Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Eventuelle Opposition und Neues von Juncker und Frieden.
Order, Oooooorrddeeeeeerrr!!!
So, das hätten wir. Außer der neuesten Folge im Brexit-Drama mit der weltweit verfolgten Abstimmung des britischen Parlaments über den Deal mit der EU, war in dieser Woche einiges los. Auch in Luxemburg scheint die Politik nach Wochen im Leerlauf wieder auf Hochtouren zu laufen. Selbst die Opposition scheint aufgewacht zu sein.
Denn auch die CSV weiß: Bürger wollen Politiker, die Position beziehen. Klare Kante, heißt die Devise. Daran hielt sich auch Serge Wilmes, der smarte Hoffnungsträger und eventuelle neue Chef der christlich-sozialen Oppositionspartei (CSO): « Den ëffentlechen Transport gratis? Eventuell », so sein Beitrag zur Debatte um die großen Pläne der Regierung.
Das ist einmal eine Ansage. Bei so einer knallharten « Opposition » sollte sich die Dreierkoalition schon einmal warm anziehen – und sei es nur, um im Oktober 2023 in angemessener Herbstkleidung den nächsten Wahlsieg zu feiern.
Die parlamentarisch-oppositionelle Aktivität lässt sich in Luxemburg aber nicht nur an Videos, sondern auch an den parlamentarischen Anfragen an die Regierung ablesen. Dass sich dabei der substanzielle Wert einer Minister-Antwort oft in Grenzen hält, sollte mittlerweile bekannt sein. Doch manchmal ist die Antwort auch so kurz und knapp, dass sie schon wieder ein Statement ist.
So geschehen im Fall der parlamentarischen Anfrage des CSV-Abgeordneten Marc Lies zur « Rehabilitatioun » des früheren Präsidenten des « Fonds du logement », Daniel Miltgen. Die 16-Wörter-lange Antwort der Neu-Ministerin, Sam « Bad Ass » Tanson: « An dëser Saach wollt ech den honorabelen Députéierten informéieren, dass ech net vir hunn ze reagéieren. » Oh, snap!
Die journalistische Recherche der Woche
Haben Sie es auch schon mitbekommen? Nein? Falls nicht, haben Sie wirklich etwas verpasst. Es war nämlich DIE Meldung der Woche! Und endlich mal eine positive News. Jean-Claude Juncker und seine Ehefrau haben Familienzuwachs bekommen. Caruso heißt der Kleine. Er hat braune Augen, eine Wuschelfrisur und eine feuchte Nase.

Der schwarz-weiße Terrier-Mischling wurde diese Woche vom EU-Kommissionspräsidenten adoptiert. Und sogleich wurde die Nachricht von praktisch sämtlichen Luxemburger Medien aufgegriffen und wie wild auf den Social Media Kanälen gefeiert, geliked und geshared.
Da sind Junckers Ausfälle der vergangenen Monate – Sie erinnern sich vielleicht noch an den akuten Ischias oder den Haar-Grapscher bei der stellvertretenden Protokollchefin Pernilla Sjölin? – fast schon wieder vergeben und vergessen. Auch der Ex-Premier weiß eben: Ein gelungener « Pet-Content » ist die beste PR-Strategie.
« Europawahlen ohne Frieden »
Mit PR-Strategie soll er es ja nicht so haben. Und auch steht wegen einer berüchtigten Aussage seines ehemaligen Chefs (siehe Foto oben) die Frage im Raum, ob er überhaupt etwas von Politik versteht. Gemeint ist natürlich Luc Frieden. Schon wieder hat der Ex-Minister den Zug des politischen Comebacks verpasst. Wie das « Luxemburger Wort » berichtet, wird Frieden nämlich nicht bei den anstehenden Europawahlen kandidieren.
Stattdessen will sich das CSV-Mitglied auf seine Aufgaben als « Anwalt und Vorsitzender der Verwaltungsräte von BIL und Saint-Paul Luxembourg » konzentrieren, heißt es weiter im « Wort ». Frieden soll es dabei um « seine Verantwortung gegenüber diesen Unternehmen und ihren Arbeitnehmern » gehen, so immer noch das « Wort ». Was das « Wort » dabei allerdings vergisst zu schreiben: Das « Wort » ist als Produkt von « Saint-Paul Luxembourg » unmittelbar von Friedens Karriereplänen betroffen.
Politische Geiselhaft beim « Wort » geht weiter
Nur die Älteren unter uns erinnern sich wohl daran, dass es ein gewisser Luc Frieden war, der die größte Tageszeitung des Landes Ende 2017 wieder auf den rechten bzw. mitte-rechten Weg bringen wollte. Sei’s drum, Schnee von vorgestern. Wichtiger ist, dass der Präsident des Verwaltungsrats der Mediengruppe sich immer noch « einbringen » will, und zwar laut « Wort » für « die Entwicklung Luxemburgs » und « im allgemeinen Interesse des Landes ». Die politische Geiselhaft für jene von Friedens « Arbeitnehmern », die zufällig Journalisten sind, wird also noch eine Weile andauern.
Ein politisches Amt wird er zwar vorerst nicht mehr anstreben, doch ist Frieden zumindest als Präsident der Handelskammer im Gespräch. Wie das « Luxemburger Wort » über eine Meldung des « Lëtzebeurger Land » (sic!) schrieb, sei der Ex-Finanzminister hier ein Kandidat für die Nachfolge des aktuellen Vorsitzenden Michel Wurth. Das wäre ja irgendwie passend, vor allem weil Frieden für diesen Posten keine seiner aktuellen Funktionen aufgeben müsste. Allerdings müsste sich der bekannte Sozialromantiker als Lobbyist des Patronats dann aber doch seine immerwährende Sorge um seine « Arbeitnehmer » etwas abgewöhnen.