Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt unsere Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Dieses Mal: Warum ist Henri Kox noch Minister? Und warum macht er Satire?
Luxemburg exportiert nicht nur Stahl, Diesel, Zigaretten und gewaschenes Geld, sondern neuerdings etwas ganz Seltenes: Luxemburger. Die Zahl jener, die zu Grenzgängern werden, wächst beständig. Den Politikern gibt das Rätsel auf. Sie können die Betroffenen auch nicht nach den Gründen fragen, weil die tauchen komischerweise nie auf den „Dëppefester“ auf – dem natürlichen Habitat des gemeinen Wahlkämpfers. Also fragen sie sich gegenseitig, was der Grund sein könnte. Warum kauft man keinen Bungalow in Strassen oder Niederanven, sondern eine Wohnung in Thionville oder ein Haus in Perl?
Mars will’s wissen. Also fragt er den Wohnungsbauminister Heng Kox (Déi Gréng). Irgendetwas mit Wohnen scheint das ja zu tun zu haben. Aber Heng weiß es auch nicht und antwortet: Kuck mal beim Statec. Mars setzt sich an seinen Rechner, findet aber nichts in den Statistiken. Also fragt er ein zweites Mal.
Was er nicht weiß: Im Hochhaus in Kirchberg gilt das als Majestätsbeleidigung. Mindestes so schlimm wie in Nordkorea am lieben Führer Kim zu zweifeln. Also griff man im Wohnungsbauministerium zur Atombombe: Auf eine Frage von Mars antwortet Henri Kox mit 31 Gegenfragen. Bähm!
28 Fragen, warum Heng noch immer Minister ist
Als Flugabwehrkanone der Luxemburger Demokratie war die Retrospect-Redaktion sofort in Kampfbereitschaft. Auf Gegenfragen folgen auf der Eskalationsskala die abschreckenden Gegen-Gegenfragen:
- Wie wurde Henri Kox Weltmeister im Eigentor-Schießen?
- Wie viele Spitzenbeamte braucht es, um Fragen nicht zu beantworten?
- Was versteht der Minister unter „exzessiv niedrigen Mieten“?
- Warum kennt er die Definition von Gentrifizierung nicht?
- Ist Heng heimlich Kandidat einer Satire-Partei?
- Warum will er peinlicher sein als seine Vorgänger Marc Hansen, Maggy Nagel und Fern Boden?
- Könnte der Exodus der Luxemburger etwas mit Immobilienpreisen zu tun haben?
- Wie viele Sitze verlieren die Grünen wegen ihres Heng?
- Wie viele Mufflons starben beim Erstellen von 31 Gegenfragen?
- Hat der Minister nichts Besseres zu tun – etwa eine Wohnungskrise zu lösen?
- Warum braucht Heng sechs Monate, um 600 Millionen auszugeben?
- Ist Fensterglas in der ministeriellen Lesebrille?
- Warum heißt es Mietdeckel, wenn die Mieten damit steigen?
- Warum hasst der Staatsrat den Wohnungsminister?
- Ist Überheblichkeit eine Todsünde?
- Hat der Minister jemals einen Satz mit weniger als sechs Nebensätzen gemacht?
- Warum ist der LSAP-Bengel Max Leners so frech mit ihm?
- Wann hat der Minister seinen „Cochon à volonté“-Moment?
- Wer nimmt den Minister ernst?
- Was macht eigentlich seine Nichte?
- Warum glaubt Henri Kox an die Gemeinden, wenn die das selbst nicht tun?
- Können Polizisten sich eine Wohnung leisten?
- Wer ist in Remich beliebter? Heng oder Daniel Frères?
- Wie lange gilt das Projekt „Elmen“ noch als neu?
- Was würde Carole sagen?
- Wird Henri Kox noch einen Gesetzentwurf durchs Parlament bekommen?
- Wie viele Kox kann dieses Land noch aushalten?
- Wer bläst am besten? (dazu später mehr)
- …
Wir brechen an dieser Stelle ab, denn unsere Freitagnachmittage sind leider etwas gefüllter als die im Wohnungsbauministerium. Und leider haben wir keine „Conseillers de gouvernement“ rumsitzen, die gerade nichts zu tun haben.

