Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Christlich-soziale « Freundeskreise » und Super-Corinne hautnah.

Als Frank Engel eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Verbrecher verwandelt. So stellten es diese Woche zumindest seine Freunde aus der CSV-Fraktion dar. Grund für den Aufruhr: Engels Anstellung beim Verein « CSV-Frëndeskrees ». Dieser verwaltet eigentlich nur die Miete des Parteisitzes. Doch der Verdacht in der Fraktion: Der Parteipräsident hat sich in der Vereinskasse bedient.

Also nicht direkt. Eher auf Umwegen, über einen, jetzt kommt’s, Arbeitsvertrag. Den hatte Engel sich blöderweise selbst geschrieben. Dennoch sollen alle Bescheid gewusst haben. Engel selbst will Tag und Nacht für den Verein gearbeitet haben. Aber woran? Auch dafür hat Engel eine stichfeste Erklärung. Wäre alles glatt gelaufen, hätte er den Verein abgeschafft, für den er arbeitet. Respekt! Auf einen solch komplizierten Skandal wäre selbst Franz Kafka stolz. Wir finden, von so viel Erfindergeist können sich die Maskendealer aus der deutschen Schwesterpartei durchaus etwas abschneiden.

Schlammpackung

Auch in Frankreich blickt man neidisch auf die konservativen Brüder und Schwestern aus Luxemburg. Schließlich beanspruchten die französischen Konservativen lange Zeit den Titel der « La droite la plus bête du monde » für sich. Den verleiht « Retrospect » nun aber feierlich und auf Restlebenszeit der CSV. Denn die hat es in wenigen Tagen fertig gebracht, die HRS-Affären und die Impfdrängler vergessen zu machen und gleichzeitig der eigenen Partei eine ordentliche Schlammpackung zu gönnen. #SelfCare

Den Höhepunkt erreicht das konservative Lustspiel am Freitag. Denn während Noch-Parteipräsident Frank Engel die mediale Aufmerksamkeit seines ersten RTL-Livestreams nutzte, um uns allen das alles noch einmal zu erklären, klingelte es in der Parteizentrale in der « Waassergaass » an der Tür. Die Justiz hatte sich zur Hausdurchsuchung beim « Frëndeskrees » eingeladen. Dies, nachdem Parteifreunde Anzeige gegen Frank Engel erstattet hatten.

Am frühen Nachmittag ließ die CSV dann mitteilen, dass Frank Engel plane, sein Amt ruhen zu lassen und nicht erneut für den Posten des Parteipräsidenten zu kandidieren. Sein « Lëtzebuerger Dram »  war demnach bereits nach nur zwei Wochen ausgeträumt. Schade eigentlich, denn wenn es nach uns ginge, hätten wir diesem CSV-Deathmatch gerne noch ein bisschen zugeschaut. Und damit sprechen wir sicherlich auch unseren Berufskollegen aus den Herzen.

Getriwwels a Geknuddels

Denn die CSV-Story faszinierte die Journalisten auch deshalb so sehr, weil sie – endlich – die schönsten Metaphern aus dem publizistischen Giftschrank nehmen konnten. « Et ass der Däiwel lass bei der CSV » (RTL), « An der CSV sténken d’Lompen » (100,7) und natürlich der Klassiker « Freund, Feind, Parteifreund » (Wort). Sehr gefallen hat uns auch der knapp noch jugendfreie Kommentartitel « Vu Gemauschels bis Getriwwels bei der CSV », des RTL-Chefredakteurs Guy Weber. Mit theologischem Unterton – Ex-Erzbistumszeitung oblige – titelte das « Wort » am Samstag: « Der gefallene Engel ». Und tatsächlich hat man den Eindruck, dass die CSV versucht, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Und das endet im « Tageblatt »-Titel: « Das Martyrium ».

Alle Medien machten mit, nur das « Journal » hielt sich vornehm zurück. Dafür brachte das Online-Nicht-DP-Magazin ein hochbrisantes Interview mit der DP-Parteichefin Corinne Cahen. Die Top-Frage: « Was vermissen Sie am meisten in diesen Corona-Zeiten? » Antwort der Superministerin: « Knuddelen ». Mit wem, ist nicht überliefert. Obwohl, wir haben da einen Verdacht: Xavier Bettel. « Dieser macht seinen Job derart gut, dass ich keine Bedenken habe, dass er einfach bleiben muss », meinte Bettels Kindergartenfreundin.

Warum so awesome?

Dass Corinne Cahen so offen über ihre Gefühle redet, liegt selbstverständlich nicht daran, dass das « Journal » ein « DP-Magazin » ist. « Manchmal habe ich den Eindruck, dass das Gegenteil der Fall sei », so die Parteichefin. Damit wäre dieser Verdacht endgültig aus der Welt geräumt, der die Kolleginnen und Kollegen so sehr grämt. Die DP hat sicherheitshalber mittlerweile ein DP-Magazin mit dem Titel « DP Magazin » lanciert. Garantiert ohne lästige kritische Gedanken.

Aber der « Journal »-Interviewer hat grad noch die Kurve gekriegt, bevor er dem Volkssport des « DP-Bashing » verfiel. « Wo nehmen Sie eigentlich diese unglaubliche Energie her? », fragte er die unglaublich tolle Ministerin, die er aber überhaupt nicht fragte, wie toll sie ihren Job eigentlich macht.

« Ich will mein Leben zurück »

Apropos unglaublich: Seit mehr als einem Jahr ist « The Incredible Etienne » nicht mehr Minister. Er wolle sein Leben zurück, sagte die sozialistische Supernova damals. Ein Anliegen, das Frank Engel am Freitag zitierte: « Die einen wollen ihr Leben zurück, ich will überhaupt mal eins. » Tatsächlich sind 40.000 Euro für einen etwas fiktiven Job fürs Leben zu wenig und fürs Sterben zu viel. Etienne Schneider bekam 2020 allein für das gemütliche Abhängen in Zoom-Calls 118.000 US-Dollar von ArcelorMittal. Seine restlichen Nebenbeschäftigungen nicht eingerechnet.

Aber selbst das reicht nicht. Der dynamische Claude Haagen (LSAP) und die sympathische Diane Adehm (CSV) sagten dem « Wort », das Beispiel Etienne zeige, dass man « eine Debatte über die soziale Absicherung von Ministern nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt » brauche. Es ist ausgeschlossen, dass Ex-Minister etwas anderes im Leben machen, als ihr Wissen aus dem Dienst am Volk zu vergolden.

Die Klöppelkrieger

Die ADR hat dagegen keine Zeit für Interviews oder selbstzerfleischende Parteikonflikte und Erinnerungen an Ex-Minister plagen sie auch nicht. Nein, ganz im Indiana-Jones-Modus war sie diese Woche auf der Suche nach dem verlorenen Monument zum « Klöppelkrieg ». Und lud die Presse gleich dazu ein. (Die das aber herzlich wenig interessierte.)

Öslinger Freiheitskämpfer, die kein Französisch konnten und auch nicht lernen wollten: Das sind natürlich die idealen Helden der Fred-Keup-Partei. Noch richtige Männer, die sich gegen den Geist der Aufklärung stemmten. Aber selbstverständlich hat « Gambia » kein Gespür für diese Fußnote der Geschichte. Dass die armen Menschen schließlich von französischen Gendarmen zusammengeknüppelt wurden, ist tragisch. Dabei ist einwandfrei überliefert, dass sie nur ihren Strafzettel auf Luxemburgisch haben wollten. Wie Fred Keup, der moderne Klöppelkrieger.