Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Süße Küken, billige Kirchen und viele Zwinker-Smileys.
Man kann sich so wunderbar über die Kirche und das liebe Geld aufregen. Deshalb diskutierte diese Woche auch gefühlt die ganze Welt über den Brand in der Notre Dame und die Spenden, die in Millionenhöhe für den Wiederaufbau geflossen sind. Auch die Luxemburger « Allianz der Atheisten, Humanisten und Agnostiker » (kurz: AHA – nein, nicht die Band) regte sich bei RTL über die Gotteshäuser und deren Finanzierung auf. Allerdings weniger über die Geschehnisse in Paris, sondern über die haarsträubende Situation in Luxemburg-Stadt.
Ihre große Sorge: Die Kirchen werden praktisch von der Stadt gesponsert – und das obwohl so gut wie niemand mehr hingeht. Die Verwaltung vermiete die Gebäude zu einem Schnäppchenpreis von 1.000 bis 2.500 Euro pro Jahr. Ein Skandal, wenn man bedenkt, wie hoch die Mieten für Normalverbraucher sind.
Dumm nur, dass die Mietpreise für die Kirchen vergangenes Jahr in einem Gesetz festgeschrieben worden sind. Und, dass das Ereignis in Paris wohl auch viele Nicht-Gläubige zur Überzeugung gebracht hat, dass der Wert einer Kirche über das rein Religiöse hinausgehen kann. Die organisierten Atheisten, Humanisten und Agnostiker sollten also hoffen, dass die hiesige Notre-Dame-Kathedrale nie einem Feuer zum Opfer fallen wird. Denn dann wären der Staat und die Tausenden nicht in die Kirche gehenden Luxemburger wohl noch weitaus spendierfreudiger.
Duck-Race durch Bad Mondorf
Was macht eigentlich… Lex Delles? Der Superminister für Tourismus und Mittelstand hat sich in seiner bisherigen Amtszeit – mit Verlaub – noch nicht mit allzu bahnbrechenden Initiativen hervorgetan. Dafür war der ehemalige Bürgermeister von Bad Mondorf diese Woche ganz begeistert von einer Ente und ihren Küken. Die Entenfamilie watschelte gemütlich durch die Ortschaft – und Delles gleich hinterher, um sein persönliches Duck-Race bildlich festzuhalten – putzige Küken-Emojis inklusive. Ein Ex-Bürgermeister, der es im zarten Alter von 34 Jahren zum Minister schaffte und immer noch Zeit für solche Facebook-Posts hat: « Och daat ass Munneref. »

Euro-Emotionen kochen hoch
Die letzte Plenarwoche des EU-Parlamentes ging am Donnerstag zu Ende. Da kann man schon mal emotional werden. Fünf Jahre lang debattierten die 751 EU-Abgeordneten, lagen sich in den Haaren, versöhnten sich wieder, waren einer Meinung, machten einander Vorwürfe, schossen Selfies und stimmten über Gesetze ab.
Doch selbst die schönsten Zeiten haben ein Ende. In Straßburg war es die Woche der großen Gefühle. Jean-Claude Juncker verkündete, wie sehr er die EU liebt. Martin Sonneborn (Die Partei), wie sehr er es liebt, künftig nicht mehr in der Nähe von Jean-Marie Le Pen zu sitzen. Und Tilly Metz fand das alles so „zimlech exciting“, dass sie gleich mal ein Selfie-Video schoss und beteuerte, wie sehr sie sich schon auf die „ganz exciting Phase vum Wahlkampf“ freut.
« Ich liebe Europa, es lebe Europa »: Jean-Claude #Juncker nimmt Abschied vom Europaparlament. #europawahl https://t.co/67K4EgfpAA
— ZEIT ONLINE (@zeitonline) 17. April 2019
Heute letzter Arbeitstag meines alten (90) antisemitisch & rassistischen, fraktionslosen Kollegen Jean-Marie Le Pen. Ich werde das Rasseln & Röcheln hinter mir vermissen. ZwinkerSmiley! pic.twitter.com/DxMIh71NMa
— Martin Sonneborn (@MartinSonneborn) April 16, 2019
Der Preis für die beste Abschlussvorstellung geht aber weder an Tilly Metz noch an Jean-Claude-Juncker, sondern an den slowenischen Abgeordneten und ehemaligen Ministerpräsidenten Peterle Losjze. Für ihn war der Abschied aus Straßburg so emotional, dass er doch glatt seine Mundharmonika auspackte und die Europahymne anstimmte. Es gab Standing Ovations. Auch von unserer Seite ist klar: Mit so viel Leidenschaft schafft er es in den Recall.
As the last #EPplenary week wraps up, MEP @lojzepeterle took the opportunity for a short musical interlude… pic.twitter.com/L1oSmugYu4
— EURACTIV (@EURACTIV) April 18, 2019
Ebenfalls leidenschaftlich: Der Österreicher Eugen Freund gab seinem Plädoyer (in diesem Fall ein Dankeschön an alle versteckten Engel, von den Kollegen bis zur Putzfrau!) einen lyrischen Touch. Er dichtete sich ins Gedächtnis der Abgeordneten, die sich wohl darüber ärgerten, wieso sie nicht selbst auf so eine kreative Idee gekommen sind. Auch hierfür gab es Standing Ovations. Ganz ohne ZwinkerSmiley!
You don´t get that every day: a full house and Standing Ovations for my last speech in the European Parliament (in English). Admittedly, it was a little unconventional, but I wanted to say thank you to all the « hidden angels » that supported our work in this legislature.. pic.twitter.com/4lO9SjIV6z
— Eugen Freund (@EugenAFreund) April 18, 2019