Wer bläst am besten?
Die wichtigste Frage hat Heng aber vergessen: Wie viele Stimmen verliert man, wenn man weniger als 100 Selfies von der „Eemaischen“ postet? Es müssen Tausende sein, wenn man Instagram und Facebook über das verlängerte Osterwochenende verfolgte. Inhalte überwinden, heißt das Motto.
Es ist natürlich auch entzaubernd. „RTL“ war superinvestigativ unterwegs, zündete die Floskel-Bazooka und fand Erschreckendes heraus: Die Patriotin Sylvie Mischel kann die „Heemecht“ nicht auf einem „Péckvillchen“ spielen. „Ich blase auch da nicht hinein, wo andere schon hineingeblasen haben“, sagte sie. Man wünscht sich, dass das auch für die ADR-Politik gelten würde. Ihr Populismus ist schließlich so abgelutscht wie die Zunge des Dalai Lama.
Djuna, „de Gab“ und Corinne kennen da keine Hemmungen. Jeder Trick gilt, um Stimmen zu fangen. Wenn man Glück hatte, ist man auf der „Eemaischen“ noch mit einem blauen Ei davon gekommen. Immerhin kostete das diesmal keine fünf Tonnen CO2.
Sven verliert Kampf um koffeinhaltige Süßgetränke
Der beste aller Stimmenfänger verschluckte sich diese Woche bei seiner morgentlichen Cola. Der koffeinhaltige Süßgetränke-Hersteller will sich aus den Luxemburger Lyzeen verabschieden. Ein Desaster findet Süßwasserpirat Sven Clement. Immerhin begann seine politische Karriere einst mit dem Kampf für den Erhalt von Cola-Automaten im Lycée Aline Mayrisch.
Damals widersetzte sich Svenni einer demokratischen Entscheidung des Schülerrats. Er reichte sogar eine Petition für den Erhalt seines Lieblingsgetränks bei der Direktion ein – und bekam recht. Aus Svenni wurde zu dem Zeitpunkt die Nervensäge, die wir heute kennen und lieben. Nun droht allerdings sein ganzes Selbstverständnis zerstört zu werden. Sein Lebenswerk und sein Entstehungsmythos werden mir nichts, dir nichts von einem Getränkeproduzenten zerstört, ohne dass man ihn überhaupt gefragt hat!
In der Piratenzentrale arbeitet man bereits fleißig an einer Strategie, wie man den Kapitän wieder aufpäppeln kann. Vielleicht braucht er einfach ein neues Hobby. Die jungen Liberalen hätten da ein paar Ideen für ihn, erzählt Corinne – offenbar aus ihrer Badewanne.
#LuckyLuc
Eine bessere Woche hatte die CSV. Mit ihrem #Luc geht es endlich wieder bergauf. Zumindest in den Umfragen. Noch ein paar „ein bisschen Frieden“-Wortspiele im „Wort“ und dann wird das schon klappen mit der Machtübernahme, denkt man sich bei der CSV. Nur leider wollen die Wähler nicht #Luc als Premier, sondern noch immer Xav. Dieses Mal den Wählerwillen zu interpretieren, wird also richtig schwierig für die runderneuerten Christsozialen.
Immerhin wissen wir jetzt dank eines Steuerberatungsunternehmens, welche Qualitäten der oder die nächste Premierminister/in haben muss. Am meisten wünschen sich die Luxemburger einen „Manager, der effizient verwaltet“. Damit wäre dem kurzen Höhenflug von #Luc wohl schnell ein Ende gesetzt. Denn ganz „effizient“ war der Verkauf von Cargolux-Anteilen an die Katarer ja nicht gerade. Andererseits, wer managt schon effektiv in der Luxemburger Politik. Außer natürlich Sven „The Brain“ Clement mit seinen gefühlt 20 Unternehmen. Da halten wir es allerdings mit Ulf Poschardt: Liebes Luxemburg, bitte nich.