „Tut mat Laptop geklaut: Plakege Mann mécht Juegd op Wëllschwäin op beléiftem Séi“.
Die unbestrittenen Könige der Sommerloch-Stories sitzen aber ohne Zweifel bei „L’essentiel“: Denn exklusive Nachrichten wie „Tanktourist füllt seinen Tank in der Badehose“ findet man wahrlich nur oder zumindest zuerst dort. Apropos Naturismus: Die Kollegen sind natürlich der Frage nachgegangen, „ob derartiges Verhalten rechtens ist.“ Die Polizei selbst hatte auf diese investigative Nachfrage keine Antwort parat. Im Artikel schätzt der Vereinsvorsitzende von „Sports et Loisirs Naturistes Luxembourg“ dagegen, dass die Verwarnung eines Autofahrers, der im String oder Tanga sein Auto volltankt, im Ermessen der Polizei liegt. „Wenn es sehr heiß ist, wie an diesem Sonntag, kann das gerechtfertigt sein“, argumentiert der Chef-Naturist. Und dazu noch den gut gemeinten Tipp gegen die Dauerhitze: „Es ist nicht verboten, ohne Hemd durch die Straßen von Luxemburg-Stadt zu gehen.“
Ohne „L’essentiel“ würden wir uns verschiedene Fragen in der Tat nicht stellen. Sucht man auf der Webseite noch etwas weiter nach essenziellen News, begibt man sich allerdings in die unappetitlicheren Niederungen des medialen Sommerlochs. Andererseits, so ein wenig Energie gegen die Corona-Müdigkeit kann eigentlich nicht schaden: „Das Netz flippt aus: Po-Loch-Sonnen soll jede Menge Energie bringen“, titelt „L’essentiel“ in seiner „Viral“-Rubrik. Ob dieses „Butthole Sunning“ jedoch auch in Luxemburg erlaubt ist, erfährt der Leser leider nicht. Aber das Sommerloch ist ja zum Glück noch nicht vorbei…