Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: « Gambia », die CSV und andere (Familien-)Pläne.
Der alte und neue Premier hält im Parlament die Regierungserklärung zum Programm der alten und neuen Regierung. Und es ist wie immer. Die Herausforderungen für die Zukunft sind groß, die Einigkeit zwischen den Koalitionsparteien noch größer und die Reformpläne ziemlich « ambitiéis ». Die Sprecher von DP, LSAP und Grünen finden das alles super, die Oppositionsparteien eher nicht.
Obwohl. Da stimmt die Piratenpartei doch einfach mal mit den Regierungsparteien, obwohl sie vorher so einige Widersprüche im blau-rot-grünen Programm ausgemacht hatte. Alex Bodry von der LSAP freut sich via Twitter schon mal, dass mit den pragmatischen Piraten vielleicht schon ein neuer Mehrheitsbeschaffer für « Gambia » in den Startlöchern steht.
Obwohl, Achtung! « Gambia » hören manche Koalitionäre gar nicht gern. So richtete Grünen-Minister François Bausch während der Aussprache ein emotionales Plädoyer an die Abgeordneten und bat darum, die « demokratisch legitimierte Regierung » doch bitte nicht mehr « Gambia » zu nennen. Wie es richtig heißt: Die Regierung bestehe aus « CSV, DP und Déi… », also « LSAP, DP und Déi Gréng ».
Der charmante Versprecher kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass nicht nur politische Gegner von « Gambia » diesen Begriff benutzen, sondern auch Mitglieder dieser Regierung. Etienne Schneider etwa hat da bis heute wenig Komplexe. Vielleicht sollte Bausch seinen Appell vorsichtshalber noch einmal bei der nächsten Kabinettssitzung seinen Kollegen von « CSV und DP » vorbringen, bevor er sich so weit aus dem Fenster lehnt.
Der Mann hinter dem Mann mit dem « Plang »
Ganz andere Sorgen hat dagegen Claude Wiseler. Der Mann, der mit der CSV die Wahlen verloren hat, hat die Schmach des 14. Oktober eigenen Aussagen zufolge zwar nach einigen schwierigen Tagen gut verdaut. Doch dann kommt RTL daher und streut noch einmal eine Stunde lang Salz in die christlich-sozialen Wunden. In seiner Dokumentation « Am Plang » zeigt der TV-Sender, wie Wiseler den Wahlkampf erlebt hat. Vom heimischen Arbeitszimmer des einstigen Spitzenkandidaten über langatmige Sitzungen der CSV-Bezirke und interne Strategiesitzungen bis hin zum Ferienhaus im sonnigen Portugal waren die RTL-Kameras dabei.
Herausgekommen ist ein durchaus authentisches Zeugnis des CSV-Spitzenpolitikers, der auch hinter den Kulissen ziemlich genau so ist, wie man es erwartet hat. So erfährt man etwa, dass der nette Herr Wiseler in der Tat sehr nett ist und das auch als Maxime für den Wahlkampf ausgegeben hat. Es gehe nicht darum, mit den politischen Konkurrenten zu « jäizen », sondern darum, die Wähler zu überzeugen, sagt Wiseler in dem Film.
Michel Wolter fragt sich in einer Szene dagegen, ob man den kategorischen Ausschluss einer Koalition mit der ADR nicht vielleicht noch einmal überdenken müsse – und sei es nur für den Fall, dass keine andere Partei nach den Wahlen mit der CSV koalieren will. An dieser Stelle lernt der Zuschauer aber auch den anderen Claude Wiseler kennen. Nein heißt Nein. Punkt.
In der Dokumentation kommt allerdings auch ein anderer CSV-Stratege ganz groß raus. Marc Glesener, früherer Chefredakteur des « Luxemburger Wort », Kommunikationsberater der CSV und erster Supporting Act der Doku, ist in fast allen Szenen zu sehen. Mal erklärt er den CSV-Kandidaten, wie man sich bei einem Shitstorm in den Medien verhält (« Man kann auch mal das eigene, zurecht gelegte Statement zwei oder drei Mal wiederholen »). Mal betont er, dass sich Finanzpolitik nicht so für den Wahlkampf eignet, weil da draußen « keiner weiß, was ein Zentralstaat ist ». Und schließlich, dass Wiseler bei TV-Debatten anders dreinschauen müsse, ansonsten aber alles « tip top » war. Naja, hinterher ist man immer schlauer.
Sven Clement und der Piraten-Nachwuchs
Während der gescheiterte Spin-Doctor der CSV sich wohl oder übel nach einem neuen Auftraggeber umsehen muss, haben es andere Politgenies definitiv leichter. Dass das Parlamentarier-Dasein durchaus seine Vorzüge hat, dürfte dabei bekannt sein. Dass es aber nicht nur um Politik, Ruhm und Geld geht, hat auch uns überrascht. Und wieder einmal war es Sven Clement, der uns eines besseren belehrt hat.
Vielleicht gibt es den Chef-Piraten nämlich schon bald im Mini-Format. Der politisch-unternehmerische Tausendsassa hat für die nächsten fünf Jahre nämlich ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen. Sie denken jetzt an was Politisches? Regierungspartei? Digitalminister? Eine technische Fusion mit der ADR? Weit gefehlt! Es ist eher ein Projekt, sagen wir mal, privater Natur.
Wie Clement im Dokumentarfilm „Off Air“ von RTL verrät, steht für ihn jetzt nämlich Familienplanung auf dem Programm. Warum auch nicht? Der Platz im Parlament ist gesichert und sein neues Abgeordneten-Gehalt müsste für ein paar kleine Mini-Me’s reichen. Genau so sieht es wohl auch seine Frau. „Ma femme m’a dit: Chéri, maintenant que tu as cinq ans quelque chose de stable – les petits gosses, ça m’arrangerait bien”, erzählt Clement ganz unverblümt in der Maske bei RTL.
Die Kursrichtung für die nächsten Jahre ist damit gesetzt. Und die Kampagne der Piraten zur Wiederwahl in fünf Jahren wohl auch. Denn welcher Wähler könnte es schon verantworten, wenn man dem jungen Familienglück dann dieses « quelque chose de stable » demokratisch wieder entzieht. Kaum auszudenken.