Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Jedes Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Ein rasender Premier und ein lästiges Virus.

Was für ein Sitzungsmarathon für Xavier Bettel! So wichtig fühlt man sich als Luxemburger Premierminister nur selten. Tagelang verhandeln, schlaflose Nächte und dann auch noch eine eigene Krise zuhause zu managen. Ganz staatsmännisch steigt er am Sonntagabend um 18:30 Uhr in Brüssel in sein Dienstfahrzeug, um 20:00 Uhr beginnt der Regierungsrat, um 22:15 tritt er vor die versammelte Presse. Damit ist der Premier ganz offiziell schneller als die Polizei erlaubt.

Es sei ihm wichtig, zurück nach Luxemburg zu kommen, um die Lage zusammen mit den anderen Regierungsmitgliedern zu untersuchen, so der Premier. Die Bettel’sche Dramatik war kaum noch zu übertreffen. Ganz Luxemburg, also die, die noch wach waren, hingen vor den Bildschirmen und an den Lippen des Premiers. „Die Hauptänderung, die wir heute vorschlagen, ist die Zahl von Menschen, die man zuhause einladen kann, erneut auf zehn zu begrenzen.“ Ein wahrer Einschnitt in das Leben aller Bürger! Das hätte man wahrlich nicht per Videokonferenz regeln oder einem seiner Vize-Premiers überlassen können.

Ganz sinnlos war die kurze Stippvisite allerdings nicht: Sicher hatte der Premier noch Zeit, ein neues Hemd einzupacken. Er hatte etwas sparsam für den historisch langen EU-Gipfel gepackt: Drei Hemden und ein Ersatzhemd für den Fall eines Frühstücksflecks, wie Bettel dem ZDF beichtete.

Das Coronavirus, dieser lästige „Kolleeg“

Noch lästiger als die „frugalen Fünf“ und Testosteron-geladenen starken Männer, die in Brüssel „Mutti“ Merkel zur Weißglut brachten, ist natürlich das Coronavirus. Man müsse vorsichtig sein, „soulaang de Kolleeg nach bei eis ass“, warnte unsere Pandemie-Kanzlerin, Paulette Lenert, am Mittwoch.

Frauen kennen das: Das erste Date war ein Horror, doch der Typ nervt nach Monaten immer noch. Und dann muss frau alles mobilisieren, um „de Kolleeg“ loszuwerden. Oder wie es Paulette Nationale formuliert: „Et ass… spannend.“

Es ist aber manchmal auch schwierig Distanz zu halten. Mit lästigen Verehrern ist das noch einfach, aber deutlich schwerer mit Menschen, die man mag. Da denkt man sich nichts Schlechtes und lädt wie immer zehn Gäste zum gemütlichen Brunch ein. Und schwupps lädt sich der „Kolleeg“ selbst ein. Da hilft alles nichts, also außer Abstand halten.

Aber bei zehn Gästen ist das schwierig. Selbst die Gesundheitsministerin weiß nicht, wie man diese Menge mit jeweils 1,5 Meter dazwischen unterbringt – „an ech hu kee klengt Haus“, wie die LSAP-Senkrechtstarterin Radio 100,7 anvertraute. Fehlt nur noch der Rolls Royce in der Garage und der langen Karriere als sozialistischer Macherin steht nichts mehr im Weg.

„Mettwurscht ouni Moschter“, dafür mit Hahn

Überhaupt sind die Covid-Gesetze ein Buch mit sieben Siegeln. Selbst der Staatsrat hat den kritischen Durchblick verloren und winkt den neuesten Wisch zur Sicherheit durch. Ob das Parlament noch durchblickt, ist ab jetzt auch nicht mehr so wichtig, denn es geht in die wohlverdiente Sommerpause.

Die zweite Welle will jedoch immer noch nicht brechen. Und dann fehlt es dauernd an belastbaren Zahlen – auch wenn die Ministerin das gar nicht gerne hört. Kritik an der Regierung sei doch wirklich „den Toupet“, sagte sie in der Chamber. Der Mangel an Zahlen, das sei wie „Mettwurscht ouni Moschter!“, meinte dagegen der ADR-Mann Jeff Engelen diese Woche. Und er muss es wissen, denn er gehört zum Inventar aller Öslinger „Dëppefester“. „Mettwurscht ouni Moschter“, das ist ungefähr so wie eine Kabinettssitzung ohne den Premier – ein absolutes No-Go!

Während man im Norden auf die Mettwurscht trifft, gibt es im Süden den Hahn. Also Max Hahn. Das humoristisch hochwertige Wortspiel kommt vom DP-Politiker selbst. Mit verschränkten Armen und an die Mauer gelehnt trägt der Südpolitiker einen Mundnasenschutz mit der Aufschrift „This is not a chicken“. Die Maske ist übrigens Teil einer Menschenrechtskampagne, die der Hahn nicht erwähnte. Das passt eben nicht zur liberalen Wohlfühlpolitik.

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