Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt unsere Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Dieses Mal: Ein gesprächiger Monarch und andere politische Auslaufmodelle.
Als Großherzog des kleinen Luxemburg hat man es wirklich nicht leicht. Nicht nur, dass man sich ständig mit dem unqualifizierten und aufmüpfigen Personal der aufopferungsvollen Gattin herumplagen muss. Nein, auch bei der Erfüllung der leidigen Staatsoberhaupt-Pflicht pfuscht einem andauernd diese treulose Regierung hinein. „Es gibt viele Dinge, die ich gerne sagen oder tun würde, aber nicht kann. Selbst meine Rede am Nationalfeiertag wird von der Regierung überprüft“, verriet Großherzog Henri nämlich nun dem rasenden Wanderreporter des „Contacto“, wie im „Luxemburger Wort“ zu lesen war.
Die Retrospect-Redaktion ist empört und findet, Xav und Co. könnten dem Staatschef ruhig etwas prä-demokratische Ehrfurcht und Vertrauen entgegenbringen. Immerhin hat der großherzogliche Hof ihnen noch nie Scherereien gemacht. Im Gegenteil: Offenbar regiert es sich nur deshalb so reibungslos, weil der Großherzog ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht: „Die Minister oder die Premierminister besuchen mich regelmäßig. Der Inhalt der Gespräche ist geheim, aber ich kann Ihnen sagen, dass sie oft sehr viel reden. Ich sage kein Wort, ich nicke. Am Ende bedanken sie sich, dass ich ihnen geholfen habe. Manchmal müssen sich die Leute einfach nur zuhören“, so der Mann der Frau des Großherzogs weiter.
Ein guter Monarch hat halt ein offenes Ohr für alle seine Untertanen. Getreu dem nationalen Leitmotto im DP-Staat ist auch er „no bei dir“. Im Privaten scheint es ihm an menschlicher Nähe hingegen zu mangeln: „Das Schlimmste daran, ein Großherzog zu sein, ist die enorme Einsamkeit, unter der man leidet. Du kannst in deinem Land keine Freunde haben – stell dir vor, dass jeder, der mit dir zu tun hat, kläglich scheitert“, zitiert das „Wort“ den einzigen Großherzog der Welt. Was bleibt einem als einsamem Monarchen dann auch anderes übrig, als sein Glück in Biarritz oder Cabasson zu suchen: „Meine Freunde leben in anderen Ländern“, offenbart der einzig wahre Heng.
Großherzogliche Biker-Tour
Weilt der Monarch dann doch einmal in Luxemburg, hat er seine eigene Manier, um mit der schreienden Einsamkeit umzugehen. Landestypisch frönt er dann jenem Hobby, für das sich auch gerne Einheimische jenseits der Midlife-Crisis, aber diesseits des Altenheims entscheiden: „Afe goen“. Natürlich nur stilecht auf seinem Motorrad. Das hat einen entscheidenden Vorteil, erklärt der Gatte einer Bürgerlichen dem fragelustigen Journalisten: „Da ich einen Helm trage, kann ich unbemerkt fahren, niemand erkennt mich.“
Und was genau schaut sich der Monarch dann an? Auch hier bleibt Henri ganz patriotisch. Wie jeder gute Luxemburger ist er natürlich Immobilienexperte in spe: „Ich gehe in die Dörfer und Städte im ganzen Land und sehe mir den Zustand der Häuser an, die Arbeiten, die gemacht werden und die, die gemacht werden müssen.“
Doch Henri sieht nicht nur die Behausungen seiner Untertanen kritisch, auch sonst hat er nicht nur Lob für die Mitglieder der unteren Kasten übrig: „Die Luxemburger sind manchmal egoistisch. (…) Jetzt müssen wir als Volk mehr riskieren, mehr erfinden, mehr Abenteuer wagen. Denn in den vergangenen Jahren sind wir zu bequem geworden. Fast wie verwöhnte Kinder. Wenn wir gemeinsam Risiken eingehen, schaffen wir es auch, über uns hinauszuwachsen.“ So eine Kritik kommt natürlich glänzend an. Vor allem bei jenen, die mit ihren Steuergeldern bekanntlich rein gar nichts zum Erhalt der Monarchie beitragen.
Und natürlich ist der selbstlose Charakter von Großherzog Henri über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Etwa damals, als er die Ländereien rund um seine Schloss in Berg umsonst dem Staat überließ, damit dort Sozialwohnungen entstehen können. Oder als er die Klunker seiner Großmutter in Paris für den guten Zweck versteigern lassen wollte. Und auch seine Frau opfert sich bekanntlich jederzeit für die Monarchie auf, etwa jüngst beim Staatsbesuch in Litauen. Und die verwöhnten Kinder? Hetzen ihm bei der ersten Gelegenheit einen pensionierten Beamten auf den Hals. Na dann, Vive.
„Wa mir bis horizontal leien …“
Apropos Großherzog. Der hatte offensichtlich auch schon mal mit Barbara Agostino zu tun, wie diese nun bei „RTL“ verriet. „Also, da soen ech Iech, wat ech och dem Grand-Duc gesot hunn viru véier Joer: Wa mir bis horizontal leien, da gëtt net méi iwwer Politik geschwat“, antwortete die neue DP-Abgeordnete auf die Frage, wie sie und ihre Ehefrau – die grüne EU-Parlamentarierin Tilly Metz – es zu Hause mit politischen Diskussionen halten.
In welchem Zusammenhang sie das einst bereits dem einsamen Heng erzählt hatte, geht aus dem Interview leider nicht hervor. Die Retrospect-Redaktion kann daher nur spekulieren, ob der Staatschef möglicherweise Rat suchte, wie er sich bei politischen Diskussionen verhalten soll, wo der doch so gerne Dinge sagen oder tun würde, aber eben nicht kann – oder darf. Und stattdessen lieber zuhört und nickt.
Man gönnt dem Großherzog aber auch gar nichts mehr. Noch nicht mal der Eid wird nach Inkrafttreten der neuen Verfassung auf ihn abgelegt. Bleibt ihm nur noch das bereits erwähnte „Vive“. Wobei bekanntlich die CSV ihm auch das abspenstig machen will und für ihren Spitzenkandidaten beansprucht. #Luc
„Ech si kee Politiker“
Mit den Ideen von Luc Frieden könnte sich wohl auch der aktuell parteilose Roy Reding anfreunden. Immerhin befand der ehrbarste und arbeitsamste Abgeordnete, der je die ADR im Parlament vertrat, dass die Partei und ihr rezenter „völkischer Diskurs“ nicht mit seinen „fundamental liberalen Ideen“ zu vereinbaren sei. Gut, dass ihm das noch rechtzeitig auffiel, ehe seine Bezirkskollegen ihn darum bitten konnten, noch einmal anzutreten, um weitere fünf Jahre für die ADR im Parlament zu sitzen.
Wobei „im Parlament sitzen“ in diesem Fall wohl der falsche Ausdruck ist. Laut der ADR war gerade das fehlende Sitzfleisch von Roy Reding der Grund, dass man sich wohl doch nicht dazu durchringen wollte, ihn nochmals als Kandidaten aufzustellen. Viele seiner Parteikollegen hätten ihn nie zu Gesicht bekommen, weder in der Parteizentrale noch im Parlament. Vielleicht hätten sie statt „Chamber TV“ einfach nur den Reisekanal einschalten müssen. Bekanntlich ist Südafrika immer eine Reise wert, umso mehr, wenn Parlamentssitzungen anstehen.
Auswandern will Roy Reding aber offenbar noch nicht. Sein Mandat der ADR überlassen schon gar nicht. So kreativ er einst beim Renovieren von Immobilien war, so flexibel ist Roy Reding auch bei der Wahl seiner politischen Heimat. Er sei bereits mit anderen Parteien im Gespräch, sagte er bei „Radio 100,7“. Welche das sind, verriet er nicht. Nur, dass es nicht die Grünen sind. Weitere Spekulationen wolle er den Journalisten überlassen, die aber offensichtlich sowieso auf dem Holzweg sind, wie er bei den Kollegen von „RTL“ kundtat: „Dir gitt vun der falscher Prämiss aus, datt ech e Politiker wier. Ech si kee Politiker…“
„E schéint Liewen nach“
Auskunftsfreudiger als Roy Reding war da schon Frank Engel. Am Rande einer Pressekonferenz zum Thema Wasserstoff – über das er durch seinen Nebenjob als Wasserstoff-Lobbyist natürlich fundierte Kenntnis besitzt – verkündete der Fokus-Tausendsassa: „De Roy Reding kritt keng Plaz op enger Fokus-Lëscht“, wie „RTL“ meldete.
Das sei eine Sache der Glaubwürdigkeit, befand der Großherzog unter den Kleinstparteigründern. Der Frankster weiß halt, wie Parteiwechsel gehen. Und aus welchen edlen Gründen man neue Parteien gründet: „… fir en eegene politesche Wee ze goen a net fir enger anerer Persoun hir Karriär weiderzeféieren“, so der in puncto Selbstkritik unfehlbare Ex-CSV-Präsident. Vielleicht ist es aber auch ganz gut, dass Roy Reding nun nicht bei Fokus anheuert – anheuern, Sie verstehen?
So bleibt ihm möglicherweise der nächste Parteiaustritt erspart. Denn offenbar hat Frank Engel gelernt, dass man, wenn man einer Partei den Rücken kehren will, sich nicht erst von Parteifreunden vor Gericht zerren lassen muss. Dirty Frank macht nun kurzen Prozess, wie auf Facebook zu beobachten war. Als ihm nämlich ein selbst geoutetes Parteimitglied vorhielt, er habe in Sachen Cannabis-Legalisierung von Tuten und Blasen keine Ahnung, konterte er trocken: „Ah, ma ech realiséiere grad: du bass net méi Member vu menger Partei. E schéint Liewen nach.“ In diesem Sinne!