Wassermangel in den USA, Ernteausfälle in den Alpen, Hungersnot in Ostafrika: Klimakrise und Missmanagement führen weltweit zu extremer Trockenheit. Selbst hinter den niederländischen Deichen sinkt der Pegel. Ein Überblick zur Situation auf drei Kontinenten.

Jahrhundertelang haben die Niederlande gegen zu viel Wasser gekämpft, haben Kanäle angelegt und Deiche gebaut. Nun macht auch der alten Seefahrernation die Dürre zu schaffen: Hausboote liegen auf dem Trockenen, Häuserfassaden bekommen Risse und Türen klemmen, da mit dem Grundwasserspiegel auch Böden und Fundamente sinken. Der historisch niedrige Pegelstand der Flüsse behindert die Binnenschifffahrt – und weil das Süßwasser von Rhein, Maas und Schelde dem hereindringenden Seewasser nicht mehr genug Widerstand bieten kann, drohen ganze Landstriche zu versalzen. Seit August herrscht offiziell Wassermangel.

Die Regierung hat daher einen Wassernotfallplan in Gang gesetzt. Nicht ausgeschlossen, dass gegen das Verschwenden von Wasser im nächsten Sommer eine spezielle Wassersteuer eingeführt wird, die fällig werden soll, sobald Haushalte eine bestimmte Höchstmenge überschreiten – etwa, um die zahllosen Pools und aufblasbaren Planschbecken in den Gärten zu füllen.

Dürretourismus in Spanien

In Spanien macht diesen Sommer das Schlagwort vom Dürretourismus die Runde. Nach einem Sommer mit einer 42 Tage währenden Hitzewelle sind die Stauseen auf dem tiefsten Stand seit 1995 und im Mittel nur noch zu 35,9 Prozent gefüllt. Die Ruinen von jahrzehntelang überschwemmten historischen Stätten, die aus dem Wasser auftauchen, werden zur Sehenswürdigkeit und ziehen Schaulustige an.

In der Provinz Cáceres teilen Neugierige Bilder vom komplett im Trocken liegenden „spanischen Stonehenge”, den Dolmen im Stausee von Valdecañas. In der Provinz Ourense liegen die Fundamente der römischen Militärsiedlung Aquis Querquennis frei. Die Folgen der Dürre sind katastrophal: Olivenbauern rechnen mit Ernterückgängen zwischen 30 und 50 Prozent. In Katalonien wurde der Trinkwasserverbrauch in 279 Gemeinden beschränkt.

Ernteausfälle in Österreich

Fehlender Regen, dreimal mehr Hitzetage als noch in den 1990er Jahren und die fortschreitende Versiegelung des Bodens sorgen in Österreich diesen Sommer für Ernteausfälle im Umfang von 100 Millionen Euro. In den vergangenen 25 Jahren wurden in dem Alpenland Ackerflächen in der Größenordnung von 150.000 Hektar zubetoniert. Die Zahlen stammen von der Österreichischen Hagelversicherung, die sich seit Jahren dafür einsetzt, das unbegrenzte Verbauen von Feldern und Wiesen zu stoppen.

Ob die jüngsten Regenfälle die Dürre in einigen Landesteilen mildern und die erwarteten Ernteausfälle reduzieren können, steht noch nicht fest. Unterdessen verschwinden Tag für Tag weitere Böden zugunsten von Einfamilienhaus-Siedlungen oder Gewerbeanlagen.

Der Maghreb trocknet aus

In Nordafrika hat die Dürre am Ende des Sommers ebenfalls dramatische Ausmaße angenommen: Viele Stauseen drohen auszutrocknen, mehrere Dörfer haben bereits keinen Zugang mehr zu fließendem Wasser. In Marokko herrscht die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Auch Algerien und Tunesien wurden diesen Sommer erneut von Hitzewellen und Dürren heimgesucht.

Alle drei Länder gelten damit als Wassermangelgebiete, Tunesien gehört gar zu jenen 25 Ländern der Welt, die am stärksten betroffen sind. Schuld daran ist in erster Linie die Klimakrise, doch Missmanagement verschärft die Situation zusätzlich.

Hungersnot am Horn von Afrika

Die Ziegen von Adung Longolam Ikoel in Turkana, im Nordwesten Kenias, sind alle verhungert und verdurstet – bis auf zwei, die vermutlich auch nicht überleben werden. Nur die getrockneten Häute sind übriggeblieben. Seit Monaten schon herrscht in Ostafrika eine Dürre, die für Menschen und Tiere tödlich ist. Nach UN-Angaben sind mehr als 37 Millionen Menschen von Hunger bedroht, etwa sieben Millionen Kinder unter fünf Jahren akut unterernährt. Der wichtigste Grund dafür ist die schwerste Trockenheit seit vier Jahrzehnten. Sie hat in der Region laut der Weltgesundheitsorganisation WHO zur schlimmsten Hungerkrise seit sieben Jahrzehnten geführt.

Dass aus einer schweren Dürre eine Hungersnot wird, ist aber nicht naturgegeben. Mit guter Vorbeugung, rechtzeitiger Hilfe und ausreichend Geld ließe sich zumindest das Schlimmste verhindern. Diesmal klagen allerdings alle UN-Organisationen und private Hilfsorganisationen über einen massiven Mangel an Geld. Der liegt unter anderem daran, dass die Preise für Lebensmittel, Transport und Energie seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine im Februar drastisch gestiegen sind.

Mexiko: Schluss mit dem Bier?

Angesichts monatelanger Dürre im Norden Mexikos hat Präsident Andrés Manuel López Obrador einen Genehmigungsstopp für die Bierproduktion verkündet. Es dürfe keine neuen Konzessionen mehr geben, zunächst müsse das Menschenrecht auf Wasser für alle garantiert werden. Das ist nicht ohne: Mexiko ist einer der größten Bierexporteure weltweit.

Doch daran soll gar nicht gerüttelt werden – López Obrador will die Bierherstellung in den Süden des Landes verlagern. Dorthin, wo subtropisches Klima für gefüllte Flussbecken und große Wasserressourcen sorgt. Doch auch in einigen Gegenden des Südens ließ der Regen viel zu lange auf sich warten, Bauern mussten um ihren Mais bangen. Mittlerweile aber regnet es dort. Auch im Norden ist es feuchter geworden. Die Folge: Zahlreiche Wasserläufe sind überschwemmt.

Jahrtausend-Dürre im Südwesten der USA

Für den Südwesten der USA ist Dürre nichts Ungewöhnliches – die Region befindet sich seit 20 Jahren in einer „megadrought“, einer Mega-Dürre, der schlimmsten seit 1.200 Jahren. Besonders betroffen ist der Colorado River. Jener Fluss, der mit seiner Wasserkraft den Grand Canyon gegraben hat und der unter anderem die Spielermetropole Las Vegas versorgt. Zudem füllt er die beiden größten Stauseen der USA, den Lake Powell und den Lake Mead.

Die beiden Seen sind nur noch zu einem Viertel gefüllt, Satellitenbilder der NASA zeigen den erschreckenden Rückgang des Wasserspiegels. Noch ein paar Meter, dann ist das Level erreicht, ab dem die Turbinen keinen Strom mehr erzeugen können. Die Bürger sind aufgerufen, Wasser zu sparen – aber das nützt nur wenig, denn 80 Prozent des Wassers, das aus dem Colorado River entnommen wird, gehen in die Landwirtschaft.


* Dieser Artikel basiert auf einem Text, der zuerst bei RiffReporter.de erschien, und den Reporter.lu im Rahmen einer Syndizierungspartnerschaft veröffentlicht.

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