Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Außenpolitiker, Großherzogs und andere Weihnachtsprofis.

Es ist Zeit für etwas Besinnlichkeit. Nach den anstrengenden Gesprächen mit dem Onkel, der sich per se nicht impfen lassen, aber unbedingt darüber diskutieren will, ist nun Zeit, endlich ein bisschen innezuhalten. Dafür gibt es nichts Besseres, als sich die schönsten Weihnachtswünsche von Politikern anzuschauen. Die Grafikabteilungen in den Fraktionen haben sich dieses Jahr nämlich besonders viel Mühe gegeben. Eine Stilkritik.

Lässig vor den Weihnachtsbaum gestellt und dann auch noch mit Merkelraute, so haben sich die beiden CSV-Europaabgeordneten ablichten lassen. Das Foto, das wohl schnell noch zwischen zwei Sitzungen von einem gestressten Praktikanten geschossen wurde, konnte aber immerhin noch durch seine schöne textliche Aufarbeitung glänzen. Schnell noch einen Wordart-Text draufgeschmissen, der so manchen Schüler vor 20 Jahren vor Neid hätte erblassen lassen. Und fertig ist die gelungene Weihnachtskarte. Obwohl, wie wir alle wissen: Die CSV gibt sich nur mit absoluter Perfektion zufrieden …

(Foto: Facebook.com)

Ping-Pong zu Hofe

Mit den Weihnachtskarten wollen die Politiker ihre Volksnähe unter Beweis stellen. Aber was die Abgeordneten können, das kann der Großherzog schon lange. Der Hof lud die beiden Spitzentischtennisspielerinnen Sarah De Nutte und Ni Xia Lian auf eine kleine Partie ein. Dabei konnte die ganze Welt sehen, dass in der großherzoglichen Familie das Tischtennistalent „wirklich maximal unglücklich“ verteilt ist, wie Dr. Gérard Schockmel es ausdrücken würde.

Natürlich ist das dann auch absolut berichtenswert, wenn der Großherzog Sachen tut, die Normalsterbliche halt so tun. Das nächste Mal gibt es dann Fotos vom Großherzog, der ein Eis isst oder mit der Tram fährt. Obwohl, wie wir alle wissen: Mit der sanften Mobilität hat das Staatsoberhaupt keine optimalen Erfahrungen …

Die eigentliche Frage ist jedoch: Wie kam dieser Tischtennistisch überhaupt in den großherzoglichen Palast? Der wird ja sicherlich nicht die ganze Zeit da rumstehen? Musste Yuriko Backes als Bestrafung für ihren Jobwechsel noch kurz vor Schluss eine Tischtennisplatte kaufen? Und was passiert nun mit dem neuen Möbelstück? Wird es demnächst als „großherzoglicher Tischtennistisch“ auf Ebay-Kleinanzeigen verkauft? Fragen über Fragen. Die Fotos und Videos sind dafür unschlagbar (pun intended).

Volksnähe verkörpert am Hof aber niemand besser als der kleine Charles. Doch auf dem Foto der kleinen Familie schlich sich ein bisher unbekanntes Mitglied ein. Der große Bär mit rotem Schal und Weihnachtsmütze hätte „dem jungen Prinzen, der im kommenden Mai seinen zweiten Geburtstag feiert, beinahe die Show gestohlen. Wohlgemerkt: Beinahe! Denn das Lächeln von Charles zieht einfach alle Blicke auf sich“, schrieb der Luxemburger Ableger der „Bunte“ („Luxemburger Wort“) am Donnerstag.

Foto: Cour grand-ducale

„Diplomatie und Dialog“

Während die einen für Fotos posierten oder sich nur noch um ihre Weihnachtseinkäufe kümmerten, mussten andere hart arbeiten. Der dienstälteste Außenminister der Milchstraße (gleich nach dem überzeugten Demokraten Sergey Lawrow) reiste vor Weihnachten noch kurz auf Staatskosten nach Madrid und Berlin für unfassbar wichtige bilaterale Pläuschchen. Unser Jang durfte sich also noch einmal so richtig austoben, bevor er sich auch in den kollektiven luxemburgischen Winterschlaf ab Weihnachten begab.

Er hatte allerdings die Rechnung ohne die freche Annalena gemacht. Sie konnte sich „den kleinen Scherz so kurz vor Weihnachten nicht verkneifen“, leitete die neue deutsche Außenministerin ihren „Scherz“ ein: Jang spreche ein „perfektes Deutsch“. Das würde man in Luxemburg nicht so sehen, konterte Asselborn.

Wahrlich unvergessen sind die Deutschlektionen des Außenministers. So kurz nach Weihnachten erlauben wir uns dann auch mal einen kleinen „Joke“ auf Kosten des Außenministers: Im Parlament sagte Paulette Lenert am Freitag, man wolle „d’Läffelen net bei d’Tromm geheien“, die „Bengelen“ hatte wohl Parteifreund Jang bereits geklaut. Darauf eine zolitte Drippe dadrin!

Doch auch Xavier Bettel war mal wieder außenpolitisch unterwegs. Also zumindest mit dem Telefon. Er hat seinen guten alten Freund Wladimir angerufen. In seinem Gespräch mit dem russischen Kollegen habe er für eine „Deeskalation an den Grenzen, um das Vertrauen wiederherzustellen“ plädiert. Die Antwort von Putin wurde zwar nicht übermittelt. Doch wir sind uns sicher, dass sich der nette Autokrat aus Moskau von den Worten des Leaders der mitteleuropäischen Großmacht beeindrucken ließ.

War das wirklich der Grund des Telefongesprächs? Ging es vielleicht doch eher um Business als um Weltfrieden? „RTL“, das bestinformierte Medium, seit es vom Staat mit Millionen zugeschüttete „Privatsender“ gibt, wusste allerdings mehr. Die Scherzkekse aus Kirchberg überschrieben ihren Artikel mit dem sehr passenden Titel: „Diplomatie und Dialog.“ NB: Die Gänsefüßchen wurden nicht von uns hinzugefügt. Auch die Fotoauswahl für den „Artikel“ hätten wir nicht besser hinbekommen.

„Nach vorne schauen“

Das Jahresende ist immer auch ein passender Zeitpunkt, um auf das bereits Geleistete zurückzublicken. Traditionell gehört es sich dann auch, mit dem Premierminister ein Interview zu führen. Die kritischen Journalisten von „Eldoradio“ nahmen den Premierminister dabei aber mal so richtig in die Mangel. Plagiatsaffäre, Fehler im Krisenmanagement bei Covid und beim Hochwasser, Verfassungsreform, alles kam auf den Tisch! Also fast alles, abgesehen von den genannten Themen. Die beiden Journalistinnen fragten den Premierminister doch unverhohlen, was er denn seinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben würde. Die Antwort des Premierministers: „Nach vorne schauen.“

Dabei war das ja eigentlich genau das, was sein jüngeres Ich getan hat. Vor ihm wartete ein Abgeordnetenmandat, im damaligen Hier und Jetzt galt es halt noch, eine doofe DEA-Arbeit zusammen zu kompilieren. Aber alles Schnee von gestern, jetzt schauen wir alle nach vorne, es kann nur noch besser werden. Was in Nancy passiert, bleibt auch in Nancy. Obwohl, mal schauen …

Aber alles zu seiner Zeit! Zusammen mit den luxemburgischen Winzern wünscht die gesamte Retrospect-Redaktion schöne Restfeiertage und ein frohes neues Jahr.

(Quelle: Facebook.com)