Als in Wiltz ein Hotel-Restaurant zum Verkauf steht, greift die Gemeinde zu und übernimmt den Betrieb. Doch was als vorübergehendes Projekt gedacht war, verschlang Millionen an Steuergeldern. Für die neue Koalition steht fest: So etwas soll sich nicht wiederholen.

Wie viele Orte in Luxemburg kämpft auch Wiltz mit Leerstand im Stadtkern. Um dem Phänomen zu begegnen, wird die Gemeinde selbst zum Immobilienakteur. Sie kauft leerstehende Gebäude auf, vermietet sie günstig weiter und fördert somit den solidarwirtschaftlichen Gedanken. Es ist eine Vorgehensweise, die auch in anderen Kommunen des Landes mittlerweile durchaus üblich ist. So setzt etwa die Stadt Luxemburg auf das sogenannte Pop-Up-Konzept, bei dem die Gemeinde leerstehende Geschäftsflächen günstig für innovative Geschäftsideen vermietet.

In Wiltz standen dabei nicht nur leerstehende Räumlichkeiten an der Hauptgeschäfts- und Einkaufsstraße Grand-Rue im Fokus der Gemeindeverantwortlichen, sondern auch Immobilien rund um das Schloss in der Ardennenstadt. Ein Grund: Seit 2011 mietet die Gemeinde Wiltz das Schloss für einen symbolischen Euro vom Staat und ist demnach für die Nutzung des historischen Gebäudes zuständig. Seit 2012 beherbergt das Gebäude gleich gegenüber vom Rathaus eine Hotelmanagement-Hochschule, das „Brookins Business Institute“.

An das Schloss angrenzend: Ein Hotel samt Restaurant, das 2017 einen neuen Besitzer suchte. Laut Informationen von Reporter.lu war dabei die ursprüngliche Idee, dass die Gemeinde vorübergehend den Betrieb sicherstellen sollte, damit später ein Ausbildungslokal für die besagte örtliche Hochschule dort eingerichtet werden könnte. Wie der für die Kommunikation des „Citymanagement“ in Wiltz zuständige Kommunikationsberater Bob Wetzel auf Nachfrage von Reporter.lu mitteilt, seien diese Pläne jedoch seit Längerem auf Eis gelegt.

Damit hatte die Gemeinde ein Problem. Einer zentral gelegenen Prestigeimmobilie droht der Leerstand. Kein gutes Bild, direkt neben dem Wahrzeichen der Stadt und gleich gegenüber vom Rathaus. Auch deshalb wählte Wiltz einen besonderen Weg. Und ging dabei weiter als andere Gemeinden.

Millionengrab im Wiltzer Stadtkern

Zunächst kaufte die Gemeinde das Hotel-Restaurant 2017 für rund eine Million Euro. In den Folgejahren investierte die Gemeinde massiv, fast zwei Millionen Euro, in die Sanierung des Hotels. Dies belegen Auszüge aus Gemeinderatsberichten, die Reporter.lu vorliegen. Die Renovierungskosten betreffen mit 1,37 Millionen die Außenarbeiten und weitere 500.000 Euro die Instandsetzung des Restaurants. Doch bei der Sanierung blieb es nicht: Es fehlte schließlich noch ein Betreiber für das Hotel.

Während andere Gemeinden wohl einen privaten Unternehmer suchen würden, der das leerstehende Hotel bewirtschaften könnte, ging die Gemeinde Wiltz zunächst einen anderen Weg. Eine gemeinnützige Vereinigung sollte sich um den Betrieb kümmern: die „Am Pëtz asbl“. Der Verein war bereits 2010 gegründet worden und verfolgt laut den eigenen Satzungen folgendes Ziel: „Dans le cadre de l’économie solidaire, l’association a pour objet de rechercher, d’acheter ou louer et d’administrer les biens immobiliers servant à des activités ayant les finalités suivantes: Créer des nouvelles emplois durables. Promouvoir et développer les valeurs et les pratiques du développement durable.“

Die Gemeinde soll sich nicht direkt in den Betrieb von Restaurants oder Geschäften einmischen. Das ist nicht Aufgabe der Gemeinde.“Carole Weigel (CSV), Bürgermeisterin von Wiltz

Präsident des Verwaltungsrats der Vereinigung ist kein Geringerer als der damalige Bürgermeister Fränk Arndt (LSAP). Weitere Mitglieder sind der ehemalige Schöffe Raymond Shinn (LSAP) sowie der derzeitige Schöffe der Gemeinde Winseler, Charles Pauly.

Ein erstes Projekt setzte die gemeinnützige Vereinigung 2013 um. Sie erwarb für 456.000 Euro ein Gebäude an Nummer 26, Grand-Rue in Wiltz. Das Haus gehörte damals der „Action Sociale pour Jeunes“. Die finanziellen Mittel für den Kauf stammten aus einem Bankkredit über 20 Jahre …