Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt unsere Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Dieses Mal: Hauptsache Minister und siegestrunkene Wahlkämpfer.
Max Hahn wird Minister. Also irgendwie. Auf Zeit. Bis Oktober. Aber immerhin. Und wenigstens darf er das „allerallerschéinste“ Ressort übernehmen, seit es von Corinne Cahen geführte Ministerien gibt. Ein Ministerium, wie könnte es anders sein, „no bei de Leit“, wie bei „RTL“ zu erfahren war. Es seien „formidabel Joren“ gewesen, mit „formidable Leit“, die jeden Tag zur Arbeit kommen, „fir d’Welt besser ze machen“, so Corinne.
Dasselbe hätte sie zweifelsfrei auch bei ihrer letzten Rede im Parlament sagen können. Dort beließ sie es aber bei warmen Dankesworten, auf die die Abgeordneten ebenso warm antworteten. Darunter auch Nathalie Oberweis, die jedoch immer noch nicht verstehen konnte, warum die Ministerin „diesen Move macht“.
Eine Antwort erhielt Nathalie Oberweis nicht. Bei „RTL“ verriet Corinne aber, was sie in Zukunft machen will: „Alle“, war nämlich ihre Antwort auf die Frage, welche Themen sie als künftige Stadtschöffin interessieren könnten. Alles machen, daraus wird aber wohl nichts. Bekanntlich ist dafür am „Knuedler“ immer noch Iron Lydie zuständig.
Claude Hahn und Max Lamberty
Da muss man als Schöffin schon schauen, wo man bleibt. Und so verriet Corinne am Ende des Interviews, was sie immer schon werden wollte: die erste Frau beim „Service Hygiene“. Auf die Selfies dürfen wir gespannt sein. Corinne verriet aber auch, dass die Parteileitung ganz allein entschieden habe, dass Max Hahn Minister wird. Es sei nämlich nicht am scheidenden Minister, einen Nachfolger zu bestimmen – das habe sie einst auch „dem Här Gramegna“ gesagt. #OhSnap
Mit der Kür von Max Hahn hatten dann auch endlich die Spekulationen ein Ende, wem denn nun die undankbare Aufgabe zufällt, in die ministeriellen Fußstapfen von Corinne Cahen zu treten. Die Hoffnung der Retrospect-Redaktion, dass nun endlich ein gewisser Marc Hansen zu Ministerehren komme, zerstreute sich jedoch schnell. #SoSad
Ebenso die Mutmaßung, Corinnes Erbe sei so groß, dass ein einziger anderer Liberaler dafür schlicht nicht ausreiche. Letztlich wurde dann aber doch nichts aus dem Traum von Claude Lamberty, sich mit BFF Max Hahn das erste Minister-Doppelbüro der Geschichte zu teilen. Da muss Max nun allein durch. Aber es sind ja nur ein paar Monate.

Gerade nochmal gut gegangen …
Serge Wilmes hatte dagegen fast schon selbst daran geglaubt: einmal Bürgermeister sein, also eventuell. Ein absoluter Albtraum für den Sieger des Schwiegersohn-des-Jahres-Preises. Am Ende ging der Kelch dann doch an ihm vorbei. Die Kampagne zahlte sich am Wahlsonntag für den ewigen CSV-Nachwuchspolitiker demnach aus. Seine Partei musste herbe Verluste hinnehmen, aber Mama Lydie legte passend für den Muttertag zu und rettete damit die Koalition.
Die zweite Geige war Serge Wilmes also sicher und er konnte ein zweites Mal vermeiden, den Bürgermeisterposten annehmen zu müssen. Sein Plan für Luxemburg (Stadt) ging also auf. Für die nächsten sechs Jahre darf er weiter Spielplätze einweihen (#OchDatAssDStad) und sich zum Dank die Glückskekssprüche von Iron Lydie anhören. Oder wie die ewige Bürgermeisterin sagen würde: „Mir sichen ëmmer d’Perfektioun, mee mir wëssen, datt déi net vun dëser Welt ass.“
Koalition am grünen Tisch
Nicht von dieser Welt war auch die Achterbahnfahrt, welche die LSAP und die CSV am Wahlsonntag in Esch/Alzette mitmachen mussten. Können sich die Wählerinnen und Wähler denn nicht einfach mal klar und deutlich entscheiden, von wem sie die nächsten sechs Jahre regiert werden wollen? Diese ständigen Wechsel an der Spitze bei der Auszählung jedes noch so kleinen Wahlbüros, das ging selbst gestandenen Escher Politikern an die Nieren bzw. die Leber.
Glücklich schätzen konnte sich da Meris Sehovic. Der Escher aus Überzeugung musste nicht bei jeder neuen Hochrechnung bangen, er konnte sich zurücklehnen und dem Niedergang seiner Grünen unaufgeregt zuschauen. Am Ende wird es schon reichen für einen Platz an der Sonne, dachte er sich. Wie jeder gute Grünen-Realo weiß: Demokratie ist schon wichtig und so, aber Hauptsache regieren!
Des einen Freud, ist bekanntlich des anderen Leid. Und man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. Vor allem, wenn man Mitglied der LSAP in Esch ist. Es reicht halt nicht, zum Spielende hin mit 36 Stimmen in Führung zu gehen. Ein Spiel dauert 90 Minuten und ist immer erst dann vorbei, wenn der Schiri pfeift. Auch in Esch entschied sich die Meisterschaft in der Nachspielzeit. Während die Escher Sozialisten bereits siegestrunken den Platz vor dem Café „Le Pirate“ stürmten, verpasste die CSV zwar den entscheidenden Treffer, entschied die Partie aber letztlich klammheimlich am grünen Tisch.
Dem Bürgermeister der roten Herzen Steve Faltz bleibt demnach nur die alte Fußballerweisheit „am Ende gewinnt immer die CSV“ – pardon, gemeint ist natürlich: Mal verliert man und mal gewinnen die anderen. Und ohnehin ist nach dem Spiel vor dem Spiel. Rückspiel demnach im Oktober. Darauf drei Groschen ins Phrasenschwein.
„Et huet kee Wäert“
Die beste Halbzeit ist sowieso nach wie vor die dritte Halbzeit. Das dachte man sich auf jeden Fall in Strassen, wo das Spiel schon gegen halb neun abgepfiffen wurde. In der Zeit hatte der amtierende Bürgermeister – und Feind aller Metal-Musik – Nico Pundel offenbar ausreichend Möglichkeiten, siegestrunken zu werden. „Radio 100,7“ konnte eine Stunde nach Verkündung der Ergebnisse jedenfalls einen sichtlich, naja, sagen wir mal „glücklichen“ Bürgermeister antreffen. Seine Spielanalyse war entsprechend messerscharf: „Der eine gewinnt extrem dazu und der andere verliert, dann muss man irgendwie daraus Schlussfolgerungen ziehen.“
Diese Woche noch sollte eine Entscheidung fallen. „Et huet kee Wäert“, so der Kapitän der CSV Strassen kryptisch. Angeblich bezog sich das auf die DP, die es trotz Zugewinnen wieder nicht in den Schöffenrat schaffte und abermals blau vor Neid nach Bartringen schaute. Stattdessen koaliert die CSV in Strassen nun wieder mit der LSAP – und mit den Grünen. Rein rechnerisch hätte es für Schwarz-Rot auch allein gereicht, doch habe man eine stabile Mehrheit haben wollen. So die offizielle Version.
Es hält sich aber hartnäckig das Gerücht, dass der Bürgermeister im Siegesrausch die Stimmen falsch zusammenzählte und so auch den Grünen eine Offerte machte. Zum Glück stand in Strassen keine ADR-Liste zur Wahl, wer weiß, welche Mehrheit dann zusammengekommen wäre. Oder war vielleicht Nico Pundel der spätabendliche Anrufer, der machttrunken dem Bettemburger Liberalen Gusty Graas ein unmoralisches Angebot unterbreiten wollte …
Apropos messerscharfe Analysen: Damit konnten zum Ende der Woche auch die Kollegen von „RTL“ aufwarten. In ihrem Beitrag zu einer neuen Studie der Europäischen Zentralbank stellten sie doch tatsächlich fest: „Leit, déi ierwen, ginn éischter Proprietär vun engem Logement.“ Bäm, so was von auf den Punkt! Und so was von unerwartet. Wer hätte sich das auch nur ansatzweise ausmalen können?
Die Retrospect-Redaktion begrüßt aber ausdrücklich diese neue Messlatte für aussagekräftige Titel und hat sogleich einige Vorschläge parat: „Leit, déi méi Suen hunn, sinn éischter räich“ Oder: „Wann et baussen net reent, ass et och bannen manner naass“. Oder auch: „Wien dëse Retrospect net liest, huet de Weekend manner ze laachen.“ In diesem Sinne …