Wenn es dem Nachwuchs nicht gut geht, gibt es für Eltern mehrere Anlaufstellen. Trotzdem wissen sie oft nicht wohin. Eine bessere Zusammenarbeit der einzelnen Akteure würde nicht nur den Familien, sondern auch den Strukturen zugute kommen. 

Kinderarztpraxen, Maisons Médicales Pédiatriques und vier Notfalldienste für Kinder gibt es in Luxemburg. Obwohl alle quer durchs Land verteilt sind, dauert es manchmal, bis das Kind richtig behandelt wird. Dabei wurde das System der Notdienste für Kinder erst im Jahr 2015 komplett überarbeitet und neu aufgestellt. Damals sagte die ehemalige Gesundheitsministerin Lydia Mutsch: « Die medizinische Versorgung für Kinder und Neugeborene ist nun überall im Land gesichert. »

Eine medizinische Versorgung, die flächendeckend funktioniert? Es hörte sich nach einer gelungenen Initiative an. Sie kam zustande, weil Kinderärzte aus dem Centre Hospitalier du Nord (CHdN) in Ettelbrück und dem Centre Hospitalier Emile Mayrisch (CHEM) in Esch mit ihrer Kündigung drohten. Sie forderten mehr Anerkennung und bessere Arbeitsbedingungen. Die Politik handelte, die Situation beruhigte sich. Vorerst.

Es fehlt an Kommunikation

Denn Probleme gibt es weiterhin. Und die gibt es vor allem wegen einer mangelnden Kommunikation. Die Kannerklinik gilt heute auf nationaler Ebene als Zentrum für Kindermedizin und bietet das meiste Expertentum. Dort treffen die meisten Fälle ein.

Dort ist man aber auch überfordert. Die Leitung des Centre Hospitalier de Luxembourg, zu dem auch die Kannerklinik gehört, plädiert deshalb dafür, dass Eltern nicht in die Notaufnahme, sondern erst zum Kinderarzt oder in die Maison Médicale Pédiatrique gehen. Dort könnte man den Kleinen meist die richtige Betreuung bieten. Immerhin sei man nicht « die einzige » Anlaufstelle im Land. Über andere Möglichkeiten – vor allem bei Notfällen – wissen aber nur die wenigsten Bescheid.

Dabei hat sowohl die Kannerklinik als auch das CHdN in Ettelbrück neben einem Notfalldienst auch eine Maison Médicale Pédiatrique. Beide werden von freischaffenden Ärzten betrieben, die sich schichtweise abwechseln. Die Maison Médicale Pédiatrique ist gedacht für Fälle, die keine Notfälle sind und ist dann geöffnet, wenn private Arztpraxen geschlossen sind. Will heißen: Abends in der Kannerklinik, an den Wochenenden und an den Feiertagen sowohl in der Kannerklinik als auch im CHdN. Für die Maison Médicale Pédiatrique hatte die CNS 2015 1,2 Millionen Euro vorgesehen.

Viel Geld, wenn man bedenkt, dass längst nicht alle Familien dieses System kennen – und nutzen.  Das liegt auch daran, dass nicht richtig oder ausreichend darüber kommuniziert und informiert wird. Eine Informationskampagne gab es nie dazu. Lediglich auf der Internetseite des Gesundheitsministeriums werden Anlaufstellen und Öffnungszeiten von Notfallstationen und Maisons Médicales aufgelistet.

Probleme der ambulanten Notdienste

Hinzu kommt das Problem der Erreichbarkeit. Sowohl im CHEM in Esch-Alzette, im CHdN in Ettelbrück gibt es ambulante Notdienste. Nach der Eskalation im Jahr 2014 wurden sie im Krankenhausgesetz von 2015 festgelegt. Kinderärzte sind stundenweise im Krankenhaus anwesend oder auf Abruf bereit. Notfälle können auch von herkömmlichen Notfallärzten betreut werden – oder kommen in die Kannerklinik.

Wirklich funktionieren scheint dieses System aber nicht. Auch deshalb nicht, weil niemand genau weiß, wann welcher Notdienst zu erreichen ist. Dieses System entlastet die freischaffenden Kinderärzte, die Familien zieht es dadurch aber zunehmend in die Kannerklinik. Dr. Romain Nati, Generaldirektor des Centre Hospitalier de Luxembourg wünscht sich mehr Entgegenkommen « der anderen » Krankenhäuser und Kinderärzte. Die anderen Krankenhäuser kämpfen ihrerseits darum, genug Kinderärzte für ihre Notdienste zu finden. Jeder hat quasi seine eigenen Probleme. Und keiner weiß, wie er sie lösen soll